Europa

Skripal und die OPCW: Der fehlende DNA-Vergleich bei den Blutproben

Verzichtete die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bei der Untersuchung der Proben zum Fall Skripal auf ihre Sicherheitsstandards? Zumindest ist in ihrem Bericht von einem DNA-Abgleich keine Rede. Eine Manipulation ist daher nicht auszuschließen.
Skripal und die OPCW: Der fehlende DNA-Vergleich bei den BlutprobenQuelle: Reuters © Reuters

Dem für die Öffentlichkeit bestimmten Bericht der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) nach zu urteilen, hat die OPCW es offenbar unterlassen, DNA-Vergleiche zwischen den selbst genommenen Blutproben und denen von Porton Down durchzuführen, um festzustellen, ob letztere wirklich von den Skripals stammen. Porton Down, das britische Labor für chemische Waffen, hatte kurz nach dem mutmaßlichen Chemiewaffenattentat vom 4. März in der englischen Kleinstadt Salisbury Blutproben von den Opfern Julia und Sergej Skripal getestet und dabei den Kampfstoff Nowitschok festgestellt.

Die mit einer Untersuchung des Vorfalls betraute OPCW hatte am 20. März bei einem Londoner Gericht beantragt, sowohl Blutproben der Patienten zu entnehmen als auch eine jeweilige DNA-Analyse der Proben durchzuführen. Der Richter Justice Williams bewilligte den Antrag und zitiert in seinem Urteil daraus:

Um ihre Untersuchungen durchzuführen, möchte die OPCW

I) frische Blutproben entnehmen, um

a) ihre eigene Analyse über das Vorhandensein von Nervengiften durchzuführen

b) eine DNA-Analyse durchzuführen, um im Fall der ursprünglich von Porton Down getesteten Proben abzuklären, dass sie von Herrn und Frau Skripal stammen,

II) die Krankenakten von Herrn und Frau Skripal analysieren, die ihre Behandlung seit dem 4. März 2018 beschreiben,

III) die von Porton Down bereits analysierten Blutproben erneut testen.

Mehr zum Thema - Russlands OPCW-Vertreter: Die acht britischen Lügen zum Skripal-Fall

Obwohl die OPCW in ihrem Kurzbericht vom 12. April die einzelnen Schritte der Prüfungsprozedur beschreibt, tauchen diese DNA-Analysen nirgendwo auf. Im Text heißt es lediglich, man habe kleine Teile ("Splits") der Blutproben aus Porton Down erhalten und überprüft (Punkt 6 und 7). Doch von einem Abgleich der DNA-Resultate mit denen der Blutproben aus Porton Down ist dort nicht die Rede. Verzichtete die Organisation auf eigene Standardverfahren, die sie ursprünglich vor Gericht beantragt hatte?

Identifikation anhand von Ausweisen

Im OPCW-Bericht wird stattdessen nur eine einfache Identitätskontrolle erwähnt. Man habe die Personen anhand ihrer Personalausweise identifiziert. Angesichts der Bedeutung des Themas und der Tatsache, dass die Personalausweiskontrolle im Bericht erwähnt wird, muss davon ausgegangen werden, dass die DNA-Tests tatsächlich nicht durchgeführt wurden.

Insofern ist bis heute nicht wissenschaftlich einwandfrei geklärt, ob die von Porton Down getesteten Blutproben wirklich von den Skripals stammen. Genauso wenig kann es als gesichert gelten, ob die an die Labore der OPCW gelieferten Proben von den Skripals und dem Polizisten Nicolas Bailey stammen. Blutproben ohne zugehöriges DNA-Zertifikat sind nicht vor einem Vertauschen geschützt.

