Nahost

"Für Sieg im Informationskrieg": BBC-Moderatorin erlaubt keinen Zweifel an Giftgas-Vorfall in Duma

Die BBC interviewte einen britischen Ex-Admiral zum mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz in Syrien. Als dieser die westliche Darstellung in Zweifel zog, fragte die Moderatorin, ob man so etwas öffentlich sagen dürfe, da man sich in einem Informationskrieg befände.
"Für Sieg im Informationskrieg": BBC-Moderatorin erlaubt keinen Zweifel an Giftgas-Vorfall in DumaQuelle: Reuters

In einem Interview mit der BBC bezweifelt Lord Alan West, ehemaliger Admiral der britischen Royal Navy, dass die syrische Armee für den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in der Stadt Duma in der Region Ost-Ghuta am 7. April verantwortlich ist. Nach Angaben islamistischer Aufständischer wurden dabei Dutzende Zivilisten getötet.

Zunächst wies West darauf hin, dass die syrische Armee dabei sei, den Krieg zu gewinnen, und kurz davorstand, Duma einzunehmen. Angesichts dessen leuchte es nicht ein, dass Präsident Baschar al-Assad in dieser Situation einen Giftgasangriff anordne, von dem er wisse, dass dieser wahrscheinlich eine Reaktion des Westens hervorrufen werde.

Ein solches Vorgehen wäre "außergewöhnlich", so West, der die Frage aufwarf: "Welchen Vorteil soll das Militär dadurch haben?" Der Admiral a. D. führte anschließend aus:

Wir wissen, dass in der Vergangenheit einige der islamistischen Gruppen Chemikalien eingesetzt haben, und natürlich wäre es von großem Nutzen, wenn sie für einen [Chemiewaffen-]Angriff Assad verantwortlich machen können.

Der mutmaßliche Chemiewaffeneinsatz diente den USA, Frankreich und Großbritannien als Begründung für Militärschläge, die sie in der Nacht zum vergangenen Samstag gegen mehrere Ziele in Syrien ausführten. Ziel der Attacke sei es gewesen, ein angeblich existierendes Chemiewaffenprogramm auszuschalten. EU und NATO begrüßten den nach weit verbreiteter Auffassung völkerrechtswidrigen Angriff.

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In dem BBC-Interview stellte West anschließend die Unparteilichkeit jener Organisationen infrage, die die angeblichen Beweise für eine von der Armee begangene Giftgasattacke vorgelegt hatten. Weder seien die Weißhelme neutral noch die Ärzte der Weltgesundheitsorganisation, die zwar eine "fantastische Arbeit" leisteten, aber eingebettet in die Gruppen seien, die Assad bekämpfen. "Sie sind nicht neutral", so West.

Versetze man sich in die Lage der islamistischen Gruppen, die einen "verzweifelten" Kampf gegen Assad führten und von denen manche "noch schlimmer als der 'Islamische Staat'" seien, dann sei deren Motiv offenkundig, Angriffe unter falscher Flagge durchzuführen, erläutert West. Die Darstellung der britischen und französischen Regierung, die sich auf Geheimdienstinformationen berufen, hält er nicht für überzeugend.

Wir haben einige schlechte Erfahrungen mit Geheimdienstinformationen gemacht. Als ich Chef des Militärgeheimdienstes war, wurde großer politischer Druck auf mich ausgeübt, zu behaupten, dass unsere Bombenangriffe in Bosnien dieses oder jenes erreicht haben.

Bitte Zweifel nicht öffentlich äußern

Die Moderation leistete daraufhin einen Offenbarungseid, indem sie eingestand, dass es doch nicht um Aufklärung und Wahrheitsfindung gehe, sondern darum, sich gegen Russland durchzusetzen:

Angesichts der Tatsache, dass wir uns an so vielen Fronten mit Russland in einem Informationskrieg befinden, und in Anbetracht Ihrer Position und Ihres Bekanntheitsgrades, wäre es da nicht ratsam, so etwas nicht öffentlich zu sagen, besteht nicht die Gefahr, dass Sie damit Verwirrung stiften?

Woraufhin der Militär antwortete:

Seien wir ehrlich, wenn Assad es nicht getan hat, dann ist das eine extrem schlechte Nachricht. Wenn Assad den Angriff nicht durchgeführt hat, dann denke ich, dass es sich lohnt, das klarzustellen. Ich denke, die Politik unserer Regierung gegenüber Assad seit 2013 war nicht klug.

"Wenn Sie recht haben und eine Rebellengruppe dies getan hat, dann haben die westlichen Nationen, die in diesen Angriff [auf Syrien] involviert waren, massiv Mist gebaut, und die Implikationen sind gewaltig", so die Moderatorin. "Sicherlich, wenn das der Fall ist, dann wurden wir getäuscht. Aber diese Dinge passieren im Krieg", erwiderte West. Es gehe darum, daraus eine Lektion zu lernen und in zukünftigen Fällen vorsichtiger zu agieren.

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West ist nicht der erste prominente britische Militär, der die offizielle Darstellung zum Giftgasvorfall in Duma öffentlich bestreitet. Vergangene Woche äußerte der ehemalige Befehlshaber der britischen Streitkräfte seine Zweifel in einem Interview mit dem Sender Sky News. Als Jonathan Shaw gerade dabei war darzulegen, warum die syrische Armee kein Motiv für einen Chemiewaffenangriff habe, drehte ihm die Moderatorin unvermittelt den Ton ab.  

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