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Fall Nawalny: Ärzte in Russland schließen jegliche Vergiftung aus, teilen Details der Behandlung mit

Grund der plötzlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands von Alexei Nawalny ist eindeutig keine Substanz der "Nowitschok"-Gruppe, mehr noch: Der leitende Toxikologe der Region Omsk, wo Nawalny zunächst in der Notaufnahme lag, schließt jegliche Vergiftung aus.
Fall Nawalny: Ärzte in Russland schließen jegliche Vergiftung aus, teilen Details der Behandlung mitQuelle: Reuters © Alexey Malgavko

Beim russischen oppositionellen Blogger Alexei Nawalny kann zumindest in Russland eine Vergiftung nicht bloß mit einem Gift aus der sogenannten "Nowitschok"-Gruppe, sondern sogar jegliche Vergiftung generell ausgeschlossen werden. Eine dahingehende Aussage machte Alexander Sabajew, Leiter der toxikologischen Abteilung des Städtischen Klinischen Notfallkrankenhauses Nr. 1 in Omsk und leitender Toxikologe der Region Omsk und des Sibirischen Föderalen Bezirks, am Dienstag gegenüber Journalisten.

Vergiftung – erst recht mit "Nowitschok" – "eine Phantasterei, die weder dokumentarisch noch klinisch bestätigt ist"

Er nannte die Diagnose, die dem russischen Oppositionspolitiker in Deutschland ausgestellt wurde, "eine Phantasterei, die weder dokumentarisch noch klinisch bestätigt" worden ist:

 Dies ist kein 'Nowitschok', ganz eindeutig nicht – dies ist überhaupt keine Organophosphorverbindung, ja, es geht hier überhaupt nicht um eine Vergiftung. Es ist eine Krankheit, es handelt sich um ein metabolisches Syndrom. Es handelt sich um ein metabolisches Koma infolge einer Stoffwechselstörung – bloß dass diese rasch fortgeschritten ist.

Keine lebensrettende Maßnahmen zu Vergiftung mit Organophosphorverbindungen ergriffen – an "Nowitschok" wäre Nawalny gestorben

Damit widerspricht der Toxikologe den Aussagen des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, wo man "den zweifelsfreien Nachweis eines chemischen Kampfstoffes der sogenannten 'Nowitschok-Gruppe' in den biomedizinischen Proben des Herrn Nawalny […] durchgeführt" haben will. Sabajew führte es in medizinischen Begriffen aus:

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Bei einer Vergiftung mit Organophosphorverbindungen kann man einen Menschen ohne Ultra-Hämodiafiltration gar nicht retten. Wir haben dieses Verfahren nicht angewandt, weil keine Voraussetzungen dafür vorlagen, sprich, keine Vergiftung. (...) Er wäre uns innerhalb der ersten Stunden weggestorben – tatsächlich wäre er um 18.00 Uhr, um 22.00 Uhr herum gestorben. Es ist eine schwere Vergiftung. Eine Organophosphorverbindung bedeutet eine sehr schwere Vergiftung.

Der Arzt erklärte, dass alle Laboruntersuchungen der biologischen Materialien, die dem Patienten entnommen wurden, in Fachlaboratorien in Omsk selbst und in föderalen Instituten durchgeführt wurden. Sabajew betonte, dies seien keine einfachen Untersuchungen gewesen: Man suchte sowohl nach möglichen Giftsubstanzen als auch nach deren Zersetzungs- und Abbauprodukten – und zwar auf hochpräzisen Geräten aus westlicher Herstellung:

Die Untersuchung wurde im Büro für forensisch-medizinische Gutachten durchgeführt. Das bedeutet Ausrüstung der Expertenklasse, daher ist es unmöglich, ihr hier nicht zu vertrauen. Das sind Geräte aus US-Herstellung, (…) von äußerster Empfindlichkeit.

Der Toxikologe betonte auch, dass die Ärzte in Omsk von ihren deutschen Kollegen keine Daten über den Zustand von Nawalny erhalten hätten. Befunde der russischen Ärzte scheinen ihre Kollegen in der Berliner Charité kurioserweise ebenfalls nicht zu interessieren – jedenfalls

 ging am 23. August eine Initiative von uns aus, Daten sowohl von unserer Seite als auch von deutschen Ärzten zur [gemeinsamen] Verfügung zu stellen. Aber das war auch schon das Ende unserer Kommunikation – am 23. August.

Es ist laut Sabajew also bei der kurzen E-Mail-Korrespondenz am 23. August geblieben, Neues zu Nawalnys Zustand – etwa, dass man mittlerweile sein künstliches Koma beendet hat – erfährt das Ärzteteam in Omsk lediglich aus den Nachrichten. Brüskiert schloss Sabajew weitere Anfragen an die Berliner Kollegen aus:

Nein, wir planen nicht, solche Information anzufragen.

Nawalnys Leben gerettet 

Separat erwähnte Alexander Sabajew die umfangreichen Maßnahmen, die die russischen Ärzte nach der Einlieferung Nawalnys ins Omsker Notfallklinikum Nr. 1 zu seiner Rettung neben der Atropin-Behandlung, die wegen des anfänglichen Verdachts auf Vergiftung durchgeführt wurde, ergriffen. Der leitende Toxikologe der Omsker Region, der den oppositionellen Blogger bei seiner Einlieferung in die Notaufnahme empfing und später seine Überführung zur Behandlung nach Deutschland überwachte, zählt auf:

Eine ganze Brigade an Ärzten war tätig, acht Konsilien wurden durchgeführt, allein an biochemischen Untersuchungen wurden 60 durchgeführt, davon 11 säure-basische, 25 zum Blutzuckerspiegel, mehrere Kardiogramme, ständige Überwachung der Körpersysteme mittels guter Geräte, instrumentale und radiologische Diagnosemethoden wurden angewandt – zwei Computertomografien, eine MRT, eine Bauchraum-Tomografie mit Kontrastierung.

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