Europa

Polnische Erdgasstrategie gescheitert – Versorgung aus Deutschland?

Polen braucht kein russisches Gas mehr, verkündete die polnische Regierung bereits im Frühjahr. Lieferungen aus Norwegen, Dänemark und über das LNG-Terminal Świnoujście sollten es bis zum Winter ersetzen. Dieser Plan ist inzwischen an mehreren Punkten gescheitert.
Polnische Erdgasstrategie gescheitert – Versorgung aus Deutschland?Quelle: www.globallookpress.com © Sebastian Kahnert

Nach einer Meldung des Handelsblatts könnte Polen im Winter auf Gaslieferungen aus Deutschland angewiesen sein. Der ursprüngliche Plan, über die neugebaute Pipeline nach Dänemark und Norwegen, die im Oktober eröffnet werden soll, Erdgas aus Norwegen zu beziehen, ist wohl gescheitert. Der Grund dafür? Der polnischen Regierung sind die Preise, die von Norwegen verlangt werden, doch zu hoch.

"Sollen wir Norwegen 110 Euro pro Megawattstunde für Gas zahlen? Vier- oder fünfmal mehr als vor einem Jahr? Das ist doch krank", zitiert das Handelsblatt den polnischen Premier Mateusz Morawiecki. Der Preis an der europäischen Erdgasbörse war in der vergangenen Woche auf den bisherigen Rekord von 340 Euro pro Megawattstunde gestiegen.

Lieferungen über das LNG-Terminal in Świnoujście (ehemals Swinemünde) und über die Pipeline aus Dänemark und Norwegen sollten das russische Erdgas ersetzen, das Polen angeblich (offiziell) bereits seit Frühjahr nicht mehr bezieht, weil es sich weigert, für das russische Gas in Rubel zu zahlen. Aber der LNG-Markt ist leergefegt, und auch die Lieferung aus dem dänischen Erdgasfeld Tyra II wird sich verzögern. "Grund dafür sind gerissene Lieferketten beim technischen Aufbau der Erdgasförderung", berichtet das Handelsblatt.

Bereits im Frühjahr war durch die über Polen verlaufende Jamal-Pipeline Gas in die Gegenrichtung geflossen. Die Vermutung, dass Gasversorger aus Deutschland auf diese Weise von den hohen Marktpreisen profitieren wollten, statt mit dem nach Deutschland gelieferten russischen Erdgas die deutschen Speicher zu füllen, sorgte damals bereits für einigen Unmut; insbesondere, als die Meldung auftauchte, die polnischen Gasspeicher seien somit bereits vollständig gefüllt.

ZDF heute hatte versucht, diesen Unmut zu dämpfen: Die polnischen Speicher würden insgesamt nur ein Drittel der Volumenkapazität der deutschen haben, und nicht alles Erdgas, das über eine Pipeline in Deutschland angeliefert werde, sei für deutsche Unternehmen bestimmt. "Das Gas kann von polnischen Firmen oder italienischen oder Firmen eines anderen Landes genutzt werden, wird aber über die Leitung transportiert", wurde eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums zitiert. Das schließt allerdings nicht aus, dass unter den Lieferanten, die bereits seit Jahresanfang über die Anschlussstelle Malnow Erdgas nach Polen fließen ließen, auch deutsche sind. Eindeutig belegt ist jedenfalls, dass Polen nach wie vor mit russischem Erdgas versorgt wurde, nur über Umwege.

Auch die im Winter nun anstehende Versorgungslücke dürfte sich, wie bereits bisher, nicht anders schließen lassen als durch Lieferungen über die Jamal-Pipeline, aus oder über Deutschland. Das wird die Mangellage in Westeuropa noch weiter verschärfen. Schließlich wurden über das deutsche Netz bisher auch Österreich und Tschechien mitversorgt. Es ist also ein Trugschluss, die in den deutschen Speichern vorhandene Menge allein auf Deutschland zu beziehen; aber nun ist mit Polen noch ein weiterer großer Verbraucher dazugekommen, der frühestens Anfang nächsten Jahres mit den ersten Lieferungen aus dem dänischen Erdgasfeld rechnen kann.

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