Nahost

Absturz oder Abschuss? Psychologische Kriegführung hat begonnen

Beides ist möglich, nichts ist bewiesen, und täglich gibt es widersprüchliche Berichte. Ohne Respekt vor den 176 Todesopfern heizte US-Präsident Donald Trump die Gerüchte heute weiter an. Erneut ist von "highly likely" die Rede, ohne Beweise zu präsentieren.
Absturz oder Abschuss? Psychologische Kriegführung hat begonnenQuelle: AFP © Sergey Supinski

"Irgendjemand könnte einen Fehler gemacht haben", sagte Trump am Donnerstag und meinte damit den Iran. Obwohl er das Kind nicht beim Namen nannte, war klar, was er damit meinte: Der Flug PS752 der Ukrainian International Airlines könnte versehentlich abgeschossen worden sein. Zuvor berichtete der Sender CBS, dass sich nicht näher genannte "US-Offizielle" sicher sind, dass das Flugzeug abgeschossen wurde.

Spionagesatelliten hätten gezeigt, dass zwei Luftabwehrraketen zu diesem Zeitpunkt abgeschossen wurden und das Flugzeug getroffen haben. Ebenfalls nicht näher genannte "US-Offizielle" (dabei ist unklar, ob es dieselben sind) sollen ABC News gesagt haben, sie sind sich sicher, dass der Iran die ukrainische Passagiermaschine "mit dem Radar markiert" und dann abgeschossen haben.

Allerdings werden Ziele nicht mit dem Radar markiert, sondern mit einem Laser, der vom Waffensystem erkannt und von lasergesteuerten Raketen verfolgt wird.

Auch der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau sagte heute, dass "geheimdienstliche Berichte von verschiedenen Quellen" darauf hindeuten, dass der Iran die Maschine abgeschossen hat.

Gestern noch zitierteReuters nicht namentlich genannte Geheimdienstquellen aus den USA, Kanada und Europa, die nach der ersten Einschätzung davon ausgingen, dass es sich um einen technischen Defekt handelt.

Auf diese schweren Anschuldigungen reagierte die iranische Seite umgehend. Es ist "unmöglich", dass die Maschine abgeschossen wurde, erklärte Ali Abedzadeh, Chef der Iran Civil Aviation Organization (Deutsch: Iranische Zivile Luftfahrtbehörde). Es seien zu diesem Zeitpunkt Dutzende andere Flugzeuge in dieser Höhe im Luftraum gewesen, über die die Armee wie in jedem anderen Land auch informiert war. Nur wenige Stunden zuvor verübte sein Land Vergeltungsschläge mit ballistischen Raketen auf den von den USA benutzten Stützpunkt Ain al-Asad im Irak.

Er bestätigte, dass in der Zwischenzeit ukrainische Experten in Teheran angekommen sind, um gemeinsam diese Katastrophe zu untersuchen und die Ursachen zu ermitteln, die zum Absturz der Boeing 737-800 geführt haben. Auch der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij telefonierte mit seinem iranischen Amtskollegen Hassan Rohani und sprach sich für eine Aufklärung nach internationalem Protokoll aus. Kanadische und schwedische Ermittler wurden ebenfalls eingeladen, um gemeinsam die Untersuchung durchzuführen.

Abedzadeh wies die Behauptung zurück, dass sich Teheran weigere, die Blackbox auszuhändigen, nachdem auch Experten des US-amerikanischen National Transportation Safety Board eingeladen wurden, um die Tragödie aufzuklären. Der Flugzeughersteller Boeing kann aufgrund der US-Sanktionen nicht ohne Exportlizenz Kontakt zu iranischen Behörden aufnehmen, um sich über technische Details auszutauschen, schrieb die New York Times. Die Blackbox soll an die Ukraine übergeben werden, dem Ursprungsland des Flugzeugs, heißt es aus Teheran. 

Die Iranische Zivile Luftfahrbehörde erklärte noch am Abend, dass sie bereit ist, "sämtliche Beweise und Dokumente" des Fluges PS752 den Medien zur Verfügung zu stellen, um so zu beweisen, dass die Maschine nicht abgeschossen wurde. Wann das genau geschehen soll und welche Medien diese Dokumente erhalten sollen, blieb zunächst noch unklar. 

Unterdessen kursiert dieses Video im Netz, das den Abschuss mindestens einer Rakete und die Explosion am oder beim Passagierflugzeug zeigen soll. Obwohl nicht viel zu sehen und die Authentizität nicht verifiziert ist, wird es von vielen bereits als Beweis für einen Abschuss von Flug PS752 gewertet. Nur wenige Stimmen rufen dazu auf, die Ergebnisse der offiziellen Untersuchung abzuwarten.

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