Europa

Auch in Frankreich mindestens 3.000 Kinder Opfer von Sexualverbrechen in der katholischen Kirche

Mindestens 3.000 Kinder sind seit 1950 in der französischen katholischen Kirche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden, wie vorläufige Zahlen einer Untersuchung zeigen. Auch in Deutschland gab es schockierende Zahlen und Bestrebungen einer Aufarbeitung.
Auch in Frankreich mindestens 3.000 Kinder Opfer von Sexualverbrechen in der katholischen KircheQuelle: www.globallookpress.com © Michele Spatari/ Global Look Press via ZUMA Press

Seit 1950 sind in der französischen katholischen Kirche mindestens 3.000 Kinder sexuell missbraucht worden, wahrscheinlich jedoch weit mehr. Das sagte am Mittwoch Jean-Marc Sauvé, der Vorsitzende einer Kommission, die im Jahr 2018 auf Betreiben der französischen Bischöfe eingesetzt wurde, nachdem eine Reihe von Missbrauchsfällen innerhalb der Kirche in Frankreich und anderen Ländern ans Licht gekommen waren.

Eine Hotline, die die Opfer auffordert, sich zu melden, habe im vergangenen Jahr 5.300 Anrufe erhalten, sagte Sauvé.

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Die vorläufigen Zahlen deuten darauf hin, dass etwa 1.500 Geistliche und andere kirchliche Amtsträger den Missbrauch begangen haben. Mehr als 40 Fälle pro Jahr habe es anhand der bisher geschätzten Opferzahlen in den letzten sieben Jahrzehnten gegeben.


Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es noch viel mehr Opfer gibt", sagte Sauvé vor Journalisten in einer Videokonferenz.

Derzeit stehe man vor der Aufgabe, die beiden Quellen – die Hotline-Anrufe und die Recherchen der Kommission – miteinander in Einklang zu bringen. Der Zeugenaufruf wurde bis zum 31. Oktober verlängert und die Arbeit in den Kirchenarchiven wieder aufgenommen, nachdem sie während der französischen Corona-Sperre ausgesetzt worden war.

Papst Franziskus hatte gelobt, gegen Missbrauch in den Reihen der Kirche vorzugehen, nachdem in zahlreichen Fällen höhere Geistliche von sexuellen Übergriffen gewusst hatten, diese aber nicht nach offiziell geltendem Recht verfolgt und teilweise bewusst vertuscht haben.

Im vergangenen Jahr verabschiedete Franziskus eine Maßnahme, wonach diejenigen, die Kenntnis von sexuellem Kindesmissbrauch haben, dazu angehalten sind, dies ihren Vorgesetzten zu melden, ein Schritt, von dem erwartet wurde, dass er zahlreiche neue Fälle ans Tageslicht bringen würde.

Die französische Kommission, die sich aus 22 Juristen, Ärzten, Historikern, Soziologen und Theologen zusammensetzt, wird voraussichtlich im nächsten Jahr Schlussfolgerungen samt Empfehlungen zur Verhinderung von Missbrauch vorlegen.

Ähnlich schockierende Zahlen in Deutschland

Auch in Deutschland erschüttern seit langem zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs die katholische Kirche.

Im September 2018 hatte die Kirche mit der interdisziplinären Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie) schockierende Zahlen öffentlich gemacht, welche Missbrauchsfälle im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 dokumentierten. Die katholischen Bistümer kündigten an, den sexuellen Missbrauch in der Kirche aufarbeiten zu lassen, Ende April bezeichnete der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, dies als "historische Entscheidung".

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Die katholischen Klöster in Deutschland legen die Ergebnisse einer Befragung zum Ausmaß sexuellen Missbrauchs in ihren Mauern wegen Corona später als geplant vor, statt Anfang 2020 voraussichtlich im Laufe dieses Sommers.

Die allgemeine Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche hatte unter anderem ergeben, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 Minderjährige missbraucht haben sollen. Die Ordensobernkonferenz sprach von möglichen zusätzlichen Fällen in Klöstern.

Die Deutsche Ordensobernkonferenz ist die Interessenvertretung der Ordensgemeinschaften in Deutschland mit rund 13.450 Ordensfrauen und 3.550 Ordensmännern in fast 1.600 Klöstern.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will mit einer Studie sexualisierte Gewalt in den eigenen Reihen aufarbeiten, wie Bischöfin Kirsten Fehrs am Donnerstag mitteilte. Am Mittwochabend hatten die 20 Landeskirchen in einer digitalen Sitzung der Kirchenkonferenz der Beauftragung einer umfassenden Aufarbeitungsstudie zugestimmt. Die Untersuchung werde "intensiv" von Betroffenen begleitet und soll innerhalb von drei Jahren Ergebnisse liefern.

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