Europa

Shitstorm wegen Nationalisten in Polen: Schweizer Journalist muss Twitter-Account deaktivieren

Ein Tweet und seine Konsequenzen: Der Schweizer Journalist Fabian Eberhard äußerte sich mit einem Tweet kritisch zum Marsch anlässlich der 100-jährigen Unabhängigkeit Polens am 11. November in Warschau. Das war sein vorerst letzter Tweet.
Shitstorm wegen Nationalisten in Polen: Schweizer Journalist muss Twitter-Account deaktivierenQuelle: Reuters

Wie der SRF in der Schweiz berichtet, wurde dem Journalisten Fabian Eberhard ein Tweet zum Verhängnis. Der Schweizer Journalist, der für den Sonntags-Blick tätig ist, äußerte sich in dem Tweet zum Marsch anlässlich der 100-jährigen Unabhängigkeit Polens am 11. November in Warschau. Laut SRF schreibt der Journalist regelmäßig zu den Themen Nationalismus, Islamismus oder Waffenexporte und eckt damit auch des Öfteren mal an.

Dies ist ihm nun offenbar auch im Zusammenhang mit dem Marsch zum 100-jährigen Unabhängigkeitsgedenktag in Warschau gelungen. Auf Twitter postete Eberhard:

Beängstigend: 200.000 Nationalisten und Neonazis marschieren durch Warschau.

Daraufhin ging es laut seinen eigenen Angaben auf seinem Twitter-Account ab: Er erhielt bis zu 70.000 Reaktionen aus Polen, Deutschland und den USA. Der Journalist beschloss, seinen Twitter-Account zu deaktivieren. In einem Facebook-Post stellt er fest:

Ich bin ja so einiges an Hass gewohnt, aber dieses Ausmass ist unvorstellbar.

Er sei auf verschiedenen Kanälen bedroht und beschimpft worden. Diese Attacken gegen ihn seien eine orchestrierte Aktion. Es ist nicht das erste Mal, dass der "Unabhängigkeitsmarsch" in Polen für Ärger sorgt. Das heikle Thema schaffte es schon 2017 in die Schlagzeilen, als während des Marsches rassistische und antisemitische Parolen skandiert wurden. In diesem Jahr wollte die Warschauer Oberbürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz deshalb den Umzug verbieten – doch ein Gericht hatte das Verbot für ungültig erklärt.

Mehr zum Thema - Polen: 200.000 Menschen marschieren zum 100. Unabhängigkeitstag Seite an Seite mit Rechtsextremen

Daraufhin hatte der polnische Staatspräsident Andrzej Duda von der rechten Partei Recht und Gerechtigkeit (PIS) eine eigene Veranstaltung angekündigt und die nationalistischen Gruppen dazu eingeladen, zeitgleich ihre eigene Veranstaltung abzuhalten. Der SRF zitiert den polnischen Journalisten Jan Opielka mit den Worten:

Es ist symbolisch für Polen, dass die Märsche der Regierung und der nationalistischen Gruppen zusammenfliessen. Die Regierung hat in den drei Jahren, in denen sie an der Macht ist, keine Grenze zu den nationalen Kräften gezogen.

Der 11. November als Jahrestag sei allerdings auch für politisch moderate Polen wichtig. "Alle Parteien und wichtigen politischen Gruppierungen berufen sich auf den 11. November als Beginn der neuen Staatlichkeit", so Opielka gegenüber dem SRF. Der Schweizer Sender zitiert zudem auch den deutsche Medienforscher Alexander Fanta vom Thinktank Netzpolitik.org. "Was hier passiert, sollte man definitiv nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagt Fanta. Einen Journalisten dazu zu zwingen, seinen Twitter-Account zu deaktivieren, sei ein Akt der Zensur.

Wenn aggressives Verhalten im Netz dazu führt, dass Leute sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen, dann ist das sicher ein drastischer Schritt für die Demokratie.

Shitstorms wie der, der Eberhard gerade entgegen schlägt, beobachte er besonders bei Gruppen, die sich im politischen Spektrum weit rechts bewegen. "Wir sehen in Deutschland immer wieder, dass rechte Gruppen diese Taktik gezielt einsetzen."

Ob man dabei aber von einer orchestrierten Aktion sprechen könne, sei schwer zu sagen: "Heute spielt sich ein großer Teil der Onlinekommunikation in privaten oder vertraulichen Gruppen ab, über WhatsApp, Facebook oder Telegramm. Wer zu Aktionen aufruft und inwiefern sie gezielt sind, lässt sich nicht nachvollziehen", so Fanta.

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