Gesellschaft

Achema: Weltweit größte Prozesstechnik-Messe zog sechsstellige Besucherzahl an

Auf der diesjährigen Prozesstechnik-Messe Achema in Frankfurt am Main trafen 145.000 Besucher auf 3.700 Aussteller aus über 55 Ländern. Auch RT Deutsch war dabei und hat sich über industrielle Prozesstechnik sowie den Vertrieb informiert.
Achema: Weltweit größte Prozesstechnik-Messe zog sechsstellige Besucherzahl anQuelle: RT

Die Achema, kurz für: Ausstellungstagung für chemisches Apparatewesen, ist die weltweit größte Messe der Prozessindustrie für Verfahrenstechniker und Biotechnologen. Alle drei Jahre findet sie auf dem Gelände der Frankfurter Messe statt. Dabei steht die Kundenakquise natürlich im Mittelpunkt. Die Organisation der Exposition übernehmen der Verein Dechema sowie die "Dechema Ausstellungs-GmbH". Seit 1989 ist es an dem Thema Interessierten außerdem alle drei Jahre möglich, die AchemAsia in Peking zu besuchen.

Schwerpunkte waren in diesem Jahr allen voran Laborausstattung, Maschinenelemente wie Rohre und Pumpen großer Anlagen sowie die zunehmende Digitalisierung der Prozessindustrie. Die Aussteller präsentierten die neuesten Produktlinien und Ergebnisse aus der Forschung und Entwicklung. Es fiel auf, dass zunehmend auf der Basis von Bio-Rohstoffen gearbeitet wird - eingebettet in eine wendige Kreislaufwirtschaft.

RT Deutsch führte mit drei unterschiedlichen Ausstellern kurze Interviews zu ihren Zielen und Produkten, namentlich der Ru|Med GmbH, dem Institut Carnot sowie Faggiolati Pumps.

Ru|Med – Von der Arzneimittellagerung über Pflanzen-Lichtregulierung bis hin zur Baustoffprüfung

Das Unternehmen Ru|Med, kurz für: Rubarth Apparate GmbH, spezialisiert sich auf die universitäre Forschung und Qualitätssicherung. Im Fokus stehen Lösungen für die Lebensmittelindustrie, die Pharmaindustrie, Pflanzenwachstumsversuche, außerdem Elektronik und Baustoffprüfung. Der Ingenieur Georg Rubarth hatte 1947 in Hannover eine Fabrik für medizinische und elektrische Geräte gegründet, die 1984 von Dipl.-Ing. Volker Rubarth übernommen und weiterentwickelt wurde. Er ist heute noch der Geschäftsführer des Unternehmens und Interviewpartner von RT Deutsch.

Nennen Sie uns doch bitte ein paar konkrete Beispiele für Einsatzmöglichkeiten Ihrer Geräte…

In der Pharmaindustrie wird beispielsweise die Lagerung von Arzneimitteln simuliert. Da gibt es verschiedene Klimazonen, in denen man Lagerungsversuche vornehmen muss, um die Medikamente zugelassen zu bekommen. Dies gilt in weiterer Folge auch für die "Ongoing Stability", also bei der laufenden Produktion. Zur Qualitätsüberprüfung muss auch da ab und zu eine Probe eingelagert werden. Bei der Baustoffprüfung gibt es wiederum zum Beispiel einen Test, mit dem Vorschäden in Bauteilen und Straßenbelägen simuliert werden. Wenn sich ein kleiner Riss bildet, dringt das Wasser ein, kann gefrieren und das Eis sprengt den Riss weiter auf. Wenn sich dann wiederum Wasser einlagert, wird der Riss immer tiefer und größer. In der Elektronik befassen wir uns mit der Simulation von Temperaturwechseln oder der Frage, ob es in Bauteilen zum Kondensieren von Wasserdampf kommt und was dann passiert. Ob sich beispielsweise in einer Armbanduhr, wenn man von drinnen nach draußen geht, Kondensat unter dem Glas bildet.

Es können dabei verschiedene Parameter geregelt und gesteuert werden. Einmal der Umweltparameter Temperatur, dann Feuchte, der CO²-Gehalt der Atmosphäre für Pflanzen sowie Lichtintensität. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, die Umluft zu regeln – vor allem sie zu reduzieren. Außerdem können elektrische Verbraucher - wie die Bewässerung über ein Magnetventil – oder Schüttler und Pumpen zeitgesteuert zugeschaltet werden.

Licht ist einer der entscheidenden Wachstumsfaktoren von pflanzlichen Zellen. Wie wird das geregelt?

Wir haben verschiedene Typen künstlicher Leuchtmittel, heute vorwiegend Leuchtstoffröhren und LEDs. Bei den LEDs können wir nicht nur den Gesamtintensität dimmen, sondern auch gesondert die einzelnen Farbanteile, z.B. rot und blau, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind. Die Farbanteile können sogar zeitgesteuert variiert werden. So kann man etwa morgens einen höheren Blauanteil und abends einen erhöhten Rotanteil einstellen.