Daraus ergibt sich eine weitere Frage: Hat die OPCW ihre Blutproben womöglich ohne die dazugehörigen DNA-Analysen an ihre Testlabors geliefert? Das Online-Portal Pressreader berichtete am 8. April:

Rein zufällig hatten bei der Einlieferung der Opfer medizinische Chemiewaffen-Spezialisten im Krankenhaus (von Salisbury) Dienst. Die zwei Ärzte hatten vor kurzem eine Schulung in Porton Down absolviert, die es ihnen ermöglichte, die Symptome eines Nervenkampfstoffs schnell zu erkennen.

Mehr zum Thema - Telefonstreich: OPCW-Chef spricht über Skripal und Syrien mit Schein-Ministerpräsidenten

Es ist davon auszugehen, dass diese zwei Spezialisten die Behandlung der Patienten selbst durchführten und auch die Blutproben abnahmen und/oder überwachten. Die Krankenakten wurden ebenfalls von ihnen kontrolliert. Porton Down hat laut Medienberichten am Behandlungsprozess der Skripals und des Polizisten teilgenommen und entsprechende Medikamente empfohlen.

Es ist naheliegend, dass im Verlauf der Behandlung zur Kontrolle der Entgiftung weitere "biomedizinische" Proben entnommen wurden. Zwischen den behandelnden Ärzten, dem Chemiewaffenlabor und dem Krankenhaus bestand eine enge Zusammenarbeit.

Porton Down im Besitz von Nowitschok

Porton Down verfügt im Rahmen seiner medizinischen Forschungsarbeiten mit Sicherheit auch über Blutproben in tiefgekühltem Zustand. Insgesamt sind hier die technischen Voraussetzungen für eine Manipulation aus nächster Nähe gegeben. Der Chef von Porton Down, Gary Aitkenhead, antwortete auf die Frage eines Journalisten, ob die Nowitschok-Substanz nicht aus seinem Labor stammen könnte, Folgendes:

Es wäre unmöglich, dass so etwas jemals von uns käme oder die vier Wände unserer Einrichtungen verlassen würde. Wir haben mit einer Reihe von sehr giftigen Substanzen zu tun, das ist Teil unserer Arbeit. Wir haben die höchsten Sicherheits- und Kontrollstandards.

Er sagte nicht: "Wir haben dieses Gift nicht." Denn das wäre auch eine offenkundige Falschaussage. Denn in Porton Down wird auch mit Nowitschok experimentiert. Schließlich hat das Labor die Aufgabe, die Entwicklungen aller Arten von chemischen Kampfstoffen nachzuvollziehen und diese "nachzubauen", um entsprechende Gegenmittel zu entwickeln.

Dass Porton Down daher auch im Besitz von Nowitschok ist, gab der britische Außenminister Boris Johnson beiläufig in einem Interview mit der Deutschen Welle zu. Selbst der in transatlantischen Kreisen bestens vernetzte und hochaktive britische Chemiewaffenexperte Hamish de Bretton-Gordon bestätigte, dass Porton Down Nowitschok herstellen kann.

Daher ist sich auch der Chemiewaffenexperte und ehemalige OPCW-Mitarbeiter Ralf Trapp "sicher", dass Porton Down – und damit der Westen – selbst über "Nowitschok" verfügt, so Trapp gegenüber RT Deutsch.

Mehr zum Thema - Causa Skripal: Die lange Geschichte der Geheimhaltungen um den Kampfstoff "Nowitschok"

Bestätigt wurde das von Miloš Zeman. Der Präsident Tschechiens gab am Freitag bekannt, dass noch vor kurzem im dortigen NATO-Kompetenzzentrum zur Abwehr von ABC-Waffen ein Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Klasse hergestellt und getestet worden sei. Dieser sei anschließend wieder vernichtet worden.

Die Behauptung Londons, nur Russland habe die technischen Möglichkeiten, Nowitschok herzustellen, hat sich damit als plumpe Lüge herausgestellt. Die Schlussfolgerung aus all diesen Faktoren legt nahe, dass eine Manipulation bei der Vergiftung der Skripals und des Polizisten sowie ihrer Blutproben unter den gegebenen Umständen möglich war und nicht ausgeschlossen werden kann.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.