Lateinamerika

Corona-Krise in Venezuela – Hilfen aus China, Russland und Kuba über eine Luftbrücke

Russland, China und Kuba handeln in der Corona-Krise großzügig solidarisch, während die USA durch ihre Blockade Schiffe mit Hilfsladungen nach Venezuela zur Umkehr zwingen. Die medizinische Nothilfe mit Personal und Gütern erfolgt über einen "humanitären Korridor" aus der Luft.
Corona-Krise in Venezuela – Hilfen aus China, Russland und Kuba über eine LuftbrückeQuelle: AFP © Cristian Hernandez

von Maria Müller

Vier Tage nach Bekanntwerden der ersten Corona-Infektionen verfügte Präsident Nicolás Maduro eine strikte Quarantäne im ganzen Land. Der Karibikstaat organisiert die systematische Erfassung von Infektionsfällen des Coronavirus per Internet und versorgt die Bevölkerung von Tür zu Tür. Eine Reihe von sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen sollen die Wirtschaft, aber auch Beschäftigte mit Arbeitsverträgen und informell, also ohne Anstellungsverhältnis Tätige schützen.

Hilfslieferungen aus China

"Wir danken der Volksrepublik China, ihrem Präsidenten Xi Jinping, seiner Regierung und dem Volk Chinas von ganzem Herzen für diese großzügige solidarische Unterstützung", äußerte sich die Vizepräsidentin Venezuelas, Delcy Rodríguez am 19. März auf dem Flughafen in Caracas. An der Seite des chinesischen Botschafters Li Baorong empfing sie ein chinesisches Frachtflugzeug mit großen Mengen an Medikamenten und medizinischen Ausrüstungen.

Heute ist eine erste Sendung von Medikamenten, Sicherheitsanzügen, Schutzbrillen, 4.000 Diagnosesets, klinischen Handschuhen und Luftreinigungsgeräten für Krankenhäuser in Venezuela angekommen", so Rodríguez.

Präsident Maduro habe außerdem um chinesische Fachkräfte mit Erfahrung in Epidemien gebeten. Des Weiteren soll ab dieser Woche eine permanente Luftbrücke zwischen beiden Staaten eingerichtet werden, um den notwendigen Nachschub sichern zu können.

Russland verteilt humanitäre Hilfsgüter

Auch Russland kündigte für die kommende Woche eine "bedeutende Schenkung an humanitären Hilfsgütern" an, darunter Medikamente, Tests zur Früherkennung, Schutzanzüge, Gesichtsmasken, Handschuhe und anderes.

Ein großes Kontingent kubanischer Ärzte

Am 21. März landeten 130 kubanische Ärzte auf dem Flughafen von Caracas. Es handelt sich um Experten, die in jahrelangen Einsätzen gegen Epidemien auf der ganzen Welt und besonders in Afrika (gegen das Ebolavirus) Erfahrungen gesammelt haben. Sie werden den Menschen in Venezuela in einem selbstlosen Einsatz zur Seite stehen. Ohne Frage riskieren sie dabei ihre eigene Gesundheit.

Genügend Medikamente

Die venezolanische Regierung versicherte der Bevölkerung, alle 24 Medikamente, die man im Kampf gegen das Coronavirus in China eingesetzt hat, stünden ausreichend zur Verfügung. Darunter auch das kubanische Medikament Interferon Alfa 2B Humano Recombinante, mit dem das soziale Umfeld von Erkrankten zusätzlich behandelt und damit resistent gemacht wurde. Auch auf diese Weise konnte man das Virus eindämmen.

Venezuela bemüht sich gegenwärtig um die Lieferung von Rohstoffen, um die Arzneimittel in eigenen pharmazeutischen Betrieben zu produzieren. Doch selbst unter diesen Bedingungen einer weltweiten Epidemie muss Venezuela gegen die ohnehin brutalen Sanktionsmaßnahmen der Vereinigten Staaten ankämpfen.

