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Ukrainische Medien verbreiten Ente: Ukrainische Soldaten seien "faule Drückeberger"

US-Oberstleutnant Robert Tracy ist Kommandeur der westlichen Ausbildungsmission in der Ukraine Joint Multinational Training Group-Ukraine (JMTG-U). In seinem Blog tauchte plötzlich ein Beitrag auf, in dem er die Ukrainer als "Schwachstelle" der Ausbildung bezeichnete.
Ukrainische Medien verbreiten Ente: Ukrainische Soldaten seien "faule Drückeberger"Quelle: AFP © Yuri DYACHYSHYN

In seinem Blog "Personal Blog – Robert K. Tracy" veröffentlichte der Oberstleutnant offizielle Erklärungen der US Army, darunter auch zur Ukraine. Bevor er im April in das osteuropäische Land kam und die Führung der JMTG-U in der Nähe der Stadt Lwow übernahm, war er Kommandeur des 502. Infanterieregiments der berühmten 101. Luftlandedivision. Bei der Übergabezeremonie des Kommandos über das "Yaroviv Combat Training Center" von der Tennessee National Guard an Oberstleutnant Tracy sagte er:

Wir freuen uns auf die Möglichkeit, auf ihrem Erfolg (der Tennessee National Guard/Anm.) aufzubauen, indem wir unsere Bemühungen mit allen unseren Partnern hier verbinden, um die Fähigkeiten des Yaroviv Combat Training Center zu verbessern.

Das war am 2. Mai. Seitdem folgten noch weitere Infobeiträge über seine Zeit in der Ukraine, bis am 23. August ein Beitrag erschien, in dem er sich Luft über die ukrainischen Soldaten zu verschaffen schien. In der Ukraine sorgte der Artikel für enormen Unmut, weil er teilweise schon fast rassistische Untertöne aufwies, obwohl er auch Punkte (Alkoholmissbrauch und Korruption) ansprach, die durchaus ein Problem bei den Streitkräften darstellen. Hier einige kurze Auszüge aus dem Beitrag:

Ukrainische Soldaten sind faule Drückeberger, die widerwillig arbeiten, (und) sie neigen dazu, jede Bewegung ihrer US-Instruktoren absichtlich zu sabotieren. Unter Berücksichtigung ihrer Geldgier muss man sich dessen bewusst sein, dass das ukrainische Militär dazu neigt, alles zu stehlen und zu verkaufen, sobald sie denken, dass sie ein gutes Geschäft machen können. (…) Die meisten Ukrainer sind schlecht ausgebildet und von niederem Intellekt. Die einfachsten Aufgaben scheinen sie zu überfordern. Das ist kein Wunder, wenn man berücksichtigt, dass die Mehrheit der Soldaten aus benachteiligten Schichten kommt, während der beste Teil der Bevölkerung das Land für ein besseres Leben im Ausland verlassen hat.

Obwohl Tracys Blog nach diesem Vorfall gelöscht wurde, kann man nach wie vor die archivierten Seiten im Internet finden. Dabei fällt auf, dass sämtliche verfügbaren älteren Einträge des Blogs offiziellen Charakter hatten und keinerlei persönliche Informationen enthielten. Nur dieser eine Beitrag vom 23. August wurde plötzlich in persönlicher Form verfasst. Wo zuvor nur lobende – weil offizielle – Worte verwendet wurden, waren es zuletzt lauter Vorwürfe. Die Art und Weise, wie der Text formuliert wurd, hätte in den Redaktionen zumindest Fragezeichen auslösen sollen. Stattdessen wurde der Beitrag unkommentiert übernommen. 

Task Force Carentan, wie die 150 Mann starke US-Truppe in der Ukraine unter dem Kommando von Oberstleutnant Tracy heißt, sah sich nach dem Sturm der Entrüstung veranlasst, am 28. August eine Pressemitteilung zu veröffentlichen, in der man sich von diesem Artikel distanzierte.

Vor Kurzem hat jemand, der sich als Kommandeur der Joint Multinational Training Group-Ukraine ausgibt, versucht, die Mission und die Streitkräfte der Ukraine zu diskreditieren. Das ist ein Betrüger, und er repräsentiert nicht die Task Force Carentan oder die JMTG-U. Unsere Kommunikationswege sind offizielle Presseerklärungen der US Army und die Auftritte auf Facebook, Flickr, Twitter und Instragram.

RT Deutsch fragte beim 7. Army Training Command im bayerischen Grafenwöhr nach, der zuständigen Stelle der US-Armee, und wollte wissen, ob sie bestätigen können, wer der Verfasser des Blogs war. Laut Antwort der Pressesprecherin war Oberstleutnant Robert Tracy nicht "Autor des betrügerischen Blogs".

Ob Tracy tatsächlich nichts mit dem Blog zu tun hatte, kann nicht verifiziert werden. Es kann angesichts des offiziellen Charakters der Meldungen über Monate hinweg nicht ausgeschlossen werden, dass es nicht doch sein Blog war und er Meldungen über seine Arbeit veröffentlichte. Und wenn er nicht der Verfasser des letzten Beitrags war, würde es bedeuten, dass der Blog gehackt wurde, um ihn und die ukrainischen Soldaten in ein schlechtes Licht zu rücken. Auf jeden Fall wurde der Blog nach diesem Vorfall auf Druck der US-Armee gelöscht.

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