Deutschland

Friedrich Merz über Gender-Befürworter: Wer gibt ihnen das Recht, unsere Sprache zu verändern?

Friedrich Merz ist bekannt für offene Worte. Im Interview mit dem Spiegel kritisert er eigenmächtige Eingriffe in die deutsche Sprache durch "eine kleine Gruppe von Leuten". Die Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock hält er für eine "ernsthafte Gegnerin", aber für keine geeignete Kanzlerin.
Friedrich Merz über Gender-Befürworter: Wer gibt ihnen das Recht, unsere Sprache zu verändern?Quelle: www.globallookpress.com © Jonas Güttler / dpa

Vergangene Woche twitterte Friedrich Merz ein Statement gegen das sogenannte "Gendern" und startete damit eine Welle von Kommentaren in den sozialen Medien. Merz amüsierte sich in seinem Tweet etwa über Formulierungen wie "Grüne und Grüninnen" oder "Spielplätze für Kinder und Kinderinnen" und unterstrich seine Position mit der Frage:

"Wer gibt diesen Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?"

Im Interview mit dem Spiegel wurde der CDU-Politiker auf seinen Tweet angesprochen. Merz argumentiert, "eine kleine Gruppe von Leuten" maße sich "eigenmächtig" an, "den Gebrauch der deutschen Sprache zu verändern, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung eindeutig dagegen ist".

"Wer gibt zum Beispiel Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern das Recht, Prüfungsarbeiten auch danach zu bewerten, ob die Gender-Sternchen verwendet werden oder nicht? […] Wer gibt Nachrichtenmoderatorinnen und -moderatoren das Recht, in ihren Sendungen einfach mal so eben die Regeln zur Verwendung unserer Sprache zu verändern?"

Merz hält diese Praxis für "rechtlich angreifbar" und kritisiert eine Vorgehensweise, wo Personen "in gesellschaftlich verantwortungsvollen Positionen" einfach nach ihrem Gutdünken handeln. Dies sei jedoch nicht ihre eigene Entscheidung, meint Merz und verweist auf Frankreich, wo die Regierung Macron allen staatlichen Institutionen untersagt habe, "die sogenannte geschlechtergerechte Sprache zu verwenden". Aus Sicht des CDU-Politikers haben "die Franzosen offenbar ein besseres Feingefühl für den kulturellen Wert ihrer sehr schönen Sprache".

Vom Spiegel wird ihm "das Recht auf freie Meinungsäußerung" entgegengehalten. Dem widerspricht Merz für diesen Fall:

"Die Bevölkerung hat umgekehrt das Recht, dass gerade die mit Pflichtbeiträgen finanzierten Medien Rücksicht nehmen auf ihre Empfindungen und ihre Meinung. Und die Studentinnen und Studenten an den Universitäten haben das Recht, dass ihre Prüfer auf sach- und wissenschaftsfremde Bewertungskriterien in den Prüfungsarbeiten verzichten."

Für ihn steht fest, dass es in "einen kulturellen Konsens in der Republik" gebe und "die überwiegende Mehrheit der Menschen" die Gendersprache ablehne. Merz zweifelt zudem an, "ob ein gesprochenes Sternchen wirklich hilft, die Gleichberechtigung zu verbessern".

Für den Spiegel ergibt sich daraus die Frage, ob die CDU und Laschet im Wahlkampf auf einen "Sprachkonservatismus" setzen solle und was passiere, wenn die Grünen als "potenzieller Koalitionspartner" auf ein Gendern der Bundesregierung pochen würden. Merz weist die Relevanz dessen zurück, es sei "hoffentlich nicht das einzige Thema der Koalitionsverhandlungen – mit wem auch immer sie stattfinden" –, "wo die Sternchen im Koalitionsvertrag stehen". Man sollte stattdessen "mit den Themen in den Wahlkampf ziehen, die die Menschen umtreiben". Merz fragt zurück:

"Finden Sie nicht, dass wir ein paar Themen in diesem Land haben, die mindestens genauso wichtig sind oder vielleicht sogar ein bisschen wichtiger?"

Friedrich Merz, der im Januar als Kandidat um den CDU-Vorsitz gescheitert war, sieht seine Partei vor einer schwierigen Aufgabe bei der Bundestagswahl am 26. September. Er selbst hat dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet, seinem ehemaligen Kontrahenten um den CDU-Vorsitz, seine volle Unterstützung zugesichert. Die CDU müsse sich als "eine liberale und werteorientierte Partei mit christlich-sozialen Wurzeln" zum Ziel setzen, "auch jene zu integrieren, die im besten Sinne des Wortes konservativ unterwegs sind". Es müsse gelingen, eine Mehrheit "zur politischen Mitte hin zu integrieren".

Mit den Grünen und ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock stehe der Union eine "ernsthafte Gegnerin" gegenüber. Merz betont, Baerbock sei "fleißig und medial präsent" und der deutlich passendere Grünen-Kanzlerkandidat als Robert Habeck. Diesem attestiert Merz "zu viele Wissenslücken". Insgesamt hätten die Grünen "strategisch und konzeptionell einen guten Job gemacht – inklusive der Kanzlerkandidatennominierung". Allerdings blieben sie eine "Ein-Themen-Partei, die jeden Politikbereich dem Klimawandel unterordnet".

Danach gefragt, ob er denn Baerbock für "kanzlerfähig" halte, äußert Merz erhebliche Zweifel:

"Die mangelnde Berufs- und Regierungserfahrung spricht einfach gegen sie. Außerdem sind die Grünen immer noch zu sehr auf das Thema Ökologie verengt und zu wenig trittfest in anderen Themen. Ich würde dieser Partei die außen-, verteidigungs- und wirtschaftspolitische Führung dieses Landes als Wähler nicht gern anvertrauen."

Merz blickt zuversichtlich auf den kommenden Bundestagswahlkampf. Laschet könne Deutschland aus der Corona-Krise herausführen:

"Wir haben mit Armin Laschet alle Chancen. Bald werden mehr Menschen geimpft sein, die Lokale werden wieder öffnen, die Geschäfte und die Urlaubsorte auch. Wir werden im Sommer eine völlig andere Grundstimmung haben."

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