Europa

Skripal-Affäre: Britisches Dokument geleakt – Moskau kündigt Überraschung an

Eine russische Tageszeitung hat ein Dokument veröffentlicht, mit dem London die EU-Partner von der Schuld Moskaus für das Attentat auf Sergei Skripal zu überzeugen versuchte. Beweise finden sich darin allerdings nicht. Moskau kündigt indes "eine Überraschung" zur Skripal-Affäre an.
Skripal-Affäre: Britisches Dokument geleakt – Moskau kündigt Überraschung an Quelle: Reuters © Reuters

Die russische Tageszeitung Kommersant veröffentlichte ein auf den 22. März datiertes Dokument, das Großbritannien hochrangigen EU-Diplomaten vorlegte, um diese von der Schuld Russlands in der Skripal-Affäre und entsprechenden Vergeltungsmaßnahmen zu überzeugen. Dabei handelt es sich um eine aus sechs Folien bestehende PowerPoint-Präsentation.

Während London öffentlich bislang von einer "hohen Wahrscheinlichkeit" sprach, dass Moskau hinter dem Attentat stehe, gab es laut dem Dokument "keine Zweifel, dass Russland verantwortlich ist". Kein anderes Land habe "gleichzeitig die Fähigkeit, Absicht und ein Motiv". Weiter heißt es darin: "Es gibt keine andere plausible Erklärung".

Moskau verfolge in der Skripal-Affäre "dreißig parallele Linien der Desinformation". Um welche es sich dabei handeln soll, lässt die britische Regierung offen. Vielleicht sind ja die 30 Fragen gemeint, die Journalisten zum Fall Skripal stellen sollten.

In dem Dokument wird Moskau zudem eines "langwährenden Musters bösartiger Aktivitäten" bezichtigt. So wird Russland für den Absturz der malaysischen Passagiermaschine MH-17 in der Ostukraine ebenso verantwortlich gemacht wie für diverse Hackerangriffe oder eine Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen.

Londons Botschaft ohne Überzeugungskraft

Wie wenig Überzeugungskraft von dem Dokument ausgeht, zeigt sich daran, dass sich elf EU-Mitglieder dem Anliegen der Briten verweigerten und keine russischen Diplomaten auswiesen, obwohl verschiedene EU-Regierungschefs zuvor ein einheitliches Vorgehen des Staatenbundes angemahnt hatten.

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Der Sprecher der russischen Botschaft in Großbritannien wies gegenüber dem Nachrichtenportal Sputnik darauf hin, dass die britische Premierministerin Theresa May mit ihrer flammenden Rhetorik die große Mehrzahl der Länder der Welt nicht überzeugt habe: 

Selbst wenn Frau May sagte, sie sei absolut sicher, dass Russland für den Vorfall in Salisbury verantwortlich ist, müsste sie Russland, der internationalen Gemeinschaft und der britischen Öffentlichkeit alle Beweise vorlegen. Das ist die Meinung von fast 160 Ländern, die nicht dem westlichen Block angehören. Es ist offensichtlich, dass niemand in der Welt die Worte der Briten als gegeben hinnimmt. 

Washington: Tentakel statt Beweise

Es gibt jedoch Ausnahmen. So sieht Washington gar keine Notwendigkeit für Beweise, die eine russische Täterschaft belegen. Die Sprecherin des US-Außenministeriums sagte am Dienstag:

Wir wissen, dass Russland für diesen Angriff verantwortlich ist. Das ist etwas, das nicht in Frage steht.

Auf die Frage, auf welchen Beweisen diese Gewissheit beruht, musste Heather Nauert jedoch eingestehen, dass Washington sich dabei alleine auf das Wort der Briten verlässt:

Wenn das Vereinigte Königreich uns sagt, dass es Beweise hat und dass es weiß, dass Russland verantwortlich war, dann haben wir allen Grund, es zu glauben.

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Ohnehin habe Russland "lange Arme und viele Tentakel", so die Sprecherin, die Moskau noch einen Rat mit auf den Weg gab:

Wenn Russland seine Beziehungen verbessern will, muss es zunächst seine Verantwortung für diesen Angriff anerkennen und sein rücksichtsloses aggressives Verhalten einstellen.

Moskau kündigt "Überraschung" an

Auf ihrer Facebook-Seite bezeichnete Russlands außenpolitische Sprecherin Marija Sacharowa das britische "Beweisdokument" als einen "groß angelegten Versuch, die Weltöffentlichkeit zu manipulieren".

Auf der Grundlage dieser sechs Bilder wurde beschlossen, einem Land die Verantwortung für einen chemischen Angriff zuzuschieben", so Sacharowa, die in diesem Zusammenhang von einem "Fiasko für Theresa May" sprach.

Gegenüber dem Sender Rossija-1 sagte sie:

Sie [die Briten] können ihre Thesen nicht durchfechten. Darum sind sie zu dem Konzept der Anti-Werbung und der schwarzen PR im Weltmaßstab übergegangen. Das ist eine kolossale Provokation. Ich würde eher sagen: ein kolossales Abenteuer.

Sie kündigte zudem für Donnerstag „eine Überraschung“ zum Fall Skripal an:

Wir haben eine Überraschung für alle, die genug Gewissenlosigkeit und Frechheit haben, um Russland mit dem Dritten Reich zu vergleichen oder irgendwelche Parallelen zu ziehen.

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Weiter sagte die Sprecherin des Außenministeriums:

Lassen Sie uns wenigstens den Donnerstag abwarten und ich verspreche Ihnen, dem Außenminister Großbritanniens Boris Johnson und allen anderen ein historisches Geschenk. Ich hoffe, dass es uns gelingt, alle Unterlagen rechtzeitig vorzubereiten. Wir haben eine Überraschung.

RT Deutsch wird die Stellungnahme des russischen Außenministeriums, bei der die "Überraschung" am Donnerstag verkündet werden soll, im Live-Stream zeigen.

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