Türkei bestätigt Luftschläge gegen YPG in Syrien: "Bereit, alles zu bekämpfen, was uns bedroht"

Nach ersten Luftschlägen gegen YPG-Positionen in Nordsyrien hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan gewarnt, dass Ankara nicht mehr die Erlaubnis einholen werde, um die Entstehung eines eigenständigen kurdischen Staates, welches die Integrität der Türkei hinterfragt, zu verhindern, auch wenn dies bedeute, einen engen US-Alliierten in Syrien zu bombardieren.
Türkei bestätigt Luftschläge gegen YPG in Syrien: "Bereit, alles zu bekämpfen, was uns bedroht"Quelle: Reuters © /Rodi Said

Bisher widersprüchlichen Aussagen zufolge bombardierte die türkische Luftwaffe am Wochenende mehrmals YPG-Milizen, die westlich des Euphrat-Flusses übersetzten. Der offizielle Nachrichtenableger der YPG erklärte, dass die Brückenstadt zwischen den Kantonen Kobane und Cizîrê, Tell Abyad, ins Visier genommen worden sei. Unter dem Eindruck wachsenden Einflusses des syrischen PKK-Ablegers sagte der türkische Präsident, dass die Türkei „tun wird, was notwendig ist“, dabei werde auch nicht vor dem Einsatz des Militärs zurückgeschreckt, um "die potenzielle Quelle des Separatismus vor der türkischen Grenze" einzudämmen.

Tell Abyad, eine Grenzstadt zur Türkei, wurde im vergangenen Juni mit umfangreicher US-Hilfe - wie auch in Kobane - von der YPG nach deren Besetzung durch den selbsternannten „Islamischen Staat“ eingenommen. Erst vergangene Woche erklärte ein Rat der politischen Vertretung der YPG, auch PYD genannt, die Region um die Stadt zum vierten Kanton der Kurden.

Bedingt durch diese Entwicklung und die zunehmende Verbandelung kurdischer Interessen mit jenen der USA in Syrien fürchtet die Türkei, dass sich auch Kurden im eigenen Land selbstständig machen könnten. Die YPG ist inzwischen ein Schlüsselalliierter der USA in Syrien. Nicht zuletzt aus diesem Grunde setzte Erdoğan nunmehr klare Zeichen, wonach die nationale Sicherheit der Türkei gegenüber den Interessen der USA und NATO Vorrang eingeräumt werde.

Der Präsident sagte am Mittwoch im türkischen Fernsehen:

„Wir sind bereit, alles zu bekämpfen, was uns entlang der syrischen Grenze innerhalb oder außerhalb [der Türkei] bedroht.“

„Wenn sich die YPG zurückzieht und keine Kantone mehr gründet, dann gibt es keine Probleme. Aber wenn diese Denkweise weiterhin vorherrscht, dann wird getan, was notwendig ist, oder wir stehen vor ernsthaften Schwierigkeiten“, fügte Erdoğan hinzu.

Indes beschuldigte der türkische Präsident Washington der Pflege von Doppelstandards und behauptete, dass die YPG den Kampf gegen den IS unter anderem als Vorwand für ethnische Säuberungen gegen die lokale arabische und turkmenische Bevölkerung missbrauche. Zahlreiche gewaltvolle Vertreibungen und Häuser-Zerstörungen vonseiten kurdischer Milizen in Nordsyrien laufen auf ein „Kriegsverbrechen“ hinaus, was im Übrigen auch die Menschenrechtsgruppe Amnesty International im Rahmen eines Berichts am 13. Oktober festgestellt hätte.

„Der Westen verfolgt noch immer die Mentalität von ‚meine Terroristen sind gut, deine sind schlecht‘“, sagte Erdoğan.

Die Türkei hat seit 2013 über einen vonseiten der Regierung eingeleiteten Friedensprozess versucht, den mehr als drei Jahrzehnte alten Konflikt zwischen Staat und PKK zu beenden. Die Organisation wird wegen ihrer umstrittenen politischen Ziele und militärischen Praxis von den USA und der Europäischen Union als terroristische Vereinigung gelistet.

Am Montag bestätigte Ankara, dass man zwei Luftschläge gegen die YPG in Syrien durchgeführt habe. Erdogan kommentierte:

„Das war eine Warnung. Reißt euch zusammen.”

Gegenwärtig versuchen die USA, mithilfe der YPG eine Großoffensive auf Rakka, die inoffizielle Hauptstadt des IS, vorzubereiten.

Die 500 Millionen US-Dollar, die Obama vom Kongress für das T&E-Programm genehmigt bekam, soll nun in die Unterstützung der Syrischen Arabischen Koalition (SAC) fließen, die 3.000 bis 5.000 Rebellen umfasst, die aber faktisch vollständig von der etwa 50.000 Mann starken YPG abhängig ist. Die Rebellen sollen nicht den Offensiven der Koalition aus Assad, Russland und dem Iran oder dem IS bei Aleppo entgegentreten, sondern der YPG helfen, Raqqa zu isolieren und die IS-Hochburg von den Versorgungslinien abzuschneiden. Als am 12. Oktober vonseiten der USA 50 Tonnen an leichten Waffen und Munition in die Provinz Hasakah abgeworfen wurden, hat nicht nur die SAC, sondern auch die YPG ihren Anteil davon abbekommen.

Der Beginn der engen Zusammenarbeit der USA mit der YPG datiert auf die Phase der Belagerung der Stadt Kobane durch den IS zurück. Damals erwarb sich die YPG den Ruf, als einzige Kraft den IS-Extremisten Paroli bieten zu können, obwohl nach Einschätzung einiger militärischer Analysten erst die Luftschläge der US-Koalition tatsächlich die Wende im Schlachtenverlauf ermöglichten und der IS mittlerweile wieder in einige der Randbereiche der Region zurückkehren konnte.

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