Asien

Analysten prognostizieren für 2020 starkes Wachstum der Ölnachfrage in Indien

Laut einer neuen Studie des Analyseunternehmens S&P Global Platts Analytics, könnte im nächsten Jahr die Erdölnachfrage in Indien deutlich zunehmen. Das Wachstum sei in diesem Jahr aufgrund von Überschwemmungen und dem Einbruch bei den Autoverkäufen zurückgegangen.
Analysten prognostizieren für 2020  starkes Wachstum der Ölnachfrage in IndienQuelle: Reuters © Rupak De Chowdhuri

Laut einer neuen Studie von S&P Global Platts Analytics wird für das nächste Jahr eine Trendwende bei der Ölnachfrage in Indien erwartet.

Aufgrund der konjunkturell bedingten Nachfrageschwäche, des Einbruchs bei den Neuwagenverkäufen und der Überschwemmungen während der Monsunzeit wird für das Jahr 2019 mit einem Wachstum von 120.000 Barrel pro Tag gerechnet. S&P erwartet, dass der indische Ölbedarf im nächsten Jahr jedoch um 170.000 Barrel pro Tag steigen wird.

Außerdem rechnen die Analysten des Unternehmens damit, dass sich das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr erholt, da die indische Zentralbank die Zinssätze senkt, was auch die Ölnachfrage stützen dürfte. Die Dieselnachfrage wurde von dem Rückgang am stärksten getroffen, was die Raffinerien veranlasste, auf den Überseemärkten nach Käufern zu suchen.

Die Regierung plant darüber hinaus die Einführung von Euro-6-ähnlichen Kraftstoffen, die Einführung einer Gasbörse und den Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an einer der führenden staatlichen Raffinerien Indiens, der Bharat Petroleum Corp Ltd.

Der prognostizierte Anstieg des Ölbedarfs um 120.000 Barrel pro Tag stellt das schwächste Wachstum seit dem Jahr 2013 dar. Es liegt weit unter dem Durchschnitt von 200.000 Barrel pro Tag, der in den Jahren 2011 bis 2018 beobachtet wurde, so S&P Global Platts Analytics.

Laut den Daten der behördlichen Petroleum Planning and Analysis Cell, stieg der Dieselverbrauch in Indien von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 1,8 Prozent. Senthil Kumaran, Berater bei Facts Global Energy, erklärte dazu:

Makroökonomische Faktoren belasten den Dieselkraftstoff stärker, da er vom Fertigungs- und Industriesektor abhängig ist. Die überdurchschnittlichen Monsunregen im Jahr 2019 verschärften die Situation zusätzlich. Wir denken jedoch, dass die Geschichte des Diesel noch nicht vorbei ist. Wir erwarten eine allmähliche Erholung beim Dieselverbrauch in den nächsten sechs Monaten.

Kumaran prognostiziert ein robustes Wachstum für die Nachfrage nach Flüssiggas (LPG), das in Form von Propan oder Butan auf den Markt kommt. Wenn sich die indische Wirtschaft verbessert, könnte auch die Nachfrage nach Kerosin wieder ansteigen, so der Experte.

Facts Global Energy rechnet sogar mit einem noch höheren Nachfragewachstum für Ölprodukte im nächsten Jahr. Die Prognose des Unternehmens spricht von einem Anstieg von 180.000 Barrel pro Tag gegenüber den von S&P Global Platts Analytics prognostizierten 170.000 Barrel pro Tag – und das bei einem geschätzten täglichen Gesamterdölverbrauch von fast fünf Millionen Barrel pro Tag.

Lim Jit Yang, Berater für Ölmärkte bei S&P Global Platts Analytics, sagt, dass der Druck der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation, die Frist für saubere Schiffskraftstoffe bis 2020 einzuhalten, die Energiekosten in die Höhe treiben könnte. Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist die Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits, was den Druck auf die indische Währung erhöht und die Zinssätze möglicherweise höher halten könnte als gewünscht. Der Experte erklärte:

Von den Autofahrern wird auch erwartet, dass sie ab April einen Qualitätszuschlag für ihren Kraftstoff, ein Euro 6-Äquivalent, zahlen. In der Tat werden die indischen Verbraucher unter einem doppelten Anstieg der Kraftstoffpreise leiden. Dies könnte die Ölnachfrage, insbesondere im ersten Halbjahr 2020, dämpfen, bevor sich das zweite Halbjahr möglicherweise verbessert.

Indien liegt beim täglichen Ölverbrauch weltweit an dritter Stelle hinter den USA und China und rangiert, laut einer BP-Marktstudie über die globale Ölversorgung 2018, rund eine Million Barrel pro Tag vor Japan und Saudi-Arabien. In den nächsten zehn Jahren könnte Indien, als Staat mit der größten Bevölkerung weltweit, dem erwarteten Wirtschaftswachstum und einer aufstrebenden Automobilindustrie, die Lücke zu den USA und China schließen.

Ölmarktanalysten beobachten auch die Situation in China und ob die Wirtschaft des Landes wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren kann. Indien steht vor vielen ähnlichen Wirtschafts- und Energieproblemen und wird China voraussichtlich folgen, auch wenn beide Länder ein deutlich geringeres Tempo als im letzten Jahrzehnt aufweisen werden.

Wie viele Regierungen in Europa, Nordamerika und Asien hatte Indien zu ehrgeizige Zusagen gemacht, um seine Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern und im Verkehr auf alternative Kraftstoffe umzustellen. Indiens Kohle- und Minenminister Piyush Goyal erklärte noch im Jahr 2017:

Die Idee ist, dass bis 2030 kein einziges Benzin- oder Dieselauto im Land verkauft werden sollte. Wir werden in einem sehr großen Umfang Elektrofahrzeuge einführen.

Goyal verkündete, dass die Regierung bereit sei, die Entwicklung und den Verkauf von Elektroautos zu subventionieren und indischen Unternehmen bei der Installation der Ladeinfrastruktur zu helfen. Während Indien einige dieser Anreize umgesetzt hat, bleibt der Anteil der Elektrofahrzeuge am gesamten Neuwagenverkauf sehr gering.

Laut der S&P-Studie strebt die indische Regierung ein Gleichgewicht zwischen dem Kampf um eine bessere Umwelt und dem Wachstum bei der Energienachfrage an.

Mehr zum Thema - Made in India: Neu Delhi will Technologiekonzerne aus China weglocken

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.