Deutschland

Penny-Filiale preist Lebensmittel mit "wahren" Kosten aus

Penny will mit einem ökologischen Erlebnis-Supermarkt seine Kunden zu mehr Umweltbewusstsein erziehen. Deshalb zeigt der Discounter künftig zwei Preise: Neben dem normalen Preis sind auch noch die Folgekosten für Umweltschäden mit einberechnet.
Penny-Filiale preist Lebensmittel mit "wahren" Kosten ausQuelle: www.globallookpress.com © Hartmut Schmidt

Den meisten Kunden im Supermarkt ist wahrscheinlich bewusst, dass die Herstellung von einem Pfund Hack, das für 2,25 Euro verkauft wird, wohl kaum besonders umweltfreundlich sein kann. Aber wären die Kunden auch bereit, 5,09 Euro für das Pfund Hackfleisch zu zahlen, wenn sie wissen, dass die Differenz der Umwelt zugutekommt?

Penny hat nun ein Experiment gewagt und die Filiale "Grüner Weg" in der Fehrbelliner Straße 29 in Berlin in einen Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt verwandelt. In diesem Discounter sind die Warenpreise zweifach ausgeschildert. Neben dem normalen Preis findet man noch den "wahren Preis" für acht verschiedene Lebensmittel wie Äpfel, Milch oder ein halbes Kilogramm gemischtes Hackfleisch, die konventionell oder auch ökologisch erzeugt wurden. Bezahlen muss der Verbraucher jedoch nur den bisherigen, "normalen" Preis.  Der Penny-Markt will seinen Kunden damit den "wahren Preis" inklusive der Folgeschäden für die Umwelt transparent machen.

Diese "wahren Kosten" wurden von einem Team aus Wirtschaftsinformatikern um Tobias Gaugler vom Institut für Materials Resource Management an der Universität Augsburg berechnet und berücksichtigen die Folgekosten des Konsums für Umwelt und Gesellschaft. Wie Gaugler erläutert, werden diese Kosten von den Lebensmittelproduzenten verursacht, aber derzeit von der Allgemeinheit getragen:

Der Verbraucher zahlt beispielsweise mit seiner Wasserrechnung die Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser, dass durch Nitrate in Düngemitteln belastet ist. Er bezahlt mit dem die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft, mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen. Auch die Faktoren Energie und Landnutzung haben wir bei der Preisbildung berücksichtigt, um so die finanziellen Auswirkungen für die Allgemeinheit zu berechnen.

Andere wichtige Faktoren wie das Tierwohl oder die Folgen multiresistenter Keime konnten nicht berücksichtigt werden, da die Datenlage hierzu zu ungenau ist. Auch die Folgen der Arbeitsbedingungen sind nicht mit eingepreist, obwohl diese entscheidend sein können, wie man erst im Fall Tönnies sah.

Penny wolle in der neu eröffneten Filiale nun die "wahren Kosten transparent machen", wie der Pressesprecher von Penny, Andreas Krämer, erklärte. Man sei schon gespannt, wie die Kunden auf die doppelten Preise reagieren, denn laut Gaugler greift die bisherige Preisdiskussion meist zu kurz:

Die Erzeugung der erhobenen konventionellen Lebensmittel hat bei Weitem nicht so negative Folgen, wie es teilweise in der öffentlichen Diskussion erscheint: Aufschläge von wenigen Cent pro Kilogramm würden hier teilweise schon reichen.

Das zeigt sich auch an den konkreten Preisen: Durchschnittlich würden die Kosten für die ausgewählten konventionell erzeugten Lebensmittel um etwa 60 Prozent oder 2,30 Euro pro Kilogramm steigen. Bei Äpfeln kommt der Verbraucher beispielsweise am günstigsten weg, hier beträgt die Preissteigerung nur vier Prozent. Wenig überraschend ist hingegen, dass die Preissteigerung bei Hackfleisch ganze 173 Prozent beträgt.

Da die Preisdifferenz bei Obst und Gemüse relativ klein und bei tierischen Produkten deutlich größer ist, erhoffen sich die Wissenschaftler, aber auch Kramer eine "Lenkungswirkung" auf das Konsumverhalten der Kunden weg von schädlichen tierischen Produkten.

Neben den zweifachen Preisen sind in der Filiale außerdem 20 Infostände aufgebaut, die die Verkäufer zu unterschiedlichen Aspekten der Lebensmittelproduktion wie etwa dem Schreddern männlicher Küken, dem Bienensterben und der Überfischung informieren. In den kommenden Wochen sollen zudem die Kunden befragt und die Verkäufe analysiert werden. Gaugler freue es, dass seine wissenschaftlichen Erkenntnisse "raus aus dem Elfenbeinturm und rein in die Realität" kommen. Den Versuch bei Penny durchzuführen, dessen Kunden als preisbewusst gelten, ist dem Wissenschaftler zufolge auch sinnvoller als etwa in einem teuren Biosupermarkt.

Die soziale Frage ist allerdings bisher ein Schwachpunkt der Studie, denn sie beantwortet nicht, wer sich den Preisaufschlag leisten kann und wer nicht. Auch die Frage, wie die Mehreinnahmen die Folgeschäden für die Umweltschäden kompensieren soll, ist – abgesehen von einer möglichen Subventionierung nachhaltiger Landwirtschaft – noch unklar. Um diese Probleme zu lösen, müsse es politische Förderungen von armutsgefährdeten Haushalten geben, um eine Verschärfung der sozialen Spaltung zu verhindern.

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