Nahost

"Gewalt, Einschüchterung und Tränengas": Israels Armee stürmt palästinensische Nachrichtenagentur

Am Montag stürmten israelische Soldaten Büros der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa und beschlagnahmten Filmmaterial. Die Aktion sei nicht notwendig gewesen, so Wafa-Redakteur Maher Abukhater. Die Israelis hätten das Material auch ohne Gewalt haben können.
"Gewalt, Einschüchterung und Tränengas": Israels Armee stürmt palästinensische Nachrichtenagentur Quelle: Reuters

Israelische Soldaten haben am Montag Büros der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa im Westjordanland durchsucht. Nach Angaben der Behörde setzten die Soldaten Tränengas ein und beschlagnahmten Filmmaterial von Überwachungskameras, als sie das Gebäude durchsuchten.

Israel gab keinen Grund für die Razzia an, aber es wird angenommen, dass die Aktion mit der Suche des IDF nach dem Täter eines Angriffs vom Sonntag, bei dem sieben Israelis verletzt worden sind, zusammenhängt.

RT sprach mit Maher Abukhater, einem englischsprachigen Redakteur bei der palästinensischen Nachrichtenagentur, der zum Zeitpunkt der Razzia anwesend war.

RT: Wie ungewöhnlich ist eine solche Razzia?

Maher Abukhater: Es ist ungewöhnlich. Wir erwarten nicht, dass die IDF die Medien in Ramallah überfällt, geschweige denn irgendwo anders. Es gibt internationale Resolutionen und Gesetze, die Journalisten und Medien schützen, insbesondere wenn sie auch offizielle Medien sind. Diese Razzia kam völlig unerwartet.

Wir beobachteten, was auf der Straße unter uns vor sich ging. Aber wir hätten nie gedacht, dass sie wirklich das Gebäude betreten und schließlich Tränengas in unseren eigenen Redaktionsräumen einsetzen würden.

RT: Es wird angenommen, dass dieser Überfall mit der Suche der IDF nach dem Täter des Angriffs vom Sonntag in Zusammenhang steht. Haben die israelischen Behörden nicht das Recht, dieses Verbrechen zu untersuchen?

MA: Sie können es untersuchen, sicher. Sie können dem auf jeden Fall nachgehen. Aber unsere Redaktion ist wirklich weit davon entfernt, wo der Vorfall passiert ist. Und sie begannen am Morgen eine Operation in Ramallah, die von Norden her begann und allmählich in die Stadt zog. Sie waren zum Schluss nur wenige Meter vom Präsidialhauptquartier entfernt.

Ich bin mir nicht sicher, was sie dort finden werden. Sie behaupteten, dass sie nach allen verfügbaren Aufnahmen von Sicherheitskameras suchten. Ich bin mir nicht sicher, was sie glauben lässt, dass die Täter überhaupt in diesem Bereich waren.

RT: Dieser Überfall erweckt den Eindruck, dass israelische Soldaten jedes Gebäude stürmen können, jederzeit. Ist das der Status quo im Westjordanland?

MA: Es kommt immer wieder vor. Diese bewaffneten Razzien finden im gesamten Westjordanland statt. In Ramallah ist es nicht allzu oft der Fall. In der Regel finden die Konfrontationen am Stadtrand in der Nähe der Kontrollpunkte statt. Aber in die Stadt selbst einzudringen, das tun sie normalerweise nur, wenn sie jemanden verhaften wollen. Aber sie kommen nicht mit einer solchen Kraft herein, nicht am helllichten Tag, das machen sie normalerweise nachts. Das ist ziemlich ungewöhnlich, so etwas bekommt man in Ramallah nicht wirklich oft zu sehen.

Sie hätten uns sagen können, dass sie das Material wollen, direkt oder indirekt über die palästinensischen Beamten, die mit den Israelis in Verbindung stehen. Sie hätten das tun können und das Filmmaterial wäre ihnen zugestellt worden ...

Es gab überhaupt keine Notwendigkeit für das, was geschah – keine Notwendigkeit, das Gebäude zu betreten und sie [die Aufnahmen] gewaltsam an sich zu nehmen. Sie nutzten Einschüchterung und Gewalt ... betraten die Räume, in denen sich die Server befanden, und nahmen das Material ohne jegliche Zustimmung der Verwaltung der Wafa mit.

Wir stellen eine Eskalation bei den jüngsten Angriffen im Westjordanland fest. Es herrscht eine Pattsituation im Friedensprozess, ein Mangel an Hoffnung, Menschen, die keine Aussichten auf einen baldigen Frieden haben. Der Druck auf die Palästinenser nimmt von allen Seiten zu. Die Dinge scheinen sich vor Ort zu ändern, was sich auf die Situation vor Ort auswirkt.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.