Deutschland

ARD-Deutschlandtrend: "Klare Mehrheit zu Impfung bereit" – Zahlen nicht so eindeutig

Laut ARD will sich "eine Mehrheit der Deutschen impfen lassen". Die Zahlen von Infratest dimap liefern jedoch ein nicht so klares Bild. Im Vergleich zum Sommer sinkt die Zustimmung zu einer Corona-Impfung. Die Arbeit der Bundesregierung wird überwiegend positiv eingeschätzt.
ARD-Deutschlandtrend: "Klare Mehrheit zu Impfung bereit" – Zahlen nicht so eindeutigQuelle: Gettyimages.ru © Westend61 / Getty Images

37 Prozent der Befragten wollen sich "auf jeden Fall" gegen das Coronavirus impfen lassen, 34 Prozent halten das zumindest für "wahrscheinlich". 29 Prozent wollen sich nicht oder "wahrscheinlich nicht" impfen lassen. Diese Zahlen publizierte die ARD am 12. November in ihrem aktuellen Deutschlandtrend – ermittelt vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap. Gefragt wurde auch nach der Zustimmung zur vorgeschlagenen Impfstrategie, wonach Risikogruppen zuerst geimpft werden sollen. Dies hielten 93 Prozent der Befragten für "angemessen".

Aus den Ergebnissen interpretiert die Nachrichtenseite tagesschau.de: "Klare Mehrheit zu Impfung bereit". Eine "Mehrheit der Deutschen" wolle sich impfen lassen, "sobald ein Corona-Impfstoff vorliegt". Die Auswertung bei Infratest dimap selbst fällt verhaltener aus und stellt die Befragungsergebnisse in Relation zu vergangenen Befragungen: "Zuspruch für Impfstrategie, aber Impfbereitschaft gesunken". Im Vergleich zu einer Befragung im August 2020 ist die Bereitschaft, sich "auf jeden Fall" impfen zu lassen, um sieben Prozentpunkte gesunken (von 44 auf 37 Prozent) und die Ablehnung um fünf Prozentpunkte gestiegen (von 24 auf 29 Prozent).

Die Sorge, sich mit dem Erreger SARS-CoV-2 zu infizieren, geben 44 Prozent der Befragten als "groß" oder "sehr groß" an (sieben Prozentpunkte mehr als im Oktober). Bei 38 Prozent ist diese Sorge "weniger groß", bei 17 Prozent "klein" (sieben Prozentpunkte weniger als im Oktober).

Gefragt wurde auch nach der "Gesamtbewertung der Corona-Maßnahmen". Diese hielten 54 Prozent der Befragten für "angemessen" (zwei Prozentpunkte weniger als in der Vorwoche), 26 Prozent gehen sie "zu weit", 18 Prozent gehen diese "nicht weit genug" (jeweils zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche). Aufgeschlüsselt wird auch die Verteilung nach der angegebenen Parteisympathie (fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe):

  • Grüne: für 70 Prozent angemessen, für 18 Prozent zu weit, für 11 Prozent nicht weit genug
  • CDU/CSU: für 66 Prozent angemessen, für 15 Prozent zu weit, für 18 Prozent nicht weit genug
  • SPD: für 66 Prozent angemessen, für 14 Prozent zu weit, für 19 Prozent nicht weit genug
  • FDP: für 42 Prozent angemessen, für 51 Prozent zu weit, für 7 Prozent nicht weit genug
  • Linke: für 41 Prozent angemessen, für 22 Prozent zu weit, für 37 Prozent nicht weit genug
  • AfD: für 28 Prozent angemessen, für 56 Prozent zu weit, für 16 Prozent nicht weit genug

57 Prozent der Befragten geben an, generell mit der Arbeit der Bundesregierung "zufrieden" zu sein (+ zwei Prozent zu Oktober), zehn Prozent sind sogar "sehr zufrieden" (+ drei Prozent zu Oktober). 22 Prozent geben an, "weniger zufrieden" zu sein (- fünf Prozent zu Oktober), elf Prozent sind "gar nicht zufrieden" (+ ein Prozent zu Oktober). Diese Frage wurde ebenfalls nach Parteisympathie aufgeschlüsselt:

  • CDU/CSU: 87 Prozent sehr zufrieden/zufrieden, 13 Prozent weniger/gar nicht zufrieden
  • Grüne: 85 Prozent sehr zufrieden/zufrieden, 15 Prozent weniger/gar nicht zufrieden
  • SPD: 78 Prozent sehr zufrieden/zufrieden, 22 Prozent weniger/gar nicht zufrieden
  • Linke: 58 Prozent sehr zufrieden/zufrieden, 42 Prozent weniger/gar nicht zufrieden
  • FDP: 56 Prozent sehr zufrieden/zufrieden, 44 Prozent weniger/gar nicht zufrieden
  • AfD: 13 Prozent sehr zufrieden/zufrieden, 87 Prozent weniger/gar nicht zufrieden

Die Repräsentativität der Umfrage im Deutschlandtrend ist zweifelhaft: Befragt wurden 1.004 Personen in CATI-Verfahren (Computer Assisted Telephone Interview) – in Stichproben nach Zufallsverfahren. Damit lässt sich aber nur ein Teil der Bevölkerung erfassen. Ausgeschlossen sind diejenigen, die kein Telefon/Handy besitzen, nicht deutschsprachig telefonieren können, die keine Zeit für ein Telefonat haben oder dies aus datenschutzrechtlichen oder persönlichen Gründen ablehnen.

Schon 2015 schrieben die Mathematik-Professoren Björn und Sören Christensen im Magazin Spiegel von der Schwierigkeit, Repräsentativität bei Umfragen herzustellen:

Das Problem der Freiwilligkeit der Teilnahme an Befragungen stellt sich in vielen Fällen. Niemand würde auf die Idee kommen, eine Studie zur Gewalt gegen Kinder rein auf Basis von Auskünften freiwillig teilnehmender Eltern durchzuführen. [...] Selbst Telefonumfragen können verzerrt sein, wenn ein Teil der Angerufenen die Teilnahme verweigert und einfach auflegt. Ob sich die Ergebnisse sinnvoll auf alle Deutschen übertragen lassen, hängt sehr von der Fragestellung ab. Häufig hilft nur der gesunde Menschenverstand, um die Ergebnisse einer Umfrage richtig bewerten zu können.

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