Twitter-Perlen: Kampf ums Geschlecht – Oder was die "Süddeutsche" unter "Top-News" versteht
von Timo Kirez
Achtung, wir begeben uns mit diesem Beitrag auf schwer vermintes Gelände. Ist es politisch korrekt, sich über die Genderdiskussion lustig zu machen? Vermutlich nicht. Ein Kurt Tucholsky hätte es heute schwer. Sehr schwer. Forderte er doch: "Satire darf alles!" Wenn Sie allerdings heute fragen: "Was will eine dicke Frau beim Bäcker?" und darauf mit "Rumkugeln" antworten, haben Sie ein schon ein doppeltes Problem. Denn der Witz "diskriminiert" zum einen "Dicke" und dann auch noch "dicke Frauen". Das sich zum Beispiel auch nicht jeder einfach so über Juden lustig machen darf, musste neulich Jan Böhmermann erfahren. Auch beim Thema "Gender" lauern überall Fallstricke. Wer darüber schreibt, sollte sich in Gedanken vorstellen, über rohe Eier zu laufen. Einmal durchatmen und dann: OMMM ...
In den USA soll das Geschlecht bald anhand der Genitalien bestimmt werden. Das ist rückwärtsgewandt und vor allem unsinnig. https://t.co/usOQd0wg01
— SZ Top-News (@SZ_TopNews) 11. November 2018
Die Süddeutsche Zeitung bewarb am Sonntag unter dem Label "Top News" einen Kommentar ihres Autoren Werner Bartens auf Twitter. In dem Beitrag geht es um ein Gesetzesvorhaben in den USA, nach dem das Geschlecht eines Neugeborenen anhand der Genitalien bestimmt werden soll. Ja, lesen Sie den Satz ruhig noch mal. Vielleicht bei einem Glas Rotwein. Das Geschlecht eines Neugeborenen soll anhand seiner Genitalien bestimmt werden. Dieses Vorhaben ist laut Bartens puritanisch, rückwärtsgewandt, unwissenschaftlich und unsinnig. Es sei ein reaktionärer Vorstoß, das als Ergebnis wissenschaftlicher Analysen dargestellt werde. Das sei dreist.
Mehr zum Thema - Rechtsstreit verloren: Niederlande stellen ersten Ausweis für geschlechtsneutrale Person aus
Aus Ideologie werde keine Wissenschaft, auch wenn man sie so nenne, und Identität lasse sich nicht per Dekret verordnen, so Bartens. Die Festlegung des Geschlechts auf der Geburtsurkunde sei zwar laut dem Gesetzentwurf "klar, objektiv und wissenschaftlich begründet", doch dem mag Bartens nicht zustimmen:
Eine solche Zuschreibung des Geschlechts weist drei bemerkenswerte Mängel auf: Sie sei weder klar noch objektiv – und erst recht nicht wissenschaftlich begründet. Sie spricht vielmehr der Wissenschaft der vergangenen Jahrzehnte Hohn.
Mal ganz abgesehen davon, dass Bartens in seinem Kommentar Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften vermischt und auch nicht darauf hinweist, dass die Diskussion bei beiden nicht so eindeutig ist, wie Bartens es darstellt – darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen. Eine abschließende Bewertung der Problematik gibt es nicht, und die Studien und Theorien zur Genderfrage füllen mittlerweile ganze Bibliotheken. Bartens erwähnt leider auch nicht, dass es später sehr wohl noch möglich ist, sein Geschlecht offiziell zu ändern. Sowohl in den USA als auch in vielen anderen Ländern der Welt. 2017 wurde eine Person in Portland, USA sogar offiziell als "geschlechtslos" anerkannt.
Doch darum soll es, wie gesagt, hier nicht gehen. Interessant ist nämlich auch, wie sehr dieses Thema die Menschen bewegt, berührt, aber auch spaltet. Hier sind einige unkommentierte Reaktionen auf den Tweet der Süddeutschen:
Ich musste nochmal nachsehen ob das vom Postillion stammt.Nein sind die Hobby-Journalisten von der Süddeutschen.
— mytea (@myteatom) 14. November 2018
Gibt es denn wirklich NIEMANDEM, der bei der SZ noch bei klarem Verstand ist?Wirklich Niemand?
— Ron Swanson (@Ron_GER_) 13. November 2018
Das Geburtsdatum soll zukünftig nicht nach dem Datum an dem man geboren ist bestimmt werden. Das ist rückständig und unsinnig.
— Rene Zangelder (@ErwinZuster) 14. November 2018
Kurze Zwischenfrage: wie bestimmt man bei einem Neugeborenen das soziale Geschlecht?
— Schwartz (@schwartz_ht) 14. November 2018
Ist schon komisch wenn ein Artikel, der sich auf "Wissenschaft" beruft, weder wissenschaftliche Quellen oder Studien zu den gegebenen Behauptungen des Herrn Werner angibt, sondern nur weiterführende Artikel desselbigen oder anderen Redakteuren. "Journalismus" im Jahr 2018.
— coldMedic (@Danny_Seto) 14. November 2018
In Deutschland soll die Temperatur bald anhand eines Thermometers festgestellt werden.
— Dr Xenia Schuler (@xeniaschuler) 14. November 2018
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.