Lateinamerika

Brasilien: Instagram stuft Angaben des Präsidenten über Krankheits-Fallzahlen als Falschmeldung ein

Während Brasilien sich mit einer rapide steigenden Anzahl an Todesfällen und Infektionen mit dem Coronavirus zum Epizentrum der Pandemie auf dem Kontinent entwickelte, verliert Staatschef Bolsonaro zunehmend das Vertrauen der Gouverneure – und sogar der sozialen Medien.
Brasilien: Instagram stuft Angaben des Präsidenten über Krankheits-Fallzahlen als Falschmeldung einQuelle: Reuters © Adriano Machado/Reuters

Einige Staatschefs und Politiker nutzen Plattformen wie Twitter, WhatsApp und Instagram nicht zuletzt, um sich nervige Medienvertreter und zu viele kritische Fragen vom Hals zu halten, während sie ihre Sicht der Dinge mit der Öffentlichkeit teilen. Allerdings werden auch diese sozialen Medien teils zu Akteuren, wie der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro feststellen musste.

Über die Stories-Funktion von Instagram teilte er einen Post, dem zufolge es im brasilianischen Bundesstaat Ceará zwischen dem 16. März und dem 10. Mai dieses Jahres weniger Todesfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen gegeben habe als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019. Laut Bolsonaro liegt "etwas sehr Seltsames in der Luft".

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Allerdings wurde dieser Beitrag von Instagram als Falschmeldung eingestuft. Zwar ist er weiterhin zu sehen, doch werden Nutzer auf "falsche Informationen" aufmerksam gemacht.

Agência Lupa, die erste Nachrichtenagentur in Brasilien, die sich auf Faktenprüfung spezialisiert hat, analysierte die von Bolsonaro verbreiteten Daten und stellte fest, dass sie falsch sind. "Die in dem Post zitierten Zahlen sind nicht nur veraltet, sondern enthalten fälschlicherweise auch Todesfälle durch andere Ursachen, die nichts mit Atembeschwerden zu tun haben", so Agência Lupa.

In dem von Bolsonaro geteilten Beitrag wird behauptet, dass die darin verbreiteten Daten vom Transparenzportal des Zivilregisters stammen. Laut Agência Lupa zeigten die Daten des Zivilregisters jedoch für den genannten Zeitraum im Jahr 2019 in Ceará 2.808 Todesfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen an, im Jahr 2020 hingegen 3.217, was einem Anstieg von 14,5 Prozent entspricht.

Mit seiner Verharmlosung der Pandemie und den Tiraden auf Journalisten, denen er entgegenhält, dass er sich auf sein Churrasco freut, macht sich Bolsonaro im Land nicht bei allen beliebt. Auch sind bereits einige brasilianische Kulturgrößen wie der Komponist Aldir Blanc an dem Virus oder durch damit verbundenen Suizid gestorben.

Brasilien ist mit über 13.200 Todesfällen durch das Coronavirus und fast 200.000 Infizierten das lateinamerikanische Epizentrum der Pandemie, was auch erhebliche Kontroversen zwischen den Gouverneuren der Bundesstaaten und Bolsonaro zur Folge hat: Der Präsident übt Druck aus, um die Wiedereröffnung von Sporthallen und Friseursalons im ganzen Land zu durchzusetzen.

In dieser Woche sprachen sich die Regierungen von 17 der 26 Bundesstaaten und des Föderalbezirks gegen die Verordnung aus, der zufolge Fitnessstudios, Schönheitssalons und Friseurläden zu den "wesentlichen Dienstleistungen" gehören sollten. Derweil erließ Bolsonaro eine Maßnahme, um öffentliche Bedienstete von der strafrechtlichen Verantwortung für mögliche Versäumnisse im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie zu befreien. 

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