Gesellschaft

Quallen: Lästige Plagegeister oder unterschätzte Delikatesse?

Den einen sind sie eine Plage, den anderen ein Leckerbissen: Quallen können mehr als nur Badegäste nerven. Welches Potenzial in ihnen steckt, erforschen Wissenschaftler weltweit. Für das Problem lästiger Quallenschwärme könnte es eine simple Lösung geben: sie zu essen.
Quallen: Lästige Plagegeister oder unterschätzte Delikatesse?Quelle: AFP © Fred Tanneu

In vielen asiatischen Ländern gilt die Qualle als Delikatesse, ausgestattet mit gesundheitsfördernden Eigenschaften. Westlichen Verbrauchern hingegen fehlt schlichtweg die Esskultur in Bezug auf die Medusen. Am Institute of Sciences of Food Production im süditalienischen Lecce arbeiten Forscher an der Verarbeitung, Konservierung und Zubereitung der Nesseltiere. 

Zu rund 97 Prozent bestehen Quallen aus Wasser, der Rest hauptsächlich aus Proteinen. "Einige Bestandteile haben tatsächlich gesundheitsförderliche Eigenschaften", so die Forscher. "Wir haben einen hohen Gehalt an Antioxidantien gefunden, außerdem entzündungshemmende Stoffe." Die Aufgabe ihres Teams sei es nun, deren Wirkung auf menschliche Zellen wissenschaftlich zu analysieren. "Aber man kann schon sagen, Quallen haben das Zeug zu einem neuen Functional Food" – zu einem Lebensmittel also, das nicht nur satt, sondern auch noch gesund macht.

Dem angeknacksten Image der Quallen könnte diese Erkenntnis zugutekommen. Die Meeresökologin Jamileh Javidpour von der Süddänischen Universität in Odense koordiniert das GoJelly-Projekt. Der Süddeutschen Zeitung sagte sie: 

Es wäre ein großer Fehler, Quallen einfach nur als böse Buben abzustempeln, als Ärgernis. Quallen waren schon lange vor den Dinosauriern da. Wenn wir jetzt sehen, dass sie sich phasenweise massenhaft vermehren, dann ist das vor allem ein Hinweis auf ein gestörtes Ökosystem.

Quallenschwärme legten bereits Atomkraftwerke und Flugzeugträger lahm

Eindeutige Zahlen sind schwer zu erheben, aber seit ein paar Jahren scheint es immer öfter zu diesen sogenannten Quallenblüten zu kommen. In Küstengewässern drängen sich dann schlagartig bis zu 400 Tonnen Quallen pro Quadratkilometer. Solche Invasionen haben teils gravierende Folgen: So kappten sie 1999 auf den Philippinen die Stromversorgung für gut 40 Millionen Menschen – ein gewaltiger Quallenschwarm war in das Kühlsystem eines Kohlekraftwerks gesaugt worden und hatte eine Kaskade von Stromausfällen ausgelöst. In Kalifornien, Florida und Schweden mussten bereits küstennahe Atomkraftwerke verstopfungsbedingt abgeschaltet werden; 2006 setzten Quallen den US-Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" fest.

Menschen sind allerdings nicht nur Leidtragende, sondern wohl auch Verursacher dieser Blüten. Thunfische, Schwertfische und viele weitere Arten, die sich von Quallen ernähren, sind heillos überfischt. Durch Abwässer und ausgeschwemmte Düngemittel gelangen Nährstoffe in die Meere, die Mikroalgen gedeihen lassen – typisches Quallenfutter. Und auch der Klimawandel scheint den Nesseltieren entgegenzukommen: Viele Arten können mit steigenden Wassertemperaturen die Zahl ihrer Nachkommen erhöhen.

Primäres Ziel der Forscher sei, die Rolle von Quallen in den Ökosystemen besser zu verstehen, so Javidpour. In weiteren Schritten wird dann versucht, Wege auszuloten, wie die Quallen-Biomasse nachhaltig genutzt werden kann: kompostierte Quallen als Dünger für die Landwirtschaft beispielsweise, Quallenschleim als Filtersubstanz für Mikroplastik in Kläranlagen – oder eben Quallen als Superfood.

Doch wie gelangen die Tiere vom Meer auf den Teller des Kunden? Unbehandelt bleiben sie höchstens drei Stunden lang frisch, bald darauf lösen sie sich in eine labberige Pfütze auf. In Asien werden die Tiere meist getrocknet, mit Aluminiumsalzen konserviert und in Streifen geschnitten. Dort sind sie inzwischen so beliebt, dass die jährlichen Fangraten in Südostasien über eine Million Tonnen erreichen. In Europa gibt es bislang weder Angebot noch Nachfrage nach Quallen. Vielleicht ändert sich das irgendwann.

Mehr zum Thema - Weltnaturschutzunion schlägt Alarm: Immer mehr Meeresregionen mit geringem Sauerstoffgehalt

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.