Nahost

Dubais Stern nach geopolitischen Abenteuern am Fallen

Die Herrscher des Emirats Dubai stehen nach elf Jahren erneut vor dem Scherbenhaufen ihres eigenen Erfolgs. Als Top-Tourismusdestination etablierte sich das Emirat fest im Bewusstsein der zahlungskräftigen Reisenden, bis die geopolitischen Spannungen für ein jähes Erwachen sorgten.
Dubais Stern nach geopolitischen Abenteuern am FallenQuelle: Reuters © Christopher Pike

Dubai ist eines von sieben Emiraten, die die Vereinigten Arabischen Emirate bilden. Es gilt als das modernste und im Vergleich mit anderen arabischen Ländern liberalste Scheichtum, was Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktum immer wieder als Verrat an dem auf der Arabischen Halbinsel dominierenden hanbalitischen Islam angelastet wird. Dabei hat er das große Erbe seines 2006 verstorbenen Bruders Maktum bin Raschid Al Maktum übernommen, nachdem dieser Dubai für den internationalen Tourismus, Entwicklung und Kapital geöffnet hatte.

Seitdem setzte der heute 70-jährige Scheich und Ministerpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate konsequent diese Strategie fort. Vor allem der gierige Turbokapitalismus, der im Zuge des Reformgesetzes von 2002, das Ausländern den Erwerb von Immobilien in bestimmten Gebieten erlaubte, einen gigantischen Immobilienboom von 2002 bis 2008 auslöste, brachte das Emirat im Zuge der globalen Finanzkrise jedoch an den Rand des Ruins. Das höchste Gebäude der Welt und Prestigeobjekt, der Burj Dubai (Turm von Dubai), wurde nach der Eröffnung im Jahr 2010 in Burj Khalifa umbenannt, um dem Herrscher des benachbarten und viel reicheren Emirats Abu Dhabi zu huldigen, der mit Milliardenkrediten die Pleite Dubais und des im Bau befindlichen Prestigebaus abgewendet hatte.

Der Schock der Beinahe-Pleite sollte nur von kurzer Dauer sein. Schnell griff Dubai wieder nach den Sternen und wurde mit DP World zu einem der weltweit größten Hafenbetreiber. Die Fluggesellschaft Emirates wurde ebenfalls aggressiv ausgebaut und mit modernsten Flugzeugen bestückt. Die Airline gehörte mit 112 Exemplaren des größten Passagierflugzeugs Airbus A380 zum weltweit größten Betreiber dieses Typs, nebst Dutzenden weiteren Mittel- und Langstreckenflugzeugen. Mit der Erweiterung des Flughafens Dubai World Central (DWC) sollte die Krönung der Emirates erfolgen: ein riesiger hochmoderner Flughafen mit sechs Start- und Landebahnen und einer Kapazität für bis zu 250 Millionen Passagiere.

Bereits ab 2025 hätte der DWC den "alten" internationalen Flughafen DXB in Größe und Kapazität übertreffen und über genügend Platz verfügen sollen, um einhundert A380 gleichzeitig auf dem Boden aufzunehmen. Doch bereits vor gut einem Jahr deutete sich an, dass diese Ziele innerhalb dieses Zeitfensters nicht erreicht werden können. Die Regierung von Dubai verschob diese Frist auf das Jahr 2030.

Nun wurden diese Pläne vorerst vollkommen auf Eis gelegt. Die Gründe dafür sind vielfältig, vieles hat aber direkt und indirekt mit der Politik der Vereinigten Arabischen Emirate und mit der Größe Dubais zu tun. Der Erfolg und Aufstieg der Emirates fußten auf der Erschließung von Flugstrecken, die die Airline zu einem Dienstleister für andere Nationen machte. Im Gegensatz zu bevölkerungsreichen Ländern fehlt es Dubai natürlich an einer vergleichsweise hohen heimischen Nachfrage. Dazu kommt, dass sich wie im Fall der DP World andere nationale Anbieter gegen die Verdrängung wehren und dabei Unterstützung ihrer Regierungen erhalten. Das macht es für die Emirates ungleich schwieriger, ihr auf Expansion eingestelltes Geschäftsmodell umzusetzen.

