Nahost

Kurswechsel in der türkischen Außenpolitik: Präsident Erdoğan besucht Abu Dhabi

Die anhaltende Wirtschaftskrise drängt Erdoğan offenbar zu einer Kursänderung in der Außenpolitik. Der türkische Präsident reiste zum ersten Mal nach fast zehn Jahren in die Vereinigten Arabischen Emirate. Seit Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings kreuzten sich die geopolitischen Interessen der beiden Länder in der Region.
Kurswechsel in der türkischen Außenpolitik: Präsident Erdoğan besucht Abu DhabiQuelle: AFP © Murat Kula

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan reiste am Montag zum ersten Mal nach fast zehn Jahren in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Noch vor wenigen Monaten wäre ein solcher Besuch unvorstellbar gewesen. Seit Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings im Jahr 2011 kreuzten sich permanent die geopolitischen Interessen der VAE und der Türkei in der Region. 

Scheich Mohamed bin Zayed empfing den türkischen Präsidenten im Al-Watan-Palast in Abu Dhabi. Bereits am Sonntagabend leuchtete das höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa in Dubai, in den Farben der türkischen Flagge mit der Aufschrift Hoş Geldiniz (zu Deutsch: Herzlich willkommen). Darauf folgte der Hashtag #UAE_Türkiye_Strategic_Relations, um das Gipfeltreffen auch viral gehen zu lassen. 

Präsident Erdoğan betonte am Dienstag, die bilateralen Beziehungen mit den Emiraten weiter stärken zu wollen. Dies bezeichnete er als starken Willen sowohl der Türkei als auch der VAE. Berichten zufolge wurden am Montag bereits 13 Abkommen unterzeichnet, unter anderem in den Bereichen Investition, Handel, Verteidigung, Verkehr, Landwirtschaft und Gesundheit.

Die beiden Länder unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung zur Aufnahme von Verhandlungen über ein bilaterales Handels- und Investitionsabkommen, das als Comprehensive Economic Partnership Agreement (CEPA) bekannt ist, teilte die emiratische Nachrichtenagentur WAM mit.

Erdoğans Besuch vorausgegangen war eine Reise des Kronprinzen von Abu Dhabi im vergangenen November in Ankara. Es liegt nahe, dass der türkische Präsident angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise und der außenpolitischen Isolation auf emiratische Investitionen in der Türkei hofft, obwohl beide Länder in letzter Zeit zwei unterschiedliche Agenden in der Region verfolgten. 

Anwar Gargash, der ehemalige Außenminister der VAE, schrieb auf Twitter, dass der Besuch von Erdoğan eine neue positive Seite in den bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern öffnet. Ende 2020 hatte Gargash in einem Interview mit der Zeitung Die Welt Europa aufgefordert, eine gemeinsame Front gegen Erdoğans Bemühungen zu schmieden, der dabei sei, "das Osmanische Reich wiederzubeleben".

Die Türkei und Katar fühlen sich den Muslimbrüdern politisch-ideologisch verbunden, während die VAE und Saudi-Arabien ihre ultrakonservative Staatsform durch die arabischen Revolutionen in Gefahr sehen. Insofern stützen sie die Militärstaaten in Ägypten und dem Sudan. Seit einigen Monaten ist der türkische Präsident aber darum bemüht, das Verhältnis zu Saudi-Arabien und anderen arabischen Regionalmächten zu verbessern. In erster Linie drängte die anhaltende Währungskrise Erdoğan zu einer Kursänderung in der Außenpolitik. Im März 2021, als der Sinkflug der türkischen Lira begann, gab die Türkei bekannt, man sei mit Ägypten wieder im Gespräch.

Ankara ist auch dabei, seine Beziehungen zu Israel wieder zu normalisieren. Der türkische Präsident will in naher Zukunft den israelischen Präsidenten Jitzchak Herzog in der Türkei treffen.

Mehr zum Thema - Im Vorfeld zum Gipfeltreffen zwischen Ukraine und Türkei: Was treibt Erdoğan im Ukraine-Konflikt an?

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