Gesellschaft

Russische Vertriebsfirma nach Zensur schwuler Sexszenen in "Rocketman" in der Kritik

Die Ausstrahlung der Filmbiografie des legendären britischen Sängers Elton John in russischen Kinos ist noch vor ihrem offiziellen Beginn von einer bitteren Zensurdebatte überschattet worden. Der Grund: Für die russische Version von "Rocketman" wurden einige Szenen aus dem Original entfernt.
Russische Vertriebsfirma nach Zensur schwuler Sexszenen in "Rocketman" in der KritikQuelle: Reuters

Am 30. Mai fand die Erstvorführung des Elton-John-Biopics in Moskau statt. Nach der Premiere vermeldeten gleich mehrere russische Filmkritiker in sozialen Netzwerken, dass der Streifen nicht in Originallänge gezeigt wurde. Es fehlten nämlich gegenüber der Originalversion, die sie auf dem Filmfestival in Cannes gesehen hatten, Szenen mit schwulem Sex, Küssen von Männern sowie Drogenkonsum mit einer Gesamtlänge von etwa fünf Minuten. Hinzu kam eine Änderung des Abspanns, wo das Bild des Musikers mit seinem Ehemann David Furnish gezeigt werden sollte, mit dem Hinweis, Elton John habe seine wahre Liebe getroffen und ziehe zusammen mit Furnish seine zwei Kinder groß. Stattdessen berichtete die Textzeile darüber, dass der Sänger eine AIDS-Stiftung gegründet hatte.

Das russische Vertriebsunternehmen Central Partnership bestätigte gegenüber TASS, den Film "im Einklang mit der russischen Gesetzgebung" bearbeitet zu haben. Dabei ist das föderale Verbot der "Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen gegenüber Minderjährigen" gemeint. Nach der Verabschiedung des Gesetzes im Jahr 2013 übten zahlreiche Menschenrechtsorganisationen aus aller Welt massive Kritik an Russland und setzten sich für die Rechte der russischen LGBT-Gemeinschaft ein.  

Das russische Kulturministerium hielt sich aus der Zensurdebatte heraus und behauptete, keine Anweisungen hinsichtlich der intimen Szenen des Films gegeben zu haben. Die Verantwortung dafür trage dabei allein der russische Vertriebspartner, hieß es.

Russische Vertreiber sind nicht die einzigen, die versucht haben, die wilden Abenteuer aus Elton Johns Biografie abzumildern. In einem Interview offenbarte der 72-Jährige gegenüber The Guardian, wie einige Filmstudios das Szenario von "Rocketman" beeinflussen und die Bett- und Drogenszenen kürzen wollten, damit er auch für Minderjährige zugelassen werden könnte. Da der Film aber als authentische Geschichte seines Lebens gedacht war, beharrte der Brite darauf, alle spektakulären Details seines künstlerischen Wegs aufrechtzuerhalten.

In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten Elton John und der offizielle Distributor des Biopics, Paramount Pictures, die Entscheidung, "Rocketman" zu zensieren, der eine "echte Darstellung des außergewöhnlichen Lebens" des Musikers sei. Dass das Publikum nicht die Möglichkeit haben wird, die Originalversion des Films zu sehen, sei eine "traurige Widerspiegelung einer gespaltenen Welt, in der wir immer noch leben, und der grausamen Weise, auf die sie immer noch die Liebe zwischen zwei Menschen nicht akzeptieren kann".

Wir glauben an das Bauen von Brücken und einen offenen Dialog. Wir werden weiter vorstoßen, um Hürden zu beseitigen, bis alle Menschen auf der Welt gleichermaßen gehört werden.

"Rocketman" läuft am 6. Juni offiziell in russischen Kinos an. Für russische Zuschauer ist der Film ab 18 Jahren freigegeben.

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