Europa

Umfrage in Serbien: Nur jeder Dritte unter 30 Jahren für EU-Beitritt

Wie ticken die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Serbien? Wie stehen sie etwa zur Frage der Anerkennung der abtrünnigen serbischen Provinz Kosovo oder zum NATO- und EU-Beitritt ihres Landes? In einer Untersuchung ging man diesen Fragen auf den Grund.
Umfrage in Serbien: Nur jeder Dritte unter 30 Jahren für EU-BeitrittQuelle: Reuters © Olivier Matthys

Die größten Probleme der Gesellschaft in Serbien seien derzeit Arbeitslosigkeit sowie das Werte- und Bildungssystem. Dies waren die häufigsten Antworten im Rahmen einer Untersuchung mit 1.219 Befragten im Alter von 15 bis 30 Jahren. Die Umfrage wurde von Mai bis Juni dieses Jahres im ganzen Land durchgeführt. Der Initiator der Analyse ist die Dachorganisation der Jugend Serbiens "KOMS", die mehr als 100 Initiativen und Vereine versammelt, die sich mit Belangen und Problemen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Serbien beschäftigen.

In der Untersuchung wurden sowohl Fragen zu der alltäglichen Situation als auch zu den Ansichten bezüglich mehrerer innen- und außenpolitischer Angelegenheiten gestellt. So antworteten etwa fast zwei Drittel der Befragten (63,6 Prozent), dass sie immer noch bei ihren Eltern leben. Nur jeder Zehnte besitzt bereits eine eigene Wohnung. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Teilnehmer an der Umfrage gab zudem an, kein eigenes Geld zu verdienen. Von denen, die bereits arbeiten, bekommen jedoch nur fünf Prozent ein Nettogehalt über 80.000 Dinar (rund 680 Euro). Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug das durchschnittliche Nettogehalt im Land rund 52.000 Dinar (rund 440 Euro). 

Fast die Hälfte der Befragten gegen einen EU-Beitritt Serbiens

Verglichen mit den Untersuchungen der vergangenen Jahre geht aus der aktuellen Analyse hervor, dass immer weniger 15- bis 30-Jährige eine positive Meinung von der Europäischen Union (EU) haben. Wenn die Befragten das Wort EU hörten, sagten 41 Prozent demnach aus, dass ihre erste Reaktion darauf negativ sei. Lediglich 18 Prozent verbinden etwas Positives damit, während weitere 41 Prozent dem Begriff neutral gegenüberstehen. Im Jahr 2017 hatten noch 26 Prozent der Befragten eine positive Meinung von der EU. Seit 2017 ist zugleich die Zahl derer mit einer negativen Einstellung zur EU von 28 auf 41 Prozent gestiegen.

Auch die Zustimmung zu einem EU-Beitritt Serbiens nahm in den vergangenen Jahren unter den befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab. Fast die Hälfte (46 Prozent) antwortete nun, dass sie gegen einen EU-Beitritt ihres Landes sei, während 33 Prozent dafür wären. 21 Prozent haben derzeit keine Meinung dazu. Im Jahr 2017 sprachen sich noch 42 Prozent für einen EU-Beitritt aus, während 32 Prozent dagegen waren.

Lediglich sechs Prozent befürworten eine NATO-Mitgliedschaft  

Bei der Frage nach der Mitgliedschaft ihres Landes im transatlantischen Militärbündnis NATO gibt es ebenfalls eine deutliche Ablehnung der Organisation. So sind fast zwei Drittel (59 Prozent) der befragten 15- bis 30-Jährigen gegen jegliche Zusammenarbeit Serbiens mit der NATO. Lediglich sechs Prozent wären dafür. 13 Prozent sind noch unentschlossen, während 22 Prozent nur eine bloße Kooperation mit dem Bündnis unterstützen würden.

Auch die abtrünnige serbische Provinz Kosovo war eines der Themen. 2008 hatte sich das Kosovo für unabhängig erklärt. Nur 5,6 Prozent der Befragten befürworten die Anerkennung der Unabhängigkeit. Rund ein Fünftel (20,6 Prozent) ist dafür, an der Verbesserung der Beziehungen zwischen Serben und Kosovo-Albanern zu arbeiten und die Frage des Kosovo-Status später zu klären. Etwa 15,6 Prozent würden einer Anerkennung zustimmen, aber nur im Falle einer Grenzverschiebung, sodass die Mehrheit der serbischen Bevölkerung danach in Serbien lebt.

Wenn es um die Außenpolitik des Landes geht, sollte sich Serbien nach Angaben von 30 Prozent der Befragten auf Russland stützen, danach folgt EU mit 21 Prozent. 13 Prozent sind der Meinung, dass man sich in außenpolitischen Angelegenheiten auf China verlassen sollte, während lediglich zwei Prozent die USA als Antwort angeben. 20 Prozent waren unentschlossen, während 14 Prozent als Antwort "andere" nannten.

Mehr als die Hälfte (53 Prozent) plant, das Land zu verlassen. Die meisten davon (58 Prozent) wollen in eines der Länder Westeuropas auswandern. Als Grund zur Emigration nannte die Mehrheit der Befragten "würdevolles Leben" (36 Prozent) oder "höherer Lebensstandard" (25 Prozent).

Die Untersuchung wurde pünktlich zum Internationalen Tag der Jugend – dem 12. August – veröffentlicht. Mit diesem Tag wollen die Vereinten Nationen auf die Interessen und Belange junger Menschen und deren politische Beteiligung aufmerksam machen.

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