Ausnahmezustand in den Alpen: Heftige Schneefälle und höchste Lawinenwarnstufe

In weiten Teilen der Schweiz und in Österreich gilt die höchste Lawinenwarnstufe. Wegen der heftigen Schneefälle sind zahlreiche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Einige Bahnstrecken sind gesperrt. Zudem verschärft sich nun auch die Hochwassergefahr.

In weiten Teilen der Alpen schneit es seit Tagen fast unaufhörlich. In den Schweizer Bergen seien gebietsweise schon bis zu drei Meter Schnee gefallen. Laut dem SFR Meteo – der Wettervorhersage des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) – werden im Alpenraum bis Dienstagmorgen noch einmal große Neuschneemengen erwartet, teilweise bis zu 80 Zentimeter. Der Schweizer Wintersportort Zermatt war am Montag, bis auf Helikopter-Verbindungen, weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Dort galt wie in weiten Teilen der Schweiz sogar die höchste Lawinenwarnstufe fünf. Gäste und Einheimische wurden aufgerufen, sich lediglich in Gebäuden oder im Dorfzentrum aufzuhalten. Wanderwege blieben ebenso wie Straßen und Schienen gesperrt. Im Ort sind momentan etwa 9.000 Touristen. Es ist unklar, wann sich die Situation wieder normalisiert. Zermatt war bereits in der ersten Januarwoche für einige Tage isoliert. Seit dem Lawinenwinter 1999 habe es nichts Vergleichbares gegeben, sagte eine Sprecherin des Schweizer Wetterdienstes.

Kurz vor dem Start des Weltwirtschaftsforums versinkt Davos im Schnee

Auch der Schweizer Ort Davos, in dem ab morgen das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) stattfindet, kämpft mit enormen Schneemassen. Polizisten und Soldaten schippten am Montag mit Schaufeln Schnee vom Dach des Kongresszentrums, wo die WEF-Jahrestagung am Dienstag beginnt. Wetterdienste berichteten am Vormittag von 42 Zentimetern Neuschnee innerhalb des vergangenen Tages. „So viel Schnee hatten wir hier noch nie“, sagte ein WEF-Mitarbeiter. Außer Polizeikräften aus der ganzen Schweiz sowie aus dem benachbarten Liechtenstein sind auch 4.400 Armeeangehörige in Davos im Einsatz. Die Armee schützt den Luftraum mit Jets sowie Helikoptern und ist zudem für den Transport der wichtigsten Spitzenpolitiker zuständig, die am WEF teilnehmen. Erwartet werden unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump.

Die Schneemassen verteuern auch den WEF-Einsatz. Der Graubündner Polizeikommandant Walter Schlegel sagte, die Schneeräumungen seien teuer. Da für die Sicherheit genügend freier Platz benötigt werde, müsse mit höheren Kosten gerechnet werden. Insgesamt seien für die Sicherheitsmaßnahmen am WEF rund 9,5 Millionen Franken (rund 8 Millionen Euro) budgetiert. Das Wetter beeinflusst auch die Anreise der Forum-Gäste. Da die Regionalbahnstrecke zum Ort aufgrund der Lawinengefahr zeitweise gesperrt war, mussten manche Teilnehmer zwischenzeitlich auf Shuttle-Busse ausweichen.

Aufgrund der starken Schneefälle wurden die Lawinenwarnstufen auch in Österreich angehoben

In Österreich ist am Montagvormittag nach heftigsten Schneefällen in Tirol und Vorarlberg die höchste Lawinenwarnstufe fünf ausgerufen worden. In anderen Alpenteilen ist sie mit vier als groß eingestuft. Bei heftigen Niederschlägen wächst auch die Gefahr gefährlicher Abgänge immer weiter. Durch wärmere Luft sei Niederschlag bis zu 2.000 Metern Höhe als Regen gefallen, was die Schneedecke zusätzlich labil werden lasse, warnten Fachleute in der Schweiz und Österreich am Montag.

Im österreichischen St. Anton und im Paznauntal mit dem Wintersportort Ischgl waren ebenfalls Tausende Touristen eingeschneit. Einige Bahnstrecken waren wegen Lawinengefahr oder enormer Schneemassen gesperrt.

In den oberbayerischen Alpen gingen am Sonntag mehrere Lawinen ab. Ein 30-Jähriger starb kurz nach seiner Bergung im Krankenhaus. Der Mann aus Sachsen hatte eine Skitour im Geigelsteingebiet unternommen. Bei drei weiteren Lawinenabgängen gab es mehrere Verletzte.

Der Deutsche Wetterdienst und der Lawinenwarndienst Bayern haben ebenfalls vor erneuten Lawinenabgängen gewarnt. In den Bayerischen Alpen galt am Montag die Warnstufe vier von fünf, wie es vom dortigen Lawinenwarndienst hieß. Da es in den nächsten Tagen mild bleibe, werde auch die Lawinensituation weiterhin angespannt sein. Das Skigebiet an der Zugspitze blieb am Montag wegen schlechten Wetters geschlossen.

Wärmere Temperaturen lassen Wasserpegel steigen 

Tauwetter bringt außerdem wieder Hochwasser mit sich. So wurde etwa am Pegel Maxau in Karlsruhe für Montagabend erneut ein Stopp der Rhein-Schifffahrt erwartet. Auf Teilen des Neckars wurde die Schifffahrt bereits eingestellt. Bereits Anfang Januar war es in Deutschland verbreitet zu Hochwasser gekommen. Wegen großer Abflussmengen durch Tauwetter warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) für den Schwarzwald und den südlichen Oberallgäu vor Unwettergefahren. Die Meteorologen erwarten bis Mittwoch einen Anstieg der Temperaturen in Deutschland auf neun bis 16 Grad.

(RT Deutsch/dpa)