Nahost

Kampf um Idlib: Türkei schießt erneut syrischen Kampfjet ab – Russische Militärpolizei in Saraqib

Am Dienstag schoss das türkische Militär erneut einen Kampfjet der syrischen Luftwaffe über der umkämpften Provinz Idlib ab. Dessen ungeachtet rückt die syrische Armee weiter vor. In die am Montag von ihr zurückeroberte Stadt Saraqib werden Einheiten der russischen Militärpolizei stationiert.
Kampf um Idlib: Türkei schießt erneut syrischen Kampfjet ab – Russische Militärpolizei in SaraqibQuelle: AFP © LOUAI BESHARA/AFP

In einem Tweet gab das türkische Verteidigungsministerium am Dienstag den Abschuss eines syrischen Kampfjets vom Typ L-39 bekannt. Das vor allem für Schulungszwecke eingesetzte Flugzeug sei "im Rahmen der Militäroperation 'Frühlingsschild', die erfolgreich fortgesetzt wird", abgeschossen worden.

Laut einer von der Nachrichtenagentur SANA zitierten Quelle der syrischen Armee wurde der Kampfjet während der Durchführung einer Anti-Terror-Operation in der Provinz Idlib "von einer Rakete der türkischen Luftwaffe getroffen". Die Maschine stürzte demnach nordwestlich von Maarat an-Numan ab. Die Stadt wird von der syrischen Armee kontrolliert und befindet sich an der Frontlinie.

In den sozialen Medien tauchten Videoaufnahmen auf, die den Absturz sowie die Überreste der Maschine zeigen sollen.

Laut unterschiedlicher Quellen wurde die L-39 von einem F16-Kampfjet abgeschossen, der sich im türkischen Luftraum befand. Andere Quellen sprechen vom Abschuss durch ein schultergestütztes Boden-Luft-Flugabwehrraketensystem (MANPADS). Unklar ist das Schicksal der beiden Piloten. Laut noch nicht bestätigten Informationen kam ein Pilot bei dem Absturz ums Leben, der Zweite soll überlebt haben und sich laut im Internet verbreiteten Videoaufnahmen wieder in den Reihen seiner Kameraden befinden.

Es handelt sich um den dritten Kampfjet der syrischen Luftwaffe, der vom türkischen Militär in den letzten drei Tagen abgeschossen wurde.  

In einem weiteren Tweet erklärte das türkische Militär, dass seine Operation in Idlib "erfolgreich" voranschreite und behauptete, es habe in den letzten 24 Stunden mehrere Panzer, Haubitzen und andere militärische Ausrüstung zerstört. Das Verteidigungsministerium fügte hinzu, dass es 327 syrische Soldaten "neutralisiert" habe. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.

Syrische Armee rückt weiter vor – Russische Militärpolizei in Saraqib

Zumindest haben die von der Türkei postulierten Verluste den Vormarsch der syrischen Armee an den zwei Hauptfronten in der Provinz Idlib nicht aufhalten können. Im Süden der Provinz, in der Region des Berges Zawiya, konnte die Armee seit Montag wieder Fortschritte erzielen, nachdem sie in den Tagen zuvor von den Aufständischen zurückgedrängt worden war.

Mehr zum Thema - Syrien: Dschihadisten auf dem Vormarsch im Süden Idlibs – Syrische Armee wieder in Saraqib 

Auch im Frontabschnitt bei der Stadt Saraqib konnte die Armee die Islamisten zurückdrängen. Die wichtige Schnellstraße M5 soll sich wieder vollständig unter ihrer Kontrolle befinden.

Nach der Einnahme von Saraqib am Montag kündigte Moskau an, russische Militärpolizei in der Stadt zu stationieren. Beobachter sprechen von einem Signal an Ankara, von zukünftigen Angriffen auf die inzwischen menschenleere Stadt abzusehen, die in den vergangenen Wochen mehrmals den "Besitzer" wechselte.

Am Sonntag schloss Damaskus den Luftraum im Nordwesten des Landes und warnte davor, eindringende Flugzeuge abzuschießen. Moskau erklärte daraufhin, nicht länger für die Sicherheit der in der Region operierenden türkischen Flugzeuge garantieren zu können.

Mehr zum ThemaErdoğan: Zieht euch auf die von uns bestimmten Linien zurück – sonst rollen eure Köpfe!

Seitdem hat die syrische Luftabwehr mehrere türkische Kampfdrohnen vom Himmel geholt. Am Dienstag wurde der Abschuss einer Kampdrohne des Typs Bayraktar BR2 durch die 25. Abteilung für Sondereinsatzkräfte (25th Special Mission Forces Division) vermeldet. Die Spezialeinheit der syrischen Armee ist auch als "Tiger-Kräfte" bekannt. 

In den sozialen Medien ist von bis zu 14 türkischen Kampfdrohnen die Rede, die in den letzten Tagen abgeschossen worden sein sollen. Auch für diese Zahl gibt es bislang keine Bestätigung. 

Darunter soll sich auch eine Drohne befinden, die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan persönlich mit einer Unterschrift versehen wurde.

Am Donnerstagabend eskalierte die Lage, als über 30 türkische Soldaten bei Luftangriffen getötet wurden. Laut Moskau hatten sich die Soldaten unter Terrorgruppen gemischt und ihre Position nicht dem russischen Militär mitgeteilt. Ankara reagierte in den Folgetagen mit massivem Artilleriebeschuss und Drohnenangriffen auf Stellungen der syrischen Armee, die dabei hohe Verluste erlitt.

Türkisches Militär an der Seite Al-Qaidas  

Die Provinz Idlib mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt ist die letzte Bastion islamistischer Aufständischer und wird größtenteils vom syrischen Al-Qaida-Ableger HTS (Hayat Tahrir al-Scham, ehemals Nusra-Front) kontrolliert. Die Türkei unterstützt die Terroristen inzwischen offen in ihrem Kampf gegen Damaskus, was selbst von entschiedenen Gegnern der Assad-Regierung wie dem BILD-Redakteur Julian Röpcke moniert wird: 

Am Freitag will sich Erdoğan mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau treffen, um die Lage in Idlib zu diskutieren. Wie der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar vor Tagen betonte, habe die Türkei kein Interesse an einem Konflikt mit Russland. Er appellierte erneut an Moskau, auf Damaskus einzuwirken, um ein Ende der Offensive der syrischen Armee zu erwirken.

Am Dienstag erklärte US-Verteidigungsminister Mark Esper, dass die USA ihrem NATO-Partner Türkei bei seiner Offensive in Idlib keine Luftunterstützung gewähren werden. 

Mehr zum ThemaIm Kampf gegen die Türkei: Syrien und Libysch-Nationale Armee unterzeichnen Memorandum

 

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.