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Morde an Zivilisten in Afghanistan – Erste Konsequenzen für australische Soldaten

Australien soll Bekanntmachungen an zehn Soldaten der Elitetruppen versendet und damit auf kürzlich publik gewordene Beweise für Tötungen afghanischer Zivilisten reagiert haben, wie australische Medien am Donnerstag berichteten. Mögliche Folge ist eine Entlassung aus dem Militär.
Morde an Zivilisten in Afghanistan – Erste Konsequenzen für australische SoldatenQuelle: Reuters © Australische Verteidigungskräfte / Darren Hilder

Wie mehrere australische Medien am Donnerstag berichteten, hat das australische Verteidigungsressort in dieser Woche "Show-Cause"-Bekanntmachungen an Mitglieder des Elite-Regiments gesendet, was Gegenstand der Untersuchung der Kriegsverbrechen in Afghanistan war. Damit werde der Weg für ihren Rauswurf aus dem Militär geebnet.

In einem unabhängigen Bericht, der letzte Woche in zensierter Form veröffentlicht wurde, hieß es, es gebe Beweise dafür, dass 39 unbewaffnete afghanische Zivilisten von 19 australischen Soldaten getötet worden seien.

Die australische Regierung hat daraufhin angekündigt, dass sie ein aus drei hoch qualifizierten Australiern bestehendes Aufsichtsgremium einrichten wird, wodurch die Verantwortung von der Befehlskette der australischen Streitkräfte weg verlagert werde, um Rechenschaftspflicht und Transparenz zu gewährleisten.

In dem Bericht, der nach einer vierjährigen Untersuchung durch den Richter und Generalmajor Paul Brereton zusammengestellt wurde, heißt es, dass 25 australische Angehörige der Spezialeinheiten 39 unbewaffnete Zivilisten in Afghanistan bei 23 verschiedenen Vorfällen getötet haben, wobei 19 derzeitige und ehemalige Soldaten zur möglichen Strafverfolgung herangezogen wurden. In der Untersuchung heißt es, dass neue Mitglieder der Special Air Service (SAS)-Patrouille unbewaffnete Gefangene, Bauern und Zivilisten erschossen, um damit ihre erste Tötung durchzuführen.

Keiner der 19 Soldaten wurde in dem Bericht identifiziert, welcher von einem staatlichen Richter verfasst wurde, der vom Generalinspekteur der Verteidigung ernannt worden war. Die 19 jetzigen und ehemaligen Soldaten wurden zur möglichen Strafverfolgung überwiesen. Inmitten der unmittelbaren Auswirkungen berichtete die ABC, dass zehn Soldaten formell über ihre Entlassung informiert worden seien. Laut The Age und The Sydney Morning Herald unter Berufung auf hochrangige Militärquellen hatten sich diese Soldaten als unehrlich erwiesen, als sie vor der Untersuchung als Zeugen aufgerufen wurden. Demnach seien zwei Soldaten bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts des Generalinspekteurs in der vergangenen Woche entlassen worden. Sie gelten als Zeugen bei der Ermordung eines jungen afghanischen Mannes auf einem Feld.

Laut dem Guardian wurden am Montag eine Reihe sogenannter "Show-Cause"-Mitteilungen an die Australian Defence Force (ADF) übermittelt, womit ein administrativer Bestrafungsprozess beginnt, der demnach verschiedene Konsequenzen – von formellen Verwarnungen bis zur Entlassung – haben kann. Laut ABC gingen diese Bescheide an zehn diensttuende Soldaten des Special Air Service Regiments. Der Sender identifizierte keinen der zehn, sagte aber, dass alle zehn Zeugen oder Komplizen seien und daher nicht zu den 19 gehören, die für eine mögliche Strafverfolgung vorgeladen wurden.

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Die Brereton-Untersuchung hatte eine solche Maßnahme für diensttuende ADF-Mitglieder empfohlen, wenn "glaubwürdige Informationen über Fehlverhalten vorliegen, die entweder die Schwelle für eine Überweisung zur strafrechtlichen Untersuchung nicht erreichen oder für eine Überweisung nicht schwerwiegend genug sind, aber gewisse Konsequenzen für das Mitglied haben sollten".

Die zehn Soldaten, denen eine Mitteilung zugestellt wurde, hätten nur 14 Tage Zeit, auf die Kündigungsschreiben zu reagieren, sie können jedoch mehr Zeit für eine Antwort beantragen.

Die Verwaltungsmaßnahme findet vor Beginn einer strafrechtlichen Untersuchung statt, welche von einem neuen Sonderermittlungsbüro durchgeführt wird.

"Wie der Chef der Verteidigungstruppe in der vergangenen Woche öffentlich erklärte, wurden die Ergebnisse der IGADF-Untersuchung in Afghanistan bezüglich angeblicher Fahrlässigkeit einzelner Personen bei der Ausübung ihrer Pflichten von der CDF akzeptiert, und die Vorwürfe werden durch die Verwaltungs- und Disziplinarverfahren der ADF gehandhabt werden", sagte ein Sprecher gegenüber dem Guardian.

Der ranghöchste australische Militärbeamte entschuldigte sich letzte Woche nach der Veröffentlichung des Berichts bei Afghanistan.

Australien entsendete im Jahr 2002 Truppen nach Afghanistan, um sich den von den USA geführten Streitkräften anzuschließen. Derzeit bemühen sich Großbritannien und die USA, jegliche unabhängigen Untersuchungen wegen des Verdachts von Kriegsverbrechen präventiv abzuwehren oder zu unterdrücken.

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