Deutschland

Mehrheit der Syrer in Deutschland bezieht Hartz IV

Im Vergleich zu anderen Herkunftsländern ist der Anteil der syrischen Ausländer, die auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind, sehr hoch. Trotz allgemein guter Bleibeperspektiven. Zugleich stellen Syrer inzwischen die größte Gruppe unter den ausländischen Ärzten.
Mehrheit der Syrer in Deutschland bezieht Hartz IVQuelle: www.globallookpress.com © Hendrik Schmidt/ZB

65 Prozent aller erwerbsfähigen Syrer in Deutschland sind auf Arbeitslosengeld II, auch als Hartz IV bekannt, angewiesen. Der Anteil der Hartz-IV-Empfänger war somit unter Syrern weitaus höher als unter Ausländern aus anderen Herkunftsstaaten von Flüchtlingen, etwa Afghanistan oder Somalia. Einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit zufolge bezogen 37,1 Prozent der Somalier im erwerbsfähigen Alter im gleichen Zeitraum Hartz-IV-Leistungen. Unter den Afghanen lag der Anteil bei 43,7 Prozent.

Die Statistik der Bundesagentur bezieht sich auf das Ausländerzentralregister, das nicht nur Asylbewerber registriert, sondern alle in Deutschland lebenden Menschen, die Staatsbürger eines anderen Landes sind. Jedoch stellen Asylbewerber einen Großteil der syrischen Staatsbürger hierzulande dar. Einige der früher zugewanderten Menschen aus Syrien besitzen zudem inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft.

Der Anteil der Leistungsbezieher unter den erwerbsfähigen Syrern ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Im März 2020 lag er noch bei fast 70 Prozent. Zudem stellen Syrer laut Bundesärztekammer inzwischen die größte Gruppe unter den ausländischen Ärzten. Im vergangenen Jahr waren 4.970 syrische Ärzte in Deutschland beschäftigt.

Mathias Middelberg, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa:

"Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass wir im Bereich der Integration noch viel vor uns haben."

Angesichts "der hohen Schutzquote und der somit vergleichsweise guten Bleibeperspektive" sei der hohe Anteil syrischer Leistungsbezieher bemerkenswert.

Die Annahme, dass ein sicherer Status zu einer schnelleren Integration in den Arbeitsmarkt führe, scheine sich hier nicht zu bestätigen.

"Statt, wie es die Grünen wollen, Anreize für gering- und unqualifizierte Einwanderung zu setzen, müssen wir uns daher auf die bereits hier lebenden Schutzberechtigten konzentrieren und unsere Bemühungen gerade im Bereich der Arbeitsmarktintegration verstärken."

Zahlen der Bundesagentur zeigen, dass im April 2021 27,4 Prozent der Syrer, 46,8 Prozent der Ausländer insgesamt und 63,1 Prozent der Deutschen im erwerbsfähigen Alter sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Wer einen Integrationskurs oder einen Berufssprachkurs besucht, wird allerdings nicht als Arbeitsloser gezählt, sondern als "Unterbeschäftigter". Hartz IV-Leistungen erhält außerdem, wer so wenig verdient, dass er seinen Lebensunterhalt davon nicht allein bestreiten kann.

Der relativ hohe Anteil von Leistungsempfängern liegt laut einer Studie der Arbeitsagentur aus dem vergangenen Jahr unter anderem an der oft fehlenden formalen Qualifikation von Geflüchteten sowie der Beschäftigung in Bereichen mit "Entlohnung im unteren Entgeltbereich". Gut ein Viertel der Geflüchteten habe Hochschulen oder berufliche Bildungseinrichtungen besucht und 16 Prozent hätten einen Abschluss. Unter der in Deutschland geborenen Bevölkerung verfügen vier Fünftel über berufliche oder akademische Abschlüsse.

Panu Poutvaara, Mitglied des Sachverständigenrats für Integration und Migration, erklärte:

"Generell kann man sagen, dass die Arbeitslosenquote bei Flüchtlingen in den ersten Aufenthaltsjahren immer besonders hoch ist."

Aus keinem anderen Land seien seit 2015 so viele Asylbewerber nach Deutschland gekommen wie aus Syrien. Das bedeute, dass sich Flüchtlinge, die von dort stammen, oft kürzer in der Bundesrepublik aufhalten als Flüchtlinge anderer Nationalitäten. Dies erkläre teilweise, warum Flüchtlinge mit kürzerer Aufenthaltsdauer einen höheren Anteil an Empfängern staatlicher Hilfe ausmachten.

Dass der Anteil der Beschäftigten unter den Geflüchteten aus Syrien geringer sei, habe womöglich auch mit dem relativ hohen Anteil von Frauen in dieser Gruppe zu tun. Etwa 40 Prozent der syrischen Geflüchteten seien weiblich. Viele syrische Frauen seien nachgezogen und daher noch nicht lange im Land. Oft stünden sie dem Arbeitsmarkt wegen der Betreuung von Kleinkindern nicht zur Verfügung. Auch kulturelle Gründe könnten hier eine Rolle spielen.

Dennoch zeigte sich Poutvaara optimistisch über die Perspektiven für syrische Flüchtlinge:

"Der Anteil der syrischen Flüchtlinge, die staatliche Hilfen empfangen, wird in den kommenden Jahren erwartungsgemäß weiter abnehmen – auch wenn die Corona-Pandemie vorübergehend äußerst negative Auswirkungen auf ihre Beschäftigungschancen gehabt hat."

(dpa/rt)

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