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Urteil zum Fall Skripal: Ermittlungen zum Tod von Sturgess auf russische Regierung ausgeweitet

Die Untersuchung des "Nowitschok"-Todes von Dawn Sturgess in Amesbury sollte auf die russische Regierung ausgeweitet werden, so das Urteil zweier britischer Richter des High Court of Justice. Demnach sei es aber unwahrscheinlich, dass es tatsächlich zu einem Prozess kommen wird.
Urteil zum Fall Skripal: Ermittlungen zum Tod von Sturgess auf russische Regierung ausgeweitetQuelle: Reuters © Handout via REUTERS

Die 44-jährige Dawn Sturgess starb im Juli 2018 in Amesbury, vier Monate nach dem mutmaßlichen Angriff mit der Chemiewaffe Nowitschok auf Sergei und Julia Skripal im nahe gelegenen Salisbury. Für das Attentat auf den ehemaligen russischen Doppelagenten und dessen Tochter sei "höchstwahrscheinlich" Moskau verantwortlich, so die britische Regierung.

Während der Gerichtsmediziner vom zuständigen Bezirk Wiltshire sagte, die Ermittlungen würden sich auf die Täterschaft zweier angeblicher russischer Spione fokussieren, drängte die Familie von Sturgess darauf, die Untersuchung auch auf die russische Regierung auszuweiten.

Am Freitag urteilten zwei Richter am High Court in London, es bestehe "akute und offensichtliche öffentliche Besorgnis" über die angebliche Ermordung mit einem Nervengift durch russische Agenten, und schickten den Fall zurück an den Gerichtsmediziner. In ihrer Entscheidung fassten sie die "Annahme" ("believe") der britischen Regierung zusammen, dass Alexander Petrow und Ruslan Boschirow das Nervengift eingesetzt und dabei im Namen der russischen Regierung gehandelt hätten.

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Gleichzeitig stellten die Richter jedoch fest, dass entsprechende Beweise noch vorgelegt werden müssen.

Es gab keinen Strafprozess, und realistischerweise wird es keinen geben, in dem die Einzelheiten, wie es zu diesem schrecklichen Ereignis gekommen ist, öffentlich untersucht werden können", so die Richter.

Wie das Gericht feststellte, hielten sich Petrow und Boschirow am 4. März 2018 in Salisbury auf. Am selben Tag erkrankten die Skripals und der Polizeibeamte Nick Bailey an einer Substanz, bei der es sich nach Aussage der Behörden um die Chemiewaffe Nowitschok gehandelt hat. Laut der umstrittenen Rechercheplattform Bellingcat sollen Petrow und Boschirow für den russischen Geheimdienst arbeiten.

Welche Verbindung zwischen den beiden Männern und der versiegelten Parfümflasche besteht, die Sturgess am 30. Juni in Amesbury benutzte, bleibt weiter rätselhaft. Deren Lebensgefährte Charlie Rowley fand den versiegelten Flakon in einem Abfallbehälter eines Wohltätigkeitsladens und schenkte ihn dann Sturgess. "Er sagte, [die Parfumflasche] sei in Hartplastik versiegelt gewesen und dass er ein Küchenmesser benutzen musste, um an sie zu gelangen", bemerkten die Richter.

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Es kann unmöglich die gleiche Flasche sein, die bei den Skripals verwendet wurde. Sie leeren die Behälter regelmäßig", sagte Rowley dem Guardian im Juni 2019.

Dennoch ist das Gericht der Ansicht, dass der Tod von Sturgess mit dem Angriff auf die Skripals zusammenhängt. Man könne nicht erkennen, so die Richter, "warum es einen Unterschied macht, ob die Zeitspanne [zwischen beiden Ereignisse, Anm. d. Red.] vier Tage, vier Wochen oder vier Monate betrug". 

Anwälte der Familie von Sturgess argumentierten, dass die Parfumflasche möglicherweise "absichtlich" als Teil einer Kampagne zur Untergrabung der Sicherheit in Großbritannien zurückgelassen wurde. Sie behaupteten auch, es sei "unvorstellbar", dass die beiden angeblichen russischen Agenten in "einer Blase" operierten und dass ihre Aktion daher vom russischen Staat und möglicherweise sogar von Präsident Wladimir Putin selbst genehmigt worden sein müsse.  

Moskau hat wiederholt jegliche Beteiligung an dem Angriff auf die Skripals bestritten und darauf hingewiesen, dass nie Beweise vorgelegt worden seien, die eine der Verschwörungstheorien untermauern würden, die die damalige Regierung unter Premierministerin Theresa May als erwiesene Fakten darstellte. Auf die zahlreichen Unstimmigkeiten und Widersprüche in der Darstellung der britischen Regierung hatte die Russische Botschaft in London detailliert aufmerksam gemacht. 

Die Entscheidung des Gerichts erfolgte nur wenige Tage, nachdem eine parlamentarische Kommission Russland beschuldigt hatte, sich in die britische Politik, einschließlich des schottischen Unabhängigkeitsreferendums 2014, des Brexit-Referendums 2016 und der Wahlen 2019, eingemischt zu haben. Beweise zur Untermauerung dieser Behauptung legte sie jedoch nicht vor.

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