Warum benötigen Pflanzen unterschiedliche Farbanteile zu unterschiedlichen Tageszeiten?

Weil das Sonnenlicht in irdischer Atmosphäre das auch so an sich hat. Die Natur soll nachempfunden werden. Es gibt Kunden, die sogar acht verschiedene Lichtanteile einstellen möchten, um zu gucken, welcher Teil der Pflanze worauf reagiert. Bestimmte Lichtwellenlängen wirken auf das Wachstum von Blatt oder Stängel und auf die Blüte  nämlich unterschiedlich.

Haben Sie dann nicht Prozesse, die in der Natur stattfinden. teilweise optimiert?

Man kann Versuche mit erhöhtem CO²-Anteil in der Atmosphäre machen, weil Pflanzen so den Stoffwechsel bei der Photosynthese erhöhen können und so schneller wachsen. Das ist auch deshalb nützlich, weil sie damit mehr CO² verbrauchen und mehr Sauerstoff produzieren. Außerdem hat man ja auch einen Biomassegewinn.

Dabei sollen die Prüf- und Simulationstechniken besonders umweltschonend sein. Sie waren, wenn wir das richtig deuten, in Niedersachsen das erste Unternehmen, das ein Ökoaudit erfolgreich abgeschlossen hat…

Wir recyclen unsere Materialien und setzen uns dafür ein, Energie zu sparen. Wir haben eine spezielle LED-Beleuchtung, um Stromverbrauch und Wärmeeintrag zu minimieren. So können wir auch den Energieaufwand für Kühlung reduzieren. Wir arbeiten mit einem speziellen Bypass-Verfahren. Wenn die Kühlmaschine nicht mit voller Leistung benötigt wird, kann sie also im Bypass fahren. 

Faggiolati Pumps – Aufbereitung von Abwässern aller Art

Das italienische Unternehmen Faggiolati Pumps ist auf die Entwicklung und Konstruktion von Elektrotauchpumpen aus Graugusseisen, Meerbronze und Edelstahl für Wasseraufbereitungen spezialisiert. Das damit gewonnene Reinwasser verwenden Verbraucher im Wesentlichen als Trinkwasser oder als Brauchwasser für Industrie und Gewerbe. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Bewässerung in der Landwirtschaft. Aufgrund einer Sprachbarriere konnte der Geschäftsführer selbst nicht persönlich interviewt werden. Stattdessen führte RT Deutsch das Interview mit Dipl. Ing. Michele Tulipani, dem Exportmanager des Unternehmens, auf Englisch.

Sind Pumpen das Einzige, was Sie produzieren?

Pumpen sind das Hauptgeschäft unserer Firma. Sie nehmen 70 Prozent unserer Produktion ein. Aber wir produzieren allgemein die Hauptausrüstung, die für die Abwasserbehandlung verwendet wird: nicht nur Pumpen, sondern auch Mischer und Belüfter, die eintauchfähig sind. Die Pumpen werden benötigt, um das Abwasser zur Abwasserbehandlungsanlage zu bringen. Die Mischer sowie die Belüfter werden für die weitere Behandlung von Abwasser eingesetzt. Wir benötigen Mischer, um Sedimentation zu verhindern, und die Belüfter stellen Sauerstoff für biochemische Reaktionen der Bakterien im Abwasser bereit.

Was unterscheidet Sie von anderen Pumpenherstellern?

Der Hauptunterschied ist die Größe unseres Unternehmens. Als kleines Unternehmen sind wir aus technischer Sicht sehr flexibel. Wir fertigen in unseren Niederlassungen in Italien zu 100 Prozent mit italienischen Gussteilen. Da alle unsere Lieferanten in räumlicher Nähe zu unserem Unternehmen liegen, können wir rasch nicht-standardisierte Produkte entwerfen. So können wir neue Bedürfnisse unserer Kunden befriedigen, die auf eine breite Palette von speziellen Abwässern und Anwendungen gerichtet sind.

Was ist beim Bau dieser Pumpen besonders zu beachten?

Das Know-how ist sehr wichtig, da wir mit Abwasser umgehen. Es ist einfacher, klares Wasser zu pumpen; bei Abwässern gibt es dagegen viele Risiken. Es gibt außerdem viele verschiedene Arten, von Sanitärabwässern bis hin zu Industrieabwässern. Dabei müssen wir unsere Kunden vor Problemen wie Verstopfung oder Korrosion bewahren.

CBC Institut Carnot – Dachkonstruktion für Vielzahl an Forschungsinstituten zur Mechanochemie

Die Entwicklung von Materialien und Prozessen, die die Umwelt so wenig wie möglich belasten, ist eine große Herausforderung für innovative und dynamische Unternehmen.

