Deutschland

Krankenhaus-Aufenthalt vom Parteifreund nach Begrüßung: Kalbitz gibt AfD-Fraktionsvorsitz auf

Der amtierende brandenburgische AfD-Fraktionschef Dennis Hohloch ist laut Berichten im Krankenhaus. Grund sei eine demnach wohl unabsichtlich heftige Begrüßung des aus der Partei ausgeschlossenen Ex-Landeschefs Andreas Kalbitz. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Krankenhaus-Aufenthalt vom Parteifreund nach Begrüßung: Kalbitz gibt AfD-Fraktionsvorsitz aufQuelle: AFP © Soeren Stache / dpa

Zu dem Vorfall soll es bereits vergangene Woche gekommen sein, doch nun sorgt er für medialen und parteiinternen Wirbel und könnte zugleich juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Der aus der Partei ausgeschlossene ehemalige brandenburgische AfD-Landeschef Andreas Kalbitz soll am vergangenen Montag laut einem Medienbericht seinen Parteifreund Dennis Hohloch bei einer Begrüßung schwer verletzt haben. Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) zunächst berichtete, soll Kalbitz im Büro eines Referenten im Landtag wohl unabsichtlich dem 31-jährigen Hohloch, der als Parlamentarischer Geschäftsführer im Landtag Kalbitz derzeit auch als Fraktionschef vertritt, einen unkontrolliert heftigen Boxschlag in die Seite verpasst haben. Hohloch soll demnach kurze Zeit später über Schmerzen in der Bauchgegend geklagt haben, ging zum Arzt und wird derzeit wegen innerer Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt. Die Ärzte in einer Berliner Klinik hätten einen Milzriss diagnostiziert.

Der 31-jährige Lehrer aus Potsdam galt bisher als treuer Kalbitz-Unterstützer. Der 47-jährige Ex-Fallschirmjäger kämpft derzeit vor Gericht gegen die Annullierung seiner Mitgliedschaft in der AfD. Hohloch vertrat ihn im Amt als Fraktionsvorsitzender nur bis zur Entscheidung des Gerichts. Über einen Eilantrag von Kalbitz soll am 21. August vor dem Berliner Landgericht verhandelt werden. Der AfD-Bundesvorstand hatte die Mitgliedschaft von Kalbitz im Mai mit knapper Mehrheit für nichtig erklärt. 

Als Grund für den Beschluss gab der Vorstand an, dass der heute 47-Jährige bei seinem Eintritt in die Partei 2013 eine frühere Mitgliedschaft in der inzwischen verbotenen rechtsextremen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ) und bei den Republikanern zwischen Ende 1993 und Anfang 1994 nicht angegeben habe. Diesen Beschluss hatte das AfD-Bundesschiedsgericht Ende Juli bestätigt. Neben Thüringens Landeschef Björn Höcke gilt Kalbitz als wichtigster Vertreter der rechtsnationalen Strömung in der Partei. Der Machtkampf zwischen dem völkischen "Flügel" und den moderaten Kräften um den AfD-Chef Jörg Meuthen kam mit diesem Vorfall in eine weitere Etappe.

Aus den Parteikreisen hieß es bald gegenüber einigen Medien, Kalbitz habe Hohloch "krankenhausreif" geschlagen. Der Berliner Zeitung sagte Kalbitz aber:

Natürlich bedauere ich dieses Missgeschick sehr und diese Verkettung unglücklicher Umstände.

Die Berichte aus den Parteikreisen, er habe seinen Fraktionskollegen krankenhausreif geschlagen, kommentierte er gegenüber der dpa mit den Worten: "Mir traut man inzwischen wohl alles zu." Das sei "innerparteiliches Schmierentheater" von Leuten, die Angst hätten, dass er am Freitag seinen Prozess vor dem Landgericht Berlin gewinnen und wieder Parteimitglied werden könnte. "Die wollen mich unbedingt weg haben."

Am Dienstag äußerte sich der 31-jährige Hohloch dann selbst zu dem Vorfall. Auf Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er:

Da die Gerüchteküche brodelt und der Topf mittlerweile fast überkocht: Ja, ich liege aktuell noch im Krankenhaus mit einem Milzriss.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam leitete inzwischen Ermittlungen gegen Kalbitz ein. "Wir haben das von Amts wegen eingeleitet aufgrund der Presseberichterstattung", sagte ein Behördensprecher gegenüber der dpa. Es gehe um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Körperverletzung. 

Kalbitz hatte im parteiinternen Streit um seinen Ausschluss stets viele Unterstützer in der Brandenburger Fraktion. Doch es gab zuletzt auch Kritik an seinem Auftreten und seinem Führungsstil. Im Zuge des aktuellen Vorfalls rief ein Mitarbeiter eines Brandenburger Landtagsabgeordneten Kalbitz in einem offenen Brief auf Facebook dazu auf, zu gehen.

Wenige Stunden später fand eine Sitzung der brandenburgischen Landtagsfraktion statt. Einem Bericht der dpa zufolge soll es dort zu heftigen Diskussionen gekommen sein. Schließlich gab Kalbitz seinen Fraktionsvorsitz komplett auf. Kalbitz sei eindringlich zu dem Vorfall befragt worden und nicht gleich von dem Rücktritt überzeugt gewesen, berichtete der AfD-Landtagsabgeordnete Steffen Kubitzki. "Für alle Beteiligten ist es aber die beste Lösung", sagte er. Mit dem Entschluss sei es nun möglich, in die Fraktion und die Partei etwas Ruhe zu bringen. Auch der AfD-Vorsitzende Meuthen äußerte sich inzwischen: 

Die heute schließlich getroffene Entscheidung von Herrn Kalbitz, von der Position als Vorsitzender der Brandenburger Landtagsfraktion endgültig zurückzutreten, ist im Lichte der Geschehnisse unvermeidbar und überfällig.

Mehr zum ThemaPopulismus und das Dilemma der AfD

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.