Nahost

Nach Vereinbarung mit Kurden: 200 Kinder kehren aus Syrien nach Russland zurück

Auch wenn die USA versuchten, sich einzumischen und eine Einigung mit den Kurden zu verhindern, gelang es Russland, die Erlaubnis zur Ausreise von zweihundert Kindern aus Syrien zu erwirken. Die minderjährigen Russen landeten infolge des Krieges in Flüchtlingslagern.
Nach Vereinbarung mit Kurden: 200 Kinder kehren aus Syrien nach Russland zurückQuelle: Sputnik © Mikhail Alaeddin

Die russische Beauftragte für den Kinderschutz Maria Lwowa-Belowa ist am 12. März aus Syrien eingetroffen und hat dabei 56 russische Kinder aus den dortigen Flüchtlingslagern zurückgebracht. Sie erklärte, dass mit der kurdischen Seite in Nordsyrien eine Vereinbarung über die baldige Rückführung weiterer 200 russischer Kinder getroffen wurde. Sie berichtete der Nachrichtenagentur TASS:

"Wir haben mit der kurdischen Führung vereinbart, in naher Zukunft weitere 200 Kinder in mehreren Gruppen zurückzuholen. Wie man sieht, werden unsere Verhandlungen immer besser, und die Gruppen von Kindern werden immer größer, und wir hoffen sehr, dass unsere so enge Zusammenarbeit weitergehen wird."

Sie sagte, die 56 Kinder, die mit ihr nach Russland gekommen sind, würden einer mehrwöchigen Rehabilitation bedürfen. Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten werden mit ihnen arbeiten, danach werden sie an Verwandte in 16 russischen Gebieten übergeben. Lwowa-Belowa, die übrigens seit Monaten als Person auf westlichen Sanktionslisten steht, betonte:

"Bei dieser Aktion sind zahlreiche Ministerien und Behörden beteiligt gewesen. Das Außenministerium und das Verteidigungsministerium haben uns sehr geholfen, weil wir einen Tag lang aufgrund der Wetterbedingungen festsaßen und nicht ausfliegen konnten. Es waren dabei auch das Gesundheitsministerium, die Katastrophenmedizin und natürlich die syrische und die kurdische Seite, die an den Verhandlungen über die Möglichkeit der Rückkehr dieser Kinder in ihr Heimatland beteiligt waren."

Dies ist nicht die erste Gruppe russischer Kinder, die aus dem Konfliktgebiet zurückgebracht wurde. Und im Büro der Beauftragten für Kinderschutz liegen derzeit mehr als 1.000 weitere Anträge von Verwandten, die die Trennung von ihren Enkeln, Neffen und Kindern durchmachen mussten, weil diese in Syrien oder im Irak gelandet sind.

Viele der nach Russland zurückgekehrten Kinder werden auch weiterhin Hilfe von Ärzten und vom Staat benötigen – sie kehren nicht nur mit psychischen, sondern auch mit physischen Verletzungen zurück: Einige wurden verwundet, andere sind krank oder sogar gelähmt. Ihre Rückkehr war auch deshalb äußerst schwierig, weil sie sich in Gebieten außerhalb der Kontrolle des offiziellen Damaskus befanden, wo die Kurden und die USA das Sagen haben. Wie zuvor berichtet, versuchten die Vereinigten Staaten, die Rückführung der russischen Kinder zu verhindern. So berichtete Maria Lwowa-Belowa Mitte Februar bei einem Treffen mit Wladimir Putin dem Präsidenten, dass sich die USA bemüht hätten, Vereinbarungen mit der kurdischen Seite zu blockieren – dass aber schließlich doch alle Probleme gelöst werden konnten.

Tausende von Europäern, Hunderte von US-Amerikanern und Bürger der ehemaligen GUS-Staaten, darunter auch Russen, waren in der Vergangenheit unter die Flagge des Islamischen Staates gekommen. Mehrere Jahre lang haben sie in Syrien und im Irak gekämpft, in Camps unter den Gesetzen des von ihnen ausgerufenen islamischen Kalifats gelebt, geheiratet, Ehefrauen mitgebracht und Kinder bekommen, so die Nachrichtenagentur TASS. Viele dieser Kinder wurden durch die Kämpfe zu Waisen. Eine weitere Gruppe ausländischer Kinder im Irak und Syrien sind Minderjährige, die mit ihren Müttern, die Staatsangehörige anderer Länder sind, in Gefängnissen sitzen – ihre Väter wurden bei den Kämpfen getötet und Mütter sind auf irakischem oder syrischem Territorium verblieben und in diesen Ländern vor Gericht gestellt worden.

