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Sexismusvorwürfe: Roland Tichy gibt Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab

Der Publizist Roland Tichy wird sich vom Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung zurückziehen. Hintergrund ist ein Artikel in Tichys Einblick über die SPD-Politikerin Sawsan Chebli. Mehrere Politiker hatten aus Protest ihre Mitgliedschaft in der Stiftung ruhen lassen.
Sexismusvorwürfe: Roland Tichy gibt Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung abQuelle: www.globallookpress.com © / Wolfgang Kumm/dpa

Der Publizist und Journalist Roland Tichy gibt die Leitung der Ludwig-Erhard-Stiftung ab. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am Donnerstag. Demnach wird sich Tichy im Oktober als Vorsitzender nicht zur Wiederwahl stellen. Auch Tichys Stellvertreter Oswald Metzger und der Schatzmeister der als neoliberal geltenden Stiftung, Alexander Tesche, wollen nicht wieder antreten.

Hintergrund des Rückzugs Tichys sind Sexismusvorwürfe gegen das von Tichy herausgegebene Magazin Tichys Einblick. In einem kurzen Artikel über die Berliner Staatssekretärin und SPD-Politikerin Sawsan Chebli, die in den Bundestag wechseln möchte, hieß es: 

Was spricht für Sawsan? Befreundete Journalistinnen haben bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können in der Spezialdemokratischen Partei der alten Männer.

Cheblis Vorgesetzter und innerparteilicher Konkurrent wurde im selben Beitrag als "Resignierender Bürgermeister" verspottet. Die SPD-Politikerin selbst bezeichnete den Artikel auf Twitter als ein "besonders erbärmliches, aber leider alltägliches Beispiel von Sexismus gegen Frauen in der Politik".

Als Reaktion auf den Artikel und Protest gegen Tichy ließen die Staatsministerin im Kanzleramt, Dorothee Bär, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie der Vorsitzende der Mittelstandsunion, Carsten Linnemann, ihre Mitgliedschaft in der Ludwig-Erhard-Stiftung ruhen. 

Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der als Privatperson ebenfalls Mitglied der Stiftung ist, hatte Tichys publizistisches Engagement zuvor ebenfalls kritisiert:

Unser derzeitiger Vorsitzender hat die Arbeit der Stiftung befördert, er spielt aber zugleich eine medial sichtbare Rolle als Herausgeber von Tichys Einblick. Dort herrscht ein zuspitzender, oft polemischer Debattenstil, und es ist wiederholt zu beleidigenden und verletzenden Äußerungen gekommen, die sich mit den Idealen der Stiftung nicht vertragen und eine negative öffentliche Berichterstattung über die Stiftung ausgelöst haben.

Am Donnerstag begrüßte Weidmann Tichys Rückzug:

Ein personeller Neuanfang ist deshalb wichtig, und ich begrüße, dass Roland Tichy bereit ist, den Weg dafür frei zu machen. 

Friedrich Merz, umstrittener Kandidat für den CDU-Vorsitz und früherer Unionsfraktionschef, hatte bereits 2018 die Annahme eines von der Stiftung vergebenen Preises unter Verweis auf Tichys publizistische Tätigkeit abgelehnt.

In den sozialen Medien waren die Reaktionen auf den Artikel in Tichys Einblick gespalten. Während einige den Autor als sexistisch und "alten Mann" kritisierten, betonten andere, dass es sich um Satire handle und Chebli ihre steile Karriere wohl tatsächlich eher ihrer Herkunft und ihrem Geschlecht verdanke als ihrer Leistung.

Die Ludwig-Erhard-Stiftung hat nach eigenen Angaben die Aufgabe, "für freiheitliche Grundsätze in Wirtschaft und Politik einzutreten und die Soziale Marktwirtschaft wachzuhalten und zu stärken". Seine Vorstellung von sozialer Marktwirtschaft beschreibt der Verein wie folgt:

Das soziale Element der Sozialen Marktwirtschaft liegt nicht in der Umverteilung von Einkommen oder Vermögen zur Korrektur politisch unerwünschter Ergebnisse des marktwirtschaftlichen Produktions- und Verteilungsprozesses, sondern in der ordnungspolitisch abgesicherten Bindung der Freiheit an die Verantwortung im Rahmen des Leistungswettbewerbs.

Die 75 Mitglieder der Stiftung sind führende Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.

Mehr zum Thema - Peinliche Pleite für die "Faktenchecker": Tichys Einblick siegt vor Gericht gegen Correctiv

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