Trotz Pandemie US-Lieferblockade von Hilfsgütern

Alle Schiffe, die Hilfsgüter und Lebensmittel nach Venezuela transportieren wollen, werden von der US-Flotte zur Umkehr gezwungen. Die USA bedrohen internationale Pharmakonzerne, bei denen Venezuela Arzneimittel einkaufen möchte, mit Sanktionen. Das steht im völligen Gegensatz zu den Medienkampagnen von 2019, als Washington und Brüssel noch angeblich einen "humanitären Korridor" zur medizinischen Versorgung der venezolanischen Bevölkerung einrichten wollten – die USA drohten sogar mit einer Invasion. Heute verhindern sie die medizinische Versorgung nach Kräften.

So bleibt Venezuela nur ein echter "humanitärer Korridor" per Luftbrücke mit China, Russland und Kuba als Ausweg.

Landkarte der Infektionsherde

Delcy Rodríguez betonte vor der Presse vor allem die Bedeutung einer "Landkarte der Infektionsherde", mit der die Regierung in den kommenden Tagen arbeiten wird. Damit sollen Gebiete mit Erkrankten auf einer Karte im World Wide Web geografisch lokalisiert und täglich aktualisiert werden. Mit diesem Instrument können die Gesundheitsbehörden Maßnahmen gezielter durchführen. Neben der Abklärung und Frühbehandlung von Erkrankten kann man so auch deren Angehörige und Kontaktpersonen vorbeugend versorgen und kontrollieren. Doch auch die betroffenen Häuser, die Einkaufsmöglichkeiten, die örtlichen Transportmittel oder die Krankenstationen der Zone können so gezielter desinfiziert werden.

Die Landkarte wurde mittels eines Fragebogens über mögliche körperliche Symptome erstellt, der per Internet abrufbar ist. Über neun Millionen Personen sollen sich an der Aktion beteiligt haben. Ärzte und Pflegepersonal kommen direkt in die Wohnung der Betroffenen, wenn Verdachtsmomente hinsichtlich einer Virusinfektion bestehen. Auf diese Weise wird auch verhindert, dass Patienten sich unnötig auf die Straße begeben, um eine Krankenstation oder ein Hospital aufzusuchen, was zu neuen Ansteckungen führen könnte.

Die soziale Organisation in den Stadtvierteln

Gesundheitsbrigaden besuchen die Patienten und sorgen für eine gesicherte Übergabe von Lebensmitteln und sonstigen Produkten des täglichen Bedarfs.

Hier zahlt sich die soziale Organisation der Stadtviertel in Venezuela aus. Die örtlichen Freiwilligen, die bisher vor allem die tägliche Verteilung von Paketen mit Grundnahrungsmitteln an bedürftige Familien durchführten, können nun bei dieser personell aufwendigen Aktion gegen das Virus mithelfen.

Denn seit dem 16. März herrscht in Venezuela die absolute Quarantäne. Nur lebensnotwendige Dienstleistungen werden aufrechterhalten, Mundschutz ist Pflicht. Am 18. März waren nach offiziellen Angaben 70 Fälle von infizierten Patienten registriert. Die ersten Erkrankten kamen aus Europa und Kolumbien.

Absicherung von Produktion und Arbeitsplätzen

Die Regierung verkündete Maßnahmen, um die Lage der Arbeitenden und der Betriebe abzusichern.

Arbeitsplätze sind bis Ende Dezember unkündbar; die Gehaltsabrechnungen der kleinen und mittleren Betriebe werden nach einem Sonderplan reguliert; Mietzahlungsverpflichtungen für Geschäfte und Hauptwohnungen werden für sechs Monate storniert; Investitionen in der Nahrungsmittelproduktion haben absolute Priorität. Dadurch sollen die sieben Millionen Kartons mit Grundnahrungsmitteln für bedürftige Familien weiterhin gesichert sein. Der Staat zahlt Sonderprämien für alle im informellen Wirtschaftsbereich und in der Privatwirtschaft Arbeitenden; Kapital- und Zinszahlungen werden für alle Kredite abgesetzt; insgesamt gelten verbesserte Kreditbedingungen für kleine und mittlere Betriebe.

