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Analysten: Neue Nowitschok-Vergiftung vor WM-Viertelfinale und Putin-Trump-Gipfel wirft Fragen auf

Die angebliche Nowitschok-Vergiftung eines britischen Paares in Salisbury scheint der Skripal-Saga neues Leben einzuhauchen. Analysten hinterfragen den Zeitpunkt, genau vier Monate nach dem Anschlag am 4. März und just vor dem WM-Viertelfinale und Trump-Putin-Gipfel.
Analysten: Neue Nowitschok-Vergiftung vor WM-Viertelfinale und Putin-Trump-Gipfel wirft Fragen aufQuelle: Reuters

Das Skript zum neuen Nowitschok-Vorfall scheint einem B-Movie entnommen. Am 4. Juli, genau vier Monate nach dem mutmaßlichen Nowitschok-Anschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter, informieren britische Sicherheitskreise die Öffentlichkeit darüber, dass erneut ein Pärchen mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden sei.

Was wir bisher über den Vorfall wissen:

Charles Rowley (45) und seine Freundin Dawn Sturgess (44) waren am Samstag, dem 30. Juni, ins Krankenhaus nach Salisbury eingeliefert worden, nachdem sie Kontakt mit "einer unbekannten Substanz" hatten. Am Donnerstagabend erklärte dann der britische Anti-Terror-Chef Neil Basu, dass es sich bei der Substanz erneut um den Nervenkampfstoff Nowitschok handelte.

Da es sich bei Charles Rowley um einen registrierten Heroinsüchtigen handeln soll, ist die derzeitige medial transportierte Hypothese, dass das Paar über einen weggeworfenen Behälter oder eine Spritze gestolpert sei, mit der das Nervengift bei dem Attentat gegen die Skripals transportiert wurde, und dabei "versehentlich" vergiftet wurde.

Das drogensüchtige Paar hatte nach derzeitiger Informationslage am vergangenen Freitag den Queen Elizabeth Gardens besucht, dort waren am 4. März auch die Skripals zusammengebrochen. Allerdings soll nach britischen Medienberichten genau dieser sensible Ermittlungsbereich um die Parkbank herum von Sicherheitskräften nach dem Skripal-Vorfall weder durchsucht, noch abgesperrt, noch gesäubert worden sein.

Danach soll Sturgess zurück in ihre Wohnung gegangen sein. Diese liegt nur wenige Meter vom „Zizzi-Restaurant“ entfernt, wo die Skripals am 4. März ein letztes Mal gegessen hatten, bevor sie im weiteren Verlauf zusammenbrachen.

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Am nächsten Tag, dem 30. Juni, fuhr Sturgess dann zum Haus ihres Freundes in Amesbury, zwölf Kilometer von Salisbury entfernt. Kurz nach der Ankunft beklagte sich die Freundin von Rowley über Übelkeit und das Pärchen rief einen Krankenwagen. Rowleys Wohnung in Muggleton Road liegt in der Nähe des Chemiewaffenlabors Porton Down. Am späten Samstagnachmittag brach dann auch Rowley in seiner Wohnung zusammen und wurde ebenfalls ins Krankenhaus nach Salisbury eingeliefert.

Soweit die bisher offiziell bekannten Umstände.

Analysten: Politik und Medien wollen den anti-russischen Spin

Doch während noch nicht feststeht, wie die Substanz übertragen wurde und ob sie aus der gleichen Probe stammt, die die Skripals angeblich ins Koma fallen ließ, ist der Skripal-Fall bereits wieder auf den Titelseiten der westlichen Presse, mit dem entsprechenden anti-russischen Spin.

Selbst der britische Innenminister Sajid Javid, der zunächst davor warnte, "voreilige Schlüsse zu ziehen," hielt es für angebracht, darauf hinzuweisen, dass der Amesbury-Vorfall "dem rücksichtslosen und barbarischen Angriff" in Salisbury ähnelt.

Dan Kovalik, ein US-amerikanischer Anwalt für Menschen- und Arbeitsrechte, sagte auf Anfrage gegenüber RT, dass das Vereinigte Königreich zwar bis jetzt noch niemanden direkt beschuldigt hat, "es scheint aber die britische Regierung zu sein, die versucht, die beiden Fälle miteinander zu verbinden, damit sie Russland irgendwie beschuldigen können".

Dem Zeitpunkt der neuen Nowitschok-Vergiftung sollte man besonderes Augenmerk schenken, da diese genau zu einem Moment erfolgt, in dem eine bisher sehr erfolgreiche und vorfallsfreie Fußball-Weltmeisterschaft in Russland stattfindet, so Kovalik weiter und betont:

Ich finde es auch sehr merkwürdig, dass das alles während der Weltmeisterschaft in Russland passiert, wenn Russland aus britischer Sicht zu viel gute Publicity bekommt, während das offizielle Großbritannien darauf aus ist, Russland zu verunglimpfen.

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Das negative Russland-Bild wird zudem derzeit jeden Tag von britischen Fans hinterfragt, die bei der WM in Russland Realitäten schildern, die so gar nicht dem von britischen Medien und Politikern gezeichnetem Bild Russlands und seiner Einwohner entsprechen.

Als Erstes ist zu bedenken: Wer profitiert und hat Zugang zu Nowitschok?

Der Rechts- und Medienanalytiker Michael William Lebron, bekannt als Lionel, sagte gegenüber RT zu dem neuen Nowitschok-Vorfall:

Der neue Nowitschok Fall liefert fruchtbaren Boden für Verschwörungstheorien, aber man kann nicht anders, als zu erwähnen, dass Porton Down, das experimentelle Chemielabor in Wiltshire, das die Substanz als ein militärisches Nervengift identifiziert hat, sich selbst in der Nähe beider Tatorte befindet. Sie werden sich fragen müssen: Wer profitiert davon?

"Das erste, was ich fragen würde, wenn ich ein Spionageautor wäre, wenn ich Polizist wäre, wenn ich versuchen würde, Möglichkeiten auszuschließen: Die Nähe zu Porton Down - ist das nicht sehr interessant?", so Lionel weiter.

Er fügte hinzu, dass er zwar nicht behauptet, dass es sich um einen Angriff des britischen Geheimdienstes unter falscher Flagge handelte, aber es bleibe die Frage, wer Zugang zu diesem potenziell tödlichen Gift hat.

Der Vorfall in Amesbury scheint ein geeigneter Vorwand für die britischen Medien zu sein, um die gleichen Anschuldigungen gegen Russland wiederzuverwenden, die sie erhoben haben, als der Fall Skripal in den Schlagzeilen stand, glaubt Lionel und betont abschließend:

Sie werden die vorherige Skripal-Geschichte nehmen, sie abstauben und den Namen dieser Leute hineinschreiben und einfach sagen: Motiv und Plausibilität weisen nach Russland.

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