"Die Arbeit, die wir am Institut Carnot leisten, ist Forschungsarbeit in verschiedenen Bereichen der Chemie. Unser Ziel ist es, Partnerschaften mit Unternehmen zu entwickeln, indem wir ihnen anbieten, was wir können. Wir stellen das Know-how unserer Forschungslabors in verschiedenen Bereichen zur Verfügung. Wir entwickeln Werkzeuge, Instrumente und Geräte. Dann passen wir unsere Lösungen den Bedürfnissen der Unternehmen an", erklärte Frederic Lamaty, Direktor der Forschungsabteilung des Instituts. Frederic Lamaty ist seit Jahren in der biotechnischen und chemischen Forschung tätig.

In der Regel bieten wir Hilfe an, indem wir einen Kooperationsvertrag abschließen. Wir prüfen die Anforderungen des Unternehmens und verfolgen die Fortschritte des Projekts, um Ergebnisse für die Lösung ihrer Probleme zu erhalten.

Das Chimie Balard Cirimat Carnot Institut (CBC Carnot Institute) ist eine Gruppierung öffentlicher Forschungsinstitute, die sich der Verbundforschung mit der Industrie widmen.

Mit dem Carnot-Label des französischen Forschungsministeriums greift das Institut nach eigenen Angaben seit 2006 auf die anerkannte Forschungskompetenz von mehr als 600 Forschern in den Bereichen Chemie, Materialforschung und Prozesstechnik zurück. Lamaty meint dazu:

Wir bringen Einrichtungen zusammen, die in vielen Bereichen der Chemie tätig sind, darunter: Energie, Gesundheit, Materialforschung und "grüne" Prozesstechnik. Im Bereich der Energie entwickelten wir neue Lösungen, indem wir durch Miniaturisierung des Geräts auf praktische und saubere Art elektrolytisch Sauerstoff für das Schweißen zur Verfügung stellen. Im Bereich Gesundheit haben wir zwei Medikamente auf dem Markt. Eines ist ein antivirales Molekül gegen Hepatitis C und das andere ist ein Kit zur Diagnose von Wachstumshormonen. In Bezug auf den Prozess verwenden wir natürliche Produkte, um neue Detergenzien herzustellen. Wir entwickeln außerdem neue Herstellungstechniken für überkritisches CO² und Mechanochemie.

Bei Kohlenstoffdioxid im überkritischen Aggregatzustand handelt es sich um CO², das flüssig vorliegt, obwohl sowohl der kritische Druck wie auch die Temperatur für den sogenannten Phasenübergang überschritten wurden. Die Eigenschaften liegen daher zwischen jenen von Gas und Flüssigkeit. Die Verbindung ist genauso dicht wie eine Flüssigkeit, hat aber dieselbe Viskosität wie ein Gas. Überkritisches Kohlenstoffdioxid eignet sich als Lösungs- und Extraktions-, aber auch als Trocknungsmittel in der Industrie.

Bei Mechanochemie handelt es sich um ein Teilgebiet der physikalischen Chemie, welches sich mit der Erforschung von mechanischen Einwirkungen auf chemische Verbindungen und Molekülstrukturen beschäftigt. So ist es unter bestimmten Bedingungen auch möglich, chemische Produkte nur durch mechanische Einwirkung zu synthetisieren. Die Mechanochemie wird deshalb auch als Schnittstelle zwischen Chemie und Verfahrenstechnik betrachtet.

Meine persönliche Tätigkeit ist der "grünen" Chemie gewidmet, die im Grunde genommen neue Wege entwickelt, um die Chemie von Anfang bis Ende nachhaltiger zu machen. Also von der Synthese bis zum Produkt.

Der Forschungsschwerpunkt "Grüne Chemie und Prozesse" des französischen Carnot Instituts adressiert diese F&E-Herausforderung durch die Entwicklung und Verwendung von Materialien und Verbindungen aus nachwachsenden Rohstoffen zur Substitution gefährlicher oder schädlicher Verbindungen. So stellte das Institut unter anderem Biokatalysatoren mit Wirkstoffen aus Algen aus, in denen Metalle fein verteilt sind. Diese stellen unterschiedliche Affinitäten zu unterschiedlichen Rohstoffen her.

Wir haben ein klassisches Forschungslabor. Sehr oft besteht die Hauptaktivität darin, neue Verbindungen zu synthetisieren. Dabei ist es also wichtig, diese neuen Verbindungen, neuen Produkte und neuen Materialien für ihre Anwendung zu charakterisieren und zu analysieren.

Neben den drei soeben vorgestellten Ausstellern gab es noch viele weitere aus verschiedenen Bereichen der Prozesstechnik:

 

 

 

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