Lateinamerika

Stimmungsmache mit Fake-Zahlen: Washington Post korrigiert klammheimlich Bericht zu Venezuela

Die Mobilisierung der venezolanischen Opposition in den kolumbianischen Grenzort Cúcuta, von dem aus eine "Hilfslawine" nach Venezuela gebracht werden sollte, fiel deutlich schwächer aus als erwartet. Dabei kamen laut Washington Post 200.000 Menschen.
Stimmungsmache mit Fake-Zahlen: Washington Post korrigiert klammheimlich Bericht zu VenezuelaQuelle: Reuters

Am Freitag organisierten Anhänger des selbst ernannten venezolanischen Interimspräsidenten Juan Guaidó im kolumbianischen Grenzort Cúcuta ein "Hilfskonzert für Venezuela". Dort war zuvor ein USAID-Konvoi mit "Hilfsgütern" eingetroffen, den die Opposition dann am Samstag mithilfe einer "Menschenlawine" – hauptsächlich bestehend aus den Konzertbesuchern – ins benachbarte Venezuela bringen wollte.

Die Regierung unter Präsident Nicolás Maduro ließ die Grenze jedoch abriegeln, da es sich bei der Aktion aus ihrer Sicht um eine Intervention unter humanitärem Deckmantel handelte. Der Plan der Maduro-Gegner, die Grenzblockade zu durchbrechen und die "Hilfsgüter" unter großem PR-Getöse nach Venezuela zu schleusen, schlug jedoch – zumindest vorerst – fehl.

Gesponsert wurde das Konzert vom britischen Milliardär Richard Branson, der damit Geld für die leidenden Menschen in Venezuela sammeln wollte. Die Veranstalter rechneten im Vorfeld mit 150.000 Konzertbesuchern.

Mehr zum ThemaRoger Waters kritisiert "Benefizkonzert" für Venezuela: "Hat absolut nichts mit Hilfe zu tun"

Laut der Washington Post wurde dieses ambitionierte Ziel sogar übertroffen. Der US-Zeitung zufolge habe das "riesige Benefizkonzert" am Freitag "eine Menge von mehr als 200.000 Menschen" angezogen.

Auch RT war mit einem Team vor Ort, um über das Konzert zu berichten, das der Sender auch im Livestream zeigte. Von hunderttausenden Besuchern konnte laut RT-Korrespondent Dan Cohen jedoch keine Rede sein. In einem Tweet schrieb er:

Die Organisatoren von VenezuelaAidLive sprechen von 317.000 Besuchern. Die tatsächliche Zahl ist nur ein winziger Bruchteil davon. Hier ist ein Foto, das ich um 11 Uhr von der Menge gemacht habe. Ich schätze sie auf nicht mehr als 10.000. Und das könnte noch großzügig sein.

Das Blog Moon of Alabama machte sich die Mühe, die Fläche des Konzertgeländes mittels Google Maps zu bestimmen und anhand dessen die Besucherzahl zu berechnen. Resultat der Analyse:

Insgesamt mögen bis zu 18.000, aber sicherlich nicht mehr als 20.000 Menschen an dem Konzert teilgenommen haben.

Kaum der Falschmeldung überführt, änderte die Washington Post stillschweigend ihren Artikel, dessen ursprüngliche Version als Nachdruck bei Mercury News noch einsehbar ist. In der neuen, zweiten Variante war die Angabe über die Anzahl der Konzertbesucher nicht mehr enthalten. Schlussendlich entschieden sich die Verfasser, jeden Hinweis auf das Konzert zu tilgen – in einer erneut aktualisierten Fassung ist von dem Musikevent gar keine Rede mehr.

Verschwunden war auch der – in der zweiten Version noch enthaltene – Satz: 

Die Organisatoren in Cúcuta riefen 'alle verfügbaren Venezolaner' dazu auf, sich am Samstag um 8 Uhr morgens zu versammeln und auf weitere Befehle zu warten, während Tausende von ihnen auf einem Feld in der Nähe des Konzertortes die Nacht in Zelten verbrachten.

Dass sich deutlich weniger der "verfügbaren Venezolaner" als von der Opposition erhofft den Protesten anschlossen, dürfte der Grund sein, warum diese Passage aus dem im Sinne der Maduro-Gegner wohlwollend formulierten Artikel wieder verschwand.

Jedenfalls ist es der Opposition nicht gelungen, auch nur annähernd die Masse an Besuchern zu erreichen, die im Jahr 2008 unter dem Motto "Frieden ohne Grenzen" nach Cúcuta zu einem Konzert kam. Wie es aussieht, wenn sich dort tatsächlich Hunderttausende Menschen zu einer Musikveranstaltung versammeln, zeigt folgendes Foto.   

Mehr zum ThemaMaidan 2.0 an Venezuelas Grenzen?

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.