Gesellschaft

"Reale Version von Hannibal Lecter": "Golden State Killer" gesteht grausame Mordserie

Über Jahrzehnte gelang es ihm, den Ermittlern zu entkommen. Seinen ersten Mord beging der Serienmörder demzufolge im Jahr 1975. Jetzt wurde der sogenannte "Golden State Killer" gefasst. Dutzende Morde und Vergewaltigungen sollen auf das Konto des ehemaligen Polizisten gehen.
"Reale Version von Hannibal Lecter": "Golden State Killer" gesteht grausame MordserieQuelle: Reuters © Fred Greaves

Im Rollstuhl wird der "Golden State Killer" in den Raum gefahren, ein gebrechlicher 74-Jähriger in orangeroter Gefängniskluft. "Schuldig" sagt Joseph James DeAngelo immer wieder mit schwacher, krächzender Stimme auf jeden der 13 Mordvorwürfe.

Auch in der 13-fachen Anklage wegen Entführungen im Rahmen seiner Gewalttaten räumt er seine Schuld ein. Hinzu kommen über 160 Verbrechen, von Vergewaltigung bis Raub und Einbruch, die schon verjährt sind. Stundenlang zieht sich die Gerichtsanhörung am Montag im kalifornischen Sacramento hin.

Das ist die "reale lebendige Version von Hannibal Lecter", erklärt die Bezirks-Staatsanwältin Anne Marie Schubert am Ende vor der Presse, "ein grausamer, intelligenter, sadistischer Serienmörder". Schubert spielt auf den Kannibalen und Serienmörder Dr. Hannibal Lecter aus dem Hollywood-Thriller "Das Schweigen der Lämmer" aus dem Jahr 1991 mit Anthony Hopkins und Jodie Foster an.

Mit seiner Kaltblütigkeit und Grausamkeit versetzte der sogenannte "Golden State Killer" den Westküstenstaat über zehn Jahre in Angst und Schrecken. Dem ersten Mord 1975 folgten Dutzende Vergewaltigungen in Nordkalifornien, dann bis 1986 eine brutale Mordserie im Süden des Staates. Oft trug er eine Skimaske und schreckte seine Opfer mit einer grellen Taschenlampe auf.

Das ist viel schwieriger, als ich dachte. Und ich dachte, es würde schwer werden. Ich fühle eine Menge Wut, die ich, glaube ich, noch nie zuvor so stark empfunden habe", erklärte Jennifer Carole, deren Vater, Rechtsanwalt Lyman Smith, 1980 zusammen mit seiner Frau Charlene Smith, die DeAngelo zuvor noch vergewaltigte, ermordet wurde.

Bei seinen nächtlichen Streifzügen durch ruhige Vororte hatte er Messer, Pistolen, Seile und Schnürsenkel dabei. Häufig fesselte er die Ehemänner, vergewaltigte die Frauen und brachte nach langer Quälerei beide um.

Auch stapelte der Serienkiller Teller auf den Rücken der Männer und sagte, er würde sie beide töten, wenn er die Teller krachen hörte, während er die Frauen vergewaltigte. Einer Frau drohte DeAngelo im Jahr 1978 damit, ihrem kleinen Jungen ein Ohr abschneiden, wenn sie nach der Vergewaltigung keinen Oralsex bei ihm praktizieren würde.

Meist verweilte er an den Tatorten, bediente sich am Kühlschrank und ließ Gegenstände aus den Häusern mitgehen.

An vielen Orten der Verbrechen hinterließ er DNA-Spuren, die ihm erst viel später zum Verhängnis wurden. Ermittler wurden bei ihrer langen Suche nach dem flüchtigen Täter schließlich auf Plattformen für Ahnenforschung fündig, die genetische Informationen eines Verwandten enthielten. Im April 2018, mehr als drei Jahrzehnte nach dem letzten Mord, wurde DeAngelo in einem Vorort von Sacramento festgenommen. Der geschiedene Ex-Polizist hatte unauffällig bei einer seiner drei Töchter gelebt.

Durch sein Geständnis entkommt er nun der Todesstrafe. Im August soll DeAngelo zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Den überlebenden Opfern und den Angehörigen der Ermordeten bleibt damit ein langwieriger Prozess mit schmerzlichen Zeugenaussagen erspart.

Am Montag mussten sich die Anwesenden schockierende Details der Tatorte anhören. Die Staatsanwälte aus sechs Bezirken schilderten die grausamen Tatumstände, teils mit Tränen in den Augen. Per Videoschaltung konnte auch die Öffentlichkeit die Anhörung mitverfolgen.

Das jüngste Opfer war gerade erst 13 Jahre alt. Ein junges Paar hatte wenige Monate zuvor geheiratet. Unter den Toten war auch eine gebürtige Frankfurterin, die 1981 im südkalifornischen Irvine in ihrem Bett erschlagen aufgefunden wurde. Das letzte mutmaßliche Opfer des Serienmörders war eine 18-Jährige, die 1986 vergewaltigt und ermordet wurde.

Die über Jahre ungeklärte Verbrechensserie hatte auch die amerikanische Krimiautorin Michelle McNamara beschäftigt. Im Februar 2018 erschien in den USA ihr Buch "I'll Be Gone in the Dark" (deutscher Titel: "Ich ging in die Dunkelheit"). Zwei Monate später wurde der damals 72 Jahre alte DeAngelo als mutmaßlicher Serienmörder festgenommen. Auch eine sechsteilige US-Doku-Serie wurde gedreht, die am Sonntag Premiere feierte. 

"Das alles habe ich getan", sagte DeAngelo laut Staatsanwalt Thien Ho vom Bezirk Sacramento zu sich selbst, als er nach seiner Verhaftung im April 2018 allein in einem Polizeiverhörraum saß.

Ich hatte nicht die Kraft, ihn herauszudrängen. Er hat mich dazu gezwungen. Er ging mit mir. Es war wie in meinem Kopf, ich meine, er ist ein Teil von mir. Ich wollte diese Dinge nicht tun. Ich verbannte Jerry und hatte ein glückliches Leben. Ich habe all diese Dinge getan. Ich habe ihr ganzes Leben zerstört. Also muss ich jetzt den Preis dafür bezahlen," wird DeAngelo zitiert.

Während die Staatsanwälte davon überzeugt sind, dass der Angeklagte eine gespaltene Persönlichkeit nur vortäuschte, erklärte Ho, der Tag der Abrechnung sei gekommen.

Das Ausmaß von Joseph DeAngelos Verbrechen ist einfach erschreckend", ergänzt Ho. "Jedes Mal, wenn er entkam, schlich er sich lautlos in die Nacht hinaus.

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(dpa/rt)

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