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"Angriff mit Rollstuhl" – Behinderte Gelbwesten-Aktivistin muss vor französisches Gericht

Odile Maurin, eine in Frankreich bekannte Aktivistin für Behindertenrechte, muss sich nach einem Zwischenfall während einer Gelbwesten-Demonstration vor einem Gericht verantworten. Laut Sicherheitsbehörden soll sie Polizisten mit ihrem Rollstuhl angegriffen haben.
"Angriff mit Rollstuhl" – Behinderte Gelbwesten-Aktivistin muss vor französisches GerichtQuelle: AFP © Pascal Pavani

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Die 53-jährige Aktivistin aus Toulouse ist Vorsitzende und Gründerin der Vereinigung "Handi-social", die sich für die Rechte Behinderter einsetzt. Sie soll laut Polizeiangaben am 30. März während einer Gelbwesten-Demonstration in Toulouse ihren Rollstuhl "als Waffe eingesetzt haben". Zu den weiteren Vorwürfen gehören "Widerstand gegen die Staatsgewalt", "Behinderung der Rettungskräfte" sowie "Gewalt gegen Polizeibeamte". Maurin bestreitet die Vorwürfe.

Laut ihrer Darstellung befand sie sich am 30. März in einer Menschenmenge, in der Teilnehmer friedlich singend und tanzend demonstrierten. Trotzdem sei die Polizei eingeschritten. Sie habe vergeblich versucht, mit dem Einsatzleiter zu sprechen. Die Polizei habe anschließend den Einsatz von Tränengas-Granaten und eines Wasserwerfers angeordnet. Und das, obwohl sich in der Menge noch weitere behinderte Menschen befunden haben sollen, wie Maurin erklärt.

Sie habe sich daraufhin vor den Wasserwerfer gestellt, um seiner Weiterfahrt zu blockieren. Auf die Aufforderung der Polizeikräfte, den Weg freizugeben habe sie nicht reagiert. Daraufhin hätten Polizisten in den Joystick ihres elektrischen Rollstuhls gegriffen, um die sie von der Straße wegzubekommen. Der Rollstuhl wurde dadurch so abrupt in Bewegung gesetzt, dass sie gegen den Bürgersteig geprallt sei und dabei fast aus dem Rollstuhl geschleudert wurde, so Maurin. Anschließend hätten sich mehrere Polizeibeamte vor ihr aufgebaut, so die Aktivistin weiter. Wieder habe ein Beamter in den Joystick gegriffen, diesmal sei sie durch die unkontrollierte Fahrt gegen einen Polizeiwagen gekracht. Dabei sei auch ein Polizeibeamter von dem Rollstuhl erfasst worden. Doch nicht sie habe den Rollstuhl in Bewegung gesetzt. Was dann passierte, schildert sie so:

Mein Fuß war zwischen meinem Stuhl und dem Polizeifahrzeug eingeklemmt, dadurch brach der Fuß, ich schrie vor Schmerzen.

Maurin, die unter dem Ehlers-Danlso-Syndrom leidet, erlitt bei dem Zwischenfall einen fünffachen Knochenbruch am Fuß.

Trotzdem wurde sie von den Polizeikräften festgesetzt und musste über eine Stunde warten, bis sie ärztlich versorgt wurde. Nur einige "Street Medics" (mobile Sanitäter) hätten sich um sie gekümmert, indem sie ihr halfen, den Stiefel auszuziehen und den gebrochenen Fuß mit Eis zu kühlen. Anschließend habe die Polizei festgestellt, dass sie kein geeignetes Fahrzeug zur Verfügung habe, um sie ins Kommissariat zu transportieren. Deswegen sei sie nun zu einem Gerichtstermin am 16. Mai vorgeladen. Die Aktivistin hat ihrerseits Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt. Das Ausmaß an Unterdrückung in den letzten Monaten sei beispiellos, so Maurin:

Ich habe das bei anderen Demonstrationen von den Gelbwesten nie gesehen.

Schon im Januar 2019 war die Aktivistin mit der Polizei aneinandergeraten, wie dieses Facebook-Video zeigt:

Sie soll zwar am 16. Mai vor Gericht erscheinen, habe aber immer noch keine Strafanzeige erhalten, so die Aktivistin. Deswegen habe sie eine Verschiebung der Anhörung beantragt. Die Präfektur erklärte, dass sie sich nicht zur Art und Weise äußern werde, "wie diese Person die Ereignisse darstellt", um dann jedoch mitzuteilen, dass die Version von Odile Maurin "in keiner Weise der Version der Strafverfolgungsbehörden entspricht, die zum Zeitpunkt der Ereignisse anwesend waren".

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