Nahost

Wie Christen dieses Jahr in Damaskus Ostern feierten (mit Videos)

"So lange die Christen fasten, bleibt das Wetter kalt", sagt ein Sprichwort in Syrien. Gemeint ist die Fastenzeit vor Ostern, und in diesem April ist es an den Ostertagen tatsächlich sehr kalt und regnerisch. RT Deutsch zeigt Eindrücke aus Damaskus.
Wie Christen dieses Jahr in Damaskus Ostern feierten (mit Videos)Quelle: Reuters

von Karin Leukefeld, Damaskus

Doch von den Feierlichkeiten in den christlichen Vierteln der Damaszener Altstadt lassen die Gläubigen sich nicht abhalten. Dicht gedrängt sitzen die Menschen in den Kirchenbänken, kaum ein Fußbreit ist frei in den Gängen, durch die Jung und Alt langsam hin und her gehen. Liturgien werden gesungen, Chöre erschallen, Kinder werden hoch gehoben, Knirpse klettern auf die Kanzel hinauf, Familien machen Erinnerungsfotos vor einem kunstvoll geschnitzten und geschmückten Altar. Trotz des Kommens und Gehens herrscht eine besinnliche, feierliche Stimmung. Mit ernsten, nachdenklichen Gesichtern werden Kerzen angezündet. Vielleicht in Erinnerung an einen lieben Menschen, den man verloren hat, vielleicht eine Bitte um Gesundheit, für die Rückkehr von Vermissten oder Geflohenen, vielleicht auch für Arbeit. 

Die Osterfeierlichkeiten beginnen in der Altstadt von Damaskus am Abend des Gründonnerstags, wenn die Menschen eine (oder mehrere) der sieben Kirchen ihrer Wahl besuchen. Die gut zwei Dutzend Ostkirchen in Syrien unterteilen sich in Syrische Kirchen, in die Melkitisch-Griechisch-Katholische und die Armenische Kirche, sie sind katholisch und orthodox, manche der Orthodoxen feiern Ostern kalendarisch eine Woche später.

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Bei dem Weg durch die sieben Kirchen in der Altstadt von Damaskus darf die Hananias-Kapelle nicht fehlen. Sie liegt gut fünf Meter unter dem heutigen Straßenniveau im Keller des Hauses, in dem Hananias gelebt haben soll. Der Mann, der Paulus (nach dessen Bekehrung vom Saulus, dem Christenverfolger) geholfen haben soll. Die Kapelle stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christi Geburt, gilt als älteste Kirche in der Altstadt und liegt nahe am Osttor, dem Bab Scharki.

Mit Kreuzen versehene Tüten sind entlang der schmalen Gasse aufgestellt, die zu der Kapelle führt. Die Kerzen darin weisen den Weg bei aufkommender Dunkelheit. Steil führen die Treppen hinunter in das kleine Gewölbe, das nur von Kerzenschein erleuchtet ist. Die liturgischen Gesänge jedoch stammen von einem Tonband und schallen aus großen Lautsprechern in den Abendhimmel.

Der Karfreitag wird ernst begangen. Nach liturgischen Gesängen und Gottesdiensten am Abend zieht die kirchliche Jugend in einer langen Prozession durch die engen Gassen der christlichen Altstadt. Sie schlagen Pauken und Trommeln und spielen auf Posaunen und Trompeten einen Trauermarsch. Junge Männer tragen große Kreuze und in Erinnerung an den Leichnam Jesu einen symbolischen Sarg. Dichte Menschenmassen säumen die Straßen, aus Fenstern und Geschäften verfolgen sie das Geschehen.

Am Ostersamstag folgen auf die Abendliturgie zunächst ein Lichterfest und – in Vorfreude der guten Botschaft – eine weitere Prozession durch die Altstadt. Bei der Frühmesse am Ostersonntag sind alle Kirchen wieder voll.

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"Viele unserer Gemeindemitglieder wohnen in Jaramana", sagt Bischof Armash Nalbandian von der Armenisch-Orthodoxen Kirche, die unmittelbar am Osttor der Altstadt, am Bab Scharki liegt. Sie müssten mit einem Taxi oder einem Minibus kommen, weil sie für ihre Autos kein Benzin hätten.
Der Krieg um Damaskus sei zwar vorbei, doch eine schwere Wirtschaftskrise mache den Menschen zu schaffen. Sanktionen der Europäischen Union und ein Ölembargo der USA haben in der Woche vor den Oster-Feiertagen den Verkehr in Syrien fast zum Erliegen gebracht.

"Unsere Gläubigen lassen sich nicht aufhalten", sagt Bischof Armash. "Sie haben den Krieg überlebt, sie werden auch die Benzinkrise meistern." Und als wollten sie seine Worte unterstreichen, strömen die Menschen auf den Innenhof der Kirche. Kinder spielen, Freunde begrüßen sich, die Jugendlichen proben ein letztes Mal ihren Pauken- und Trompeteneinsatz.

Leidensweg und Auferstehung Jesu liegen nah zusammen, für Syrien aber scheint heute der Leidensweg noch lange nicht vorbei. Und dennoch: Trotz Kälte und Benzinmangel, trotz Sanktionen und wirtschaftlicher Not feiern die syrischen Christen am Ostersonntag die Auferstehung Jesu, als sei es die eigene.

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