Nahost

Peinlicher Lapsus: NZZ erklärt regierungstreue Syrer zu Rebellen

Drei lange Jahre haben zwei syrische Kleinstädte dschihadistischer Belagerung standgehalten, als diese in der Provinz Idlib die Kontrolle an sich gerissen hatten. Jetzt wurden ihre Einwohner in einer großen Evakuierungsaktion ins benachbarte Aleppo gebracht.
Peinlicher Lapsus: NZZ erklärt regierungstreue Syrer zu RebellenQuelle: Reuters © Khalil Ashawi

121 Busse und Dutzende Krankenwagen des Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes passierten Checkpoints der in Deutschland als Terrororganisation deklarierten HTS (Hai'at Tahrir asch-Scham), die im Januar 2017 aus einem Zusammenschluss vom syrischen Al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra und weiteren Dschihadistengruppierungen entstand. Das Ziel des riesigen Konvois waren die beiden letzten Ortschaften in der Provinz Idlib, die sich seit drei Jahren gegen die Angriffe der Dschihadisten zur Wehr setzen: Kefraja und Fua.

Über 7.000 Menschen sollten aus Kefraja und Fua evakuiert und in die benachbarte Provinz Aleppo gebracht werden. Sie sind Zurückgebliebene aus einer ähnlichen Evakuierungsaktion im April 2017, bei welcher damals nach einem Angriff auf den Konvoi durch die im Westen als moderat bezeichneten Rebellen 150 Personen ums Leben kamen, darunter 72 Kinder. In den unter syrischer Kontrolle stehenden Gebieten können sie sich endlich etwas vom Krieg erholen und sich um die Zusammenführung ihrer Familien kümmern.

In die Vermittlung dieser Evakuierung waren laut HTS-Sprechern die Türkei und die iranischen Revolutionswächter involviert. Da die beiden Ortschaften zu einem Rettungsanker für syrische Schiiten in Idlib werden sollten, nachdem sich sunnitische Extremisten der Provinz bemächtigt hatten und die türkische Regierung in Ankara eine gewisse Nähe zur HTS aufgebaut hatte, war auch die Beteiligung an den Verhandlungen der beiden ausländischen Parteien nicht gänzlich ungewöhnlich.

Teil des Deals ist auch ein Gefangenenaustausch. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sollen im Gegenzug 1.500 Kämpfer aus den syrischen Regierungsgefängnissen freigelassen werden, einschließlich 36 HTS-Kämpfer.

Für die Schweizer Neue Zürcher Zeitung sind die Evakuierten "Rebellen"

Wie schludrig in manchen Redaktionen bisweilen gearbeitet wird, zeigt in diesem Zusammenhang die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) aus der Schweiz. So wurden in der Überschrift ("Evakuierung der letzten Rebellen-Orte in Syrien hat begonnen") aus den regierungstreuen Personen aus Kafraja und Fua flugs "Rebellen" gemacht. Obwohl im Text selbst eine korrekte Darstellung der Abläufe genannt wird, suggeriert die Überschrift eben etwas anderes. Berücksichtigt man die Geschehnisse von 2015, als Dschihadisten von Jabhat al-Nusra, Dschund al-Aqsa, Dschaisch al-Fatah und Harakat Ahrar asch-Scham einschließlich Dutzenden von ausländischen Dschihadisten aus Usbekistan, Tschetschenien, Saudi-Arabien und anderen Ländern an dem Überfall auf die Provinz Idlib teilnahmen, hinterlässt dieser scheinbar kleine Lapsus der NZZ-Redaktion einen äußerst faden Nachgeschmack.

Mehr zum Thema - Bundestags-Gutachten: Russland wahrt das Völkerrecht in Syrien – USA verstoßen gegen UN-Gewaltverbot

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.