Die Rückführung russischer Kinder aus Syrien und dem Irak begann bereits im Jahr 2017 durch die Initiative des tschetschenischen Oberhauptes Ramsan Kadyrow und nahm im Jahr 2018 einen landesweiten Charakter an. Auf Anweisung des russischen Präsidenten begann weltweit eine systematische Arbeit zur Rückführung der Kinder aus den Kriegsgebieten. Die Nachrichtenagentur TASS schrieb über die Rückkehr russischer Kinder aus dem Irak im Jahr 2019:

"Die irakischen Behörden haben im Dezember des Jahres 2017 den Sieg über die Terrorgruppe Islamischer Staat verkündet, aber die Welt ist immer noch mit den Folgen dieses Krieges konfrontiert. Hunderte von Kindern, die in Familien ausländischer Kämpfer geboren und von Ehefrauen der Terroristen aus anderen Ländern mitgebracht wurden, sind zu Geiseln der Situation geworden. Russland führte heute eine groß angelegte Operation durch, bei der 122 solcher Kinder nach Hause gebracht wurden.
Gerade im Hinblick auf die ständigen Forderungen an die europäischen Länder, sich um ihre Staatsangehörigen zu kümmern, die in den Kriegsgebieten in Syrien und Irak zurückgeblieben sind, ist Russlands Vorgehen ein einzigartiges Beispiel für die Bewältigung einer solchen Herausforderung."

Die Rückkehr von Kindern aus Syrien und dem Irak ist tatsächlich eine Herausforderung. Denn es ist ein langwieriger und kostspieliger Prozess: Er beginnt mit einer offiziellen Erklärung russischer Verwandter von Kindern, die sich in der Konfliktzone befinden, gefolgt von Expertenuntersuchungen – darunter auch DNA-Untersuchungen zum Nachweis der Verwandtschaft. Dann folgen die Formalitäten und erst dann die Rückführung in das Heimatland. Jeder Schritt, der in diesem Sinne bisher unternommen werden musste, stellte ein Problem dar, wie die russischen Kinderrechtsbeauftragten in Pressegesprächen wiederholt eingeräumt haben: Weil bei Staaten, die sich noch praktisch in einem Kriegszustand befinden, der erforderliche Rechtsrahmen nicht vorhanden war und ist. Vieles musste daher auf diplomatischem Wege geklärt werden. Und vieles hing von der Kooperationsbereitschaft der anderen Seite ab.

Nun hat Russland einen klaren, wirksamen und praktikablen Algorithmus für die Rückführung solcher Kinder – und die Kollegen in anderen Ländern zeigen bereits Interesse daran, sagen russische Behörden.

Denn Russland ist nicht das einzige Land, dessen minderjährige Bürger in Syrien oder im Irak gelandet sind. So sind nach Angaben von EU-Beamten in den vergangenen Jahren bis zu 10.000 Bürger europäischer Staaten zu den IS-Milizen übergelaufen. Unter anderem haben französische, belgische, britische und deutsche Staatsangehörige in Syrien gekämpft. Jetzt sitzen Hunderte von gefangenen Kämpfern in Gefängnissen und Lagern, ebenso wie Tausende ihrer Familienangehörigen – darunter auch Minderjährige. Europäische Länder wurden bereits früher sowohl vom US-Präsidenten Donald Trump als auch vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan aufgerufen, ihre Bürger zurückzubringen.

Doch die Europäer haben es mit der Heimkehr ihrer Staatsangehörigen – sowohl der Erwachsenen wie auch der Kinder – offenbar nicht eilig und begründen dies seit Jahren mit "fehlenden diplomatischen Kontakten" zur kurdischen Führung in Nordsyrien.

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