Syrien: US-Trainingsprogramm "moderater Rebellen" als unfreiwillige Kaderschmiede für Al-Nusra?

Wird das Training so genannter "moderater Rebellen" für Syrien, das die USA und Ankara miteinander vereinbart hatten, jetzt auch zum Sprungbrett für Al-Nusra-Karrieren? Wie der "Telegraph" berichtet, sollen sich etwa 70 von den USA trainierte syrische Rebellen, die der "Division 30", einer moderaten Rebelleneinheit, angehörten, unmittelbar nach ihrem Überschreiten der türkisch-syrischen Grenze unter Mitnahme ihrer Waffen der Al-Kaida-Gruppe Al-Nusra ergeben haben. Es sei lediglich noch nicht geklärt, ob sie gefangen genommen wurden oder ob sie sich das US-Training von vornherein nur erschlichen hatten in der Absicht, es bei Al-Nusra zum Einsatz bringen.
Syrien: US-Trainingsprogramm "moderater Rebellen" als unfreiwillige Kaderschmiede für Al-Nusra?Quelle: Reuters © Brendan Smialowski/Pool TPX

Ein Al-Nusra-Mitglied namens Abu Fahd al-Tunisi höhnte denn auch auf Twitter:

"Eine heftige Ohrfeige für Amerika... die neue Gruppe Division 30, die gestern nach Syrien einreiste, hat alle Waffen an Jabhat al-Nusra nach Zusicherung freien Geleits übergeben." Sie hätten "eine große Menge an Munition, mittlere Waffen und einige Pick-ups übergeben".
Ein weiterer Kämpfer, Abu Khattab al-Maqdisi, der ebenfalls behauptet, er sei ein Mitglied der extremistischen Gruppe, sagte dem "Telegraph" zufolge, der Kommandant der "Division 30", Anas Ibrahim Obaid, habe den Führern der Jabhat al-Nusra erzählt, er hätte die US-geführte Koalition "reingelegt", um an Waffen zu gelangen.

Anderslautende Medienberichte besagen jedoch, dass die Gruppe angegriffen, gefangen genommen und zur Übergabe ihrer Waffen gezwungen worden wäre.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte (SOHR) bestätigte, dass 75 Kämpfer der "Division 30" am Montagmorgen aus der Türkei nach Syrien eingereist seien und dabei mit "12 SUVs, bestückt mit Maschinengewehren und Munition" bewaffnet gewesen seien.

Der Verlust von ausgebildeten Kämpfern und Waffen ist ein herber Rückschlag für das von den USA gestützte Programm. Im Vormonat wurde bereits die erste Gruppe von 54 Rekruten von Jabhat al-Nusra angegriffen, nachdem sie Syrien betreten hatten, und dabei wurden mehrere Personen entführt.

Zu allem Überfluss hat nun auch Oberstleutnant Mohammad al-Dhaher, der bisherige Leiter des US-geführten Ausbildungsprogramms, am Wochenende das Handtuch geworfen und dem Trainingsprogramm "fehlende Ernsthaftigkeit" vorgeworfen. Er beklagte in einem Statement eine unzureichende Anzahl an Rekruten und Kämpfern, fehlende Versorgung und einen "Mangel an Genauigkeit und methodischem Vorgehen bei der Auswahl der Kader der Division 30."

Das Training habe es nicht einmal zuwege gebracht, so Dhaher, selbst die grundlegendsten Funktionen einer Brigade zu vermitteln, etwa die Fähigkeit, zusammenzuarbeiten, und es gab Heterogenität im Sinne der Ziele der Einheit. Am Ende hatten die unterschiedlichen Kämpfer der "moderaten" Brigade auch unterschiedliche Verständnisse vom Ziel der Mission.

Das 500 Millionen US-Dollar schwere Programm wurde bereits vielfach scharf kritisiert. Es sollten vorerst 5400 Kämpfer aus den Reihen "moderater" Rebellen in die Lage versetzt werden, sowohl die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu bekämpfen, aber auch, sich gegen Angriffe der regulären syrischen Armee zur Wehr zu setzen. Dem ranghohen US-General, Lloyd Austin, zufolge sollen – so berichtete er in der Vorwoche dem Kongress – nur noch vier oder fünf von den USA trainierte syrische Rebellen in Syrien im vorgesehenen Kampfeinsatz stehen.

Der Haushaltsanforderung der Regierung Obama zufolge soll das Pentagon für 2016 nicht weniger als 600 Millionen US-Dollar für das Programm verlangt haben. Am Ende sollen in drei Jahren 15.000 Rebellen für Syrien trainiert werden.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.