Dieses Problem wird auch von den Unternehmenszahlen bestätigt: Das operative Ergebnis brach um rund 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf "nur" noch rund 610 Millionen Euro ein. Die stark ansteigenden Passagierzahlen der vergangenen Jahre konnten ebenfalls nicht mehr erreicht werden. Mit 58,6 Millionen Passagieren beförderte die Emirates zwar noch immer mehr Menschen als im Vorjahr, aber die Steigerung lag bei kaum spürbaren 0,2 Prozent. Das Management reagierte deshalb bereits mit Entlassungen, um den Kostendruck etwas zu reduzieren, und strich weitere Bestellungen für den A380.

Mit diesen Zahlen und Aussichten befindet man sich meilenweit von den anvisierten 250 Millionen Passagieren entfernt, weshalb auch entschieden wurde, die Airline wie bisher am Dubai International Airport (DXB) zu belassen, der ohnehin mit einer Kapazität von bis zu 88 Millionen Passagieren noch nicht an seine Leistungsgrenze angekommen ist.

Ein weiteres für das Emirat Dubai deutlich besorgniserregenderes Problem ist die Tourismuskrise, die unmittelbare Folge der von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) betriebenen Außenpolitik ist.

Während die VAE in der Vergangenheit für eine – mit wenigen Ausnahmen – eher besonnene Außenpolitik standen, änderte sich das mit dem Aufstieg von Salman bin Abdulaziz Al Saud auf den Thron des wahhabitischen Königreichs Saudi-Arabien. Insbesondere die Ernennung seines Sohnes Mohammed bin Salman zum Verteidigungsminister und später zum Kronprinzen im Jahr 2017 sollte die außenpolitische Dynamik der beiden Länder entscheidend verändern. Zusammen mit Abu Dhabis Kronprinzen und stellvertretenden Oberkommandeur der VAE-Streitkräfte, Mohammed bin Zayed al Nahyan, sollte die politische Landkarte auf der Arabischen Halbinsel entscheidend verändert werden.

Sie stürzten mit ihrer militärischen Intervention im Jahr 2015 den Jemen in eine humanitäre Katastrophe, brachen ihre diplomatischen Beziehungen mit Katar ab und sperrten ihre Grenzen (Land, Luft und Wasser) und liefern sich Stellvertreterkriege mit dem Iran und der Türkei.

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Diese Spannungen führen dazu, dass weniger Touristen nach Dubai kommen und die enorme Anzahl an Hotelzimmern dazu führt, dass die Belegungszahlen seit Herbst 2018 rückläufig sind. Laut offizieller Statistik (2. Quartal 2019) gibt es seit eineinhalb Jahren ein Überangebot an Zimmern, sodass die Belegungsrate auf 67,1 Prozent gefallen ist. Solch einen niedrigen Wert erlebte Dubai zuletzt im Jahr 2009, also mitten in der Finanzkrise. Beim Erlös pro Zimmer sieht es noch verheerender aus: Die Zahlen sind hier auf ein Niveau gefallen, wie es 2003 vorherrschte.

Für ein Land bzw. Emirat, das für sich einen globalen Spitzenplatz in der Tourismusbranche beansprucht, sind diese Zahlen ein Desaster. Die Auswirkungen des von den USA angeführten Wirtschaftskrieges gegen den Iran haben in den vergangenen Wochen auch zu Spannungen und Zwischenfällen im Persischen Golf geführt. Aus diesem Grund strich die britische Kreuzfahrtgesellschaft P&O Cruises ihre Kreuzfahrten für die Wintersaison 2019/2020 in den Persischen Golf, wovon natürlich auch Dubai als Anlegedestination betroffen ist. Zwar sind davon nur rund 20.000 Gäste betroffen, doch könnte die Entscheidung von P&O Cruises durchaus auch Signalwirkung auf andere Kreuzfahrtanbieter haben, die ihr Angebot angesichts der geopolitischen Krise vielleicht überdenken.

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