Gesellschaft

Manche mögen's heiß: Die AfD und die vermeintlich manipulierte ARD-Wetterkarte

Ein AfD-Bundestagsabgeordneter wirft der "Tagesschau" vor, ihre Wetterkarte manipuliert zu haben, um "die Grünen zu pushen". Da solle wohl eine Botschaft vermittelt werden. Dabei lautet die einzige Botschaft: Der Mann guckt nicht genug "Tagesschau".
Manche mögen's heiß: Die AfD und die vermeintlich manipulierte ARD-Wetterkarte© AFP/RT Deutsch/Facebook

von Timo Kirez

Wer kennt das nicht? Man quält sich tagelang mit schwerem Gepäck durch die glühend heiße Sahara, und plötzlich taucht mir nichts, dir nichts, eine blühende Oase vor einem auf. Der Herzschlag rast, man erhöht sogleich die Schrittzahl, um möglichst rasch an den paradiesischen Ort der Erquickung zu gelangen – doch Pustekuchen. Statt eines kühlen Cocktails nur die nüchterne Erkenntnis: Es war eine Fata Morgana.

Das Lehrbuch sagt uns: Damit eine Fata Morgana entstehen kann, müssen Luftschichten mit verschiedenen Temperaturen aufeinandertreffen. Vor allem aber muss es heiß sein. Sonst flirrt da nichts. Dabei handelt es sich bei einer Fata Morgana nicht um eine optische Täuschung, sondern vielmehr um ein physikalisches Phänomen. Es ist demnach, streng genommen, kein sogenanntes "Trugbild". Das entsteht in der Regel erst, wenn die Fantasie mit einem durchgeht.

Mehr zum Thema - Schluss mit "Pillepalle" - Merkel kündigt Kurswechsel beim Klimaschutz an

So geschehen bei dem AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Nolte. Der postete auf Facebook folgenden bemerkenswerten (und mittlerweile wieder gelöschten) Beitrag:

Hier soll wohl eine Botschaft vermittelt werden. Schon 22 Grad werden heute von der tagesschau in feurig orangen Farbtönen dargestellt. Vor zehn Jahren gab man sich nüchterner. Ist das noch Berichterstattung, oder schon Manipulation/Framing um die Grünen zu pushen?

Zur Untermalung gab es noch diese bunte Grafik:

Nun kann man über die Berichterstattung der ARD und auch über den ganzen Klimahype denken, was man will. Doch schnell stellte sich heraus: Der Post von Nolte, der von mehreren AfD-Verbänden geteilt wurde, war nur heiße Luft. Hätte der Mann einen kühlen Kopf behalten und etwas mehr Tagesschau geguckt, wäre auch ihm schnell aufgefallen, dass die rote Wetterkarte die Temperatur darstellt, die grüne jedoch die Wettervorhersage. Es handelt sich also um zwei völlig unterschiedliche Karten. Und die vermeintliche "Dramatisierung" der Farbskala war auch schon 2009 zu bewundern, wie dieses Video der Tagesschau vom 5. Juni 2009 zeigt.

Nolte war übrigens nicht der einzige "Verhitzungstheoretiker". Der Bildungsminister von Sachsen-Anhalt, Marco Tullner (CDU), nahm das heiße Gerücht sogleich auf und fragte in einem Kommentar: "Warum wurden eigentlich die Wetterkarten von grün auf glutrot, bei selben Temperaturen, umgestellt? Das geistert ja gerade durch das Netz."

Auch die FDP Magdeburg ließ das Ganze offenbar nicht kalt, sie soll in einem Kommentar darauf sogleich von "optischem Framing" gesprochen haben, schreibt die ARD. Nolte hat mittlerweile zugegeben, dass er mit seinem Post danebenlag. Gegenüber t-online bestätigte sein Büro, dass der Post ein "schiefer Vergleich" gewesen sei. Darum sei er nach zwei Stunden auch wieder gelöscht geworden. 

Doch Nolte kann sich trösten. Er bleibt nach wie vor der heißeste Typ in der deutschen Bundespolitik. Das hatten jedenfalls mal Düsseldorfer Soziologen festgestellt. Die Wissenschaftler hatten die Attraktivität der Kandidaten der Bundestagswahl 2017 gemessen. Klarerer Sieger unter 1.786 Kandidaten wurde der AfD-Politiker.   

Was sagt uns das Ganze? Richtig, dass berüchtigte publizistische Sommerloch ist wieder da. Und es ist menschengemacht.

Mehr zum Thema:

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.