Europa

Schweden: Brennende Autos bestimmen den Wahlkampf - Stecken die Russen dahinter?

In mehreren schwedischen Städten brannten am Montagabend Fahrzeuge in den Straßen, allein 80 in Göteborg. Der schwedische Premierminister vergleicht die mutwillige Zerstörung mit einer "militärischen Operation". Der Vandalismus könnte die Wahlen entscheiden.
Schweden: Brennende Autos bestimmen den Wahlkampf - Stecken die Russen dahinter? Quelle: Reuters © Adam Ihse/TT News Agency/via REUTERS

Schaltete man am Dienstag in Schweden das Radio ein, so bestimmten die in Brand gesetzten Fahrzeuge das Programm. Die Moderatoren spekulierten, es habe sich möglicherweise um eine "fremde Macht" gehandelt, die dahinterstecke und die schwedische Gesellschaft kurz vor den Wahlen spalten wolle. Fast 100 Fahrzeuge brannten in Schweden. Um 21.00 Uhr in Hjällbo, 21.02 Uhr in Frölunda, 21.02 Uhr in Lysekil, 21.15 Uhr in Trollhättan, 21.30 Uhr in Alafors. Schnell folgten entsprechende Verschwörungstheorien, die in den sozialen Medien verbreitet wurden. Darunter auch der Verdacht, dass es sich um eine versuchte russische Einflussnahme auf die Wahlen handle. 

Stefan Löfven, Premierminister Schwedens von der Partei der Sozialdemokraten, verlor in einem Interview mit dem schwedischen Radio die Fassung:

Das kotzt mich wirklich an."

An die Kriminellen stellte er die verzweifelte Frage:

Was zum Teufel tun Sie? Die Gesellschaft wird sich an Ihnen sehr hart rächen."

Die Notrufe gingen bei der Göteborger Polizei und Feuerwehr um 21 Uhr abends am Montag ein. Zuvor hatten Anwohner wegen brennender Fahrzeuge in den Städten Trollhättan, Lysekil und Falkenberg die Polizei informiert.

Rettungskräfte als schutzlose Helfer 

In Trollhättan warfen Jugendliche mit Steinen auf die eintreffenden Polizisten. Künftig, so Löfven, sollen Ersthelfer besser geschützt werden. Oft sehen sich Feuerwehr und Rettungskräfte mit schwerer Bandenkriminalität konfrontiert und werden bei ihrer Arbeit in den sogenannten "empfindlichen Gebieten" behindert oder selbst Gefahren ausgesetzt. Als "empfindliche" oder "besonders empfindliche Gegenden" bezeichnet die schwedische Regierung Problemviertel, in denen die Arbeitslosenzahlen hoch sind und Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Perspektive für ein besseres Leben fehlt. 

Polizeisprecherin Ulla Brehm erläuterte, dass es sich um eine Art Tradition bei den Bränden handle, deren Zahl alljährlich zunehme. Die Polizei konnte nicht bestätigen, dass hier irgendein politisches Interesse steckt: 

Wir wissen aus unserer Erfahrung, dass diese Art von Bränden öfter in der Woche vor dem Schulbeginn nach den Ferien als in anderen Wochen stattfinden."

Für Löfven ist der kriminelle Akt koordiniert, fast wie eine "Militäroperation". Die polizeilichen Ermittlungen werden zeigen, so Löfven, ob es sich um reinen Vandalismus oder etwas anderes handelt. Die Polizei geht davon aus, dass die Brände orchestriert wurden. Ulf Kristersson, Parteiführer der Moderaten, schrieb auf Facebook von einer "Sabotage-Aktion". Auf Twitter schilderte der schwedische Innen- und Justizminister Morgan Johansson: 

Letztes Jahr hat die Regierung die Strafen für schweren Vandalismus erhöht, was jetzt bis zu sechs Jahre Haft bedeuten kann. Hoffe, die Gangster werden verhaftet, damit sie die Strafe bekommen, die sie verdienen." 

Tatverdächtiger in der Türkei verhaftet

Vor den Bränden lautete die Prognose für die Anti-Einwanderungspartei der "Schweden-Demokraten" (SD), dass diese bei der Riksdags (Reichstag)-Wahl am 9. September etwa 20 Prozent der Stimmen erhalten werden. 2014 erreichten sie 12,9 Prozent. Die brennenden Fahrzeuge könnten der SD-Partei ein noch besseres Ergebnis bescheren. Koalieren wollen die Sozialdemokraten mit der SD nicht. Die zentralen Wahlkampfthemen sind Zuwanderung und die Kriminalität. Die Sozialdemokraten erwartet ein historisch schlechtes Wahlergebnis von rund 24 Prozent. Die Moderaten könnten auf 20 Prozent kommen. 

Am Donnerstag wurde unterdessen ein 19-Jähriger in der Türkei verhaftet, der verdächtig ist, Fahrzeuge in Västra Frölunda in Brand gesetzt zu haben. Schweden hat seine Auslieferung beantragt. Die Polizei wies Erwachsene in den Städten an, nachts hinauszugehen, um die Straßen zu füllen und die Chance der Jugendbanden zu verringern, unerkannt Vandalismus zu betreiben. Mit dem Satz: "Seht, was letzte Nacht in Schweden passiert ist" lenkte US-Präsident Donald Trump im Vorjahr das internationale Augenmerk auf die Bandenkriminalität in Schweden. 

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