China hilft Lateinamerika

China hilft nicht nur Venezuela. Der asiatische Riese unterstützt mittlerweile weltweit 82 Länder. Schon während seiner eigenen Viruskrise schickt das Land Medikamente, Schutzmaterial und Ärzte in die ganze Welt. Vor allem Südkorea, Italien, Spanien, Griechenland, der Iran, Sri Lanka, der Irak und Japan erhielten humanitäre Hilfslieferungen aus China. Doch auch zahlreiche Staaten Lateinamerikas freuen sich über dessen medizinische Zuwendungen. Andere schließen gerade diverse Verträge über medizinische Produkte mit dem Land ab.

Argentinien empfängt in dieser Woche das zweite Flugzeug mit je 50.000 Einheiten des Corona-Diagnosetests sowie zehn Beatmungsgeräten. Die Privatstiftung des chinesischen Multimillionärs und Alibaba-Gründers Jack Ma begleitet die staatliche Lieferung mit eigenen Schenkungen. Im Fall von Argentinien überbrachte die Jack-Ma-Stiftung weitere 50.000 Prüf-Sets. Insgesamt will die Stiftung zwei Millionen Masken, 400.000 Diagnosetests und 104 Atmungsgeräte an 24 Länder Lateinamerikas vergeben.

Brasilien will von der chinesischen Firma Guangzhou Wondfo Biotech zehn Millionen Exemplare eines 15-minütigen Schnelltests für Corona-Viren kaufen. Das Land registrierte bisher 1.500 Infizierte und 25 Todesfälle.

Ecuador erhielt eine Schenkung der chinesischen Regierung von 70.000 Mundschutzmasken, 5.180 Schutzanzügen und 140 Infrarot-Thermometern. Ecuador ist das erste Land Lateinamerikas, das einen speziellen Ein-Minuten-Test für Corona-Viren erhielt. Er arbeitet mit künstlicher Intelligenz von Huawei.

Uruguay und China vereinbarten am 21. März die Vergabe von 150.000 Schutzmasken und 20.000 Diagnosetests. Weitere Lieferungen werden vorbereitet.

Peru möchte das flexible 1.000-Betten-Hospital Chinas kaufen, das beim Ausbruch der Krise in nur zehn Tagen aufgebaut wurde. Es kann zügig auf- und abgebaut und in andere Landesteile verlegt werden.

Nicaragua plant, das kubanische Medikament Interferon Alfa 2B Humano Recombinante im eigenen Land herzustellen, da es in China beim Kampf gegen das Coronavirus erfolgreich war.

El Salvador bestellte 6.000 Einheiten des kubanischen Medikaments Interferon Alfa 2B bei der kubanischen Regierung.

In Chile, das inzwischen 922 registrierte Corona-Fälle besitzt, darunter zwei Todesfälle, müssen die Patienten 30 Dollar für einen Test bezahlen, um eine Infektion abzuklären. Die Armen in Chile können sich das nicht leisten. Das Gesundheitssystem ist weitgehend privatisiert. Die chilenische Regierung hat sich bislang nicht für eine humanitäre Hilfe aus China, Russland oder Kuba interessiert.

Die Presseagentur TALAM meldet am 23. März, dass in Argentinien eine interaktive App für Android-Handys zur Verfügung steht, die nach einem ähnlichen Muster wie in Venezuela arbeitet. Mit einem Fragebogen werden mögliche Symptome abgeklärt, um den Verdacht auf eine Virusinfektion zu erhärten oder auszuschließen.

Mehr zum Thema - China: Kubanisches Medikament bewährt sich im Kampf gegen Coronavirus

 

 

 

 

 

 

 

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