#BILDnotwelcome - Der BILDBOYKOTT geht in die nächste Runde

Kai Diekmann hat es mal wieder geschafft: Ganz Deutschland spricht über ihn, nachdem der BILD-Chefredakteur den FC St. Pauli beleidigte, weil dieser sich nicht an einer Werbekampagne seines Hetzblattes beteiligen will. Immer mehr Fußballvereine folgen nun den Kickern vom Millerntor und weigern sich das BILD-Emblem auf ihren Trikots zu tragen. Doch wirkungsvoll wird der Protest gegen das Springer-Blatt nur dann, wenn er da trifft, wo es weh tut: Bei Boykott
#BILDnotwelcome - Der BILDBOYKOTT geht in die nächste RundeQuelle: www.globallookpress.com © Manfred Segerer/www.imago-images.de

Im Fußball würde man das, was sich BILD-Chef Kai Diekmann im Laufe der Woche geleistet hat, wohl ein klassisches Eigentor nennen. Nachdem sein Kampagnenblatt in den vergangenen Jahren in steter Regelmäßigkeit wahlweise über Hartz IV-Empfänger, die faulen [sic!] Griechen, Russland, Ausländer, Muslime und eben auch Flüchtlinge hetzte, wollten sich Diekmann und die seinen nun mit einem geschickt eingefädelten Werbe-Coup an die Spitze der Solidaritätsbewegung für Flüchtlinge setzen. Der freie Journalist Martin Lejeune hat nur einige der hetzerischen BILD-Schlagzeilen der vergangenen Jahre aus diesem Anlass zusammengetragen. Der Kabarettist Christian Ehring hat ebenfalls das Archiv durchforstet und zeigt auf, wie absurd das alles ist:

Ungeachtet der eigenen Rolle bei der Verbreitung zahlreicher Vorurteile sollte die BILD-Kampagne dank bester Verbindungen zu den Funktionären der DFL ein Erfolg werden. Wo sonst auf allen Trikots der Erst- und Zweitligavereine ein Logo des Sponsors Hermes aufgeflockt ist, sollten am kommenden Spieltag Badges mit der Aufschrift "Wir helfen" prangern - inklusive dem Logo des Klatsch- und Kampagnenblattes aus dem Hause Springer.

Die Kicker des Zweitliga-Clubs FC St. Pauli wollten diese offensichtliche Selbstbeweihräucherung der BILD nicht unterstützen und weigerten sich als erste, die vier weißen Buchstaben auf rotem Grund, die wie kein anderes Mem in Deutschland für Hetze und Medienmanipulation stehen, auf ihren Trikots zu tragen. Diekmanns Antwort kam prompt über Twitter: Beim FC St. Pauli seien Flüchtlinge wohl nicht willkommen, warf er dem Club vor, der sich seit jeher durch eine starke Politisierung und als Kristallisationspunkt der alternativen Szene in Hamburg auszeichnet.

Nun ist es nichts Neues, dass Diekmann absurde Verlautbarungen über die sozialen Netzwerke absondert - und für Menschen mit einem derartigen Geltungsdrang gibt es ja bekanntlich keine negative Aufmerksamkeit. Dennoch hat der BILD-Chef in diesem Fall den Bogen wohl eindeutig überspannt.

Denn als Reaktion auf dessen hetzerischen Stichwörter setzte kein Shitstorm gegen den renitenten Fußballclub ein, der Wind drehte vielmehr und blies die zahllosen empörten Wortmeldungen direkt vor Diekmanns Füße. Selbst die Fans des Lokalrivalen HSV unterstützten die Pauli-Kicker und bestärkten sie in ihrer Entscheidung auf das BILD-Logo zu verzichten.

Mit #BILDnotwelcome schaffte es nach #BILDBOYKOTT gleich der zweite Springer-kritische Hashtag in die Top-Trends von Twitter.

Im April dieses Jahres brach sich im Zuge der sensationshaschenden Berichterstattung der BILD zur Germanwings-Katastrophe bereits eine Welle des Protestes bahn, die einige Einzelhändler dazu veranlasste, das Blatt mit den großen Schlagzeilen aus ihrem Verkaufssortiment zu schmeißen und schließlich sogar zu einer Protestkundgebung vor dem Springer-Hauptquartier in Berlin führte:

Mit #BILDnotwelcome wird der #BILDBoykott nun in Deutschlands Stadien getragen. Mittlerweile weigern sich auch der SC Freiburg, der VfL Bochum, der 1. FC Nürnberg, Union Berlin und der MSV Duisburg an der BILD-Aktion teilzunehmen. Die Bochumer erklären ihre Entscheidung wie folgt:

"Der VfL Bochum 1848 begrüßt sämtliche Hilfsmaßnahmen, die in Not geratene Menschen unterstützen. (...) Allerdings hat uns die scharfe Reaktion seitens der BILD-Chefredaktion ob der Absage eines anderen Clubs an die Aktion dazu gebracht, sich mit diesem Verein solidarisch zu zeigen."

Während weitere Vereine wie Borussia Dortmund, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt noch beraten, ob sie sich dem Boykott ebenfalls anschließen, zeigen die Fans der Borussen im Stadion schon einmal, wie sie die Sache sehen.

Dass die neue Welle der BILD-Ablehnung längst über die Grenzen der Fußballwelt hinausreicht, beweisen die Berliner Verkehrsbetriebe, die augenzwinkernd Solidarität dem FC St. Pauli zeigen, indem sie eine Straßenbahn mit dem Club-Emblem bedruckten:

Kai Diekmann freut sich derweil auf Twitter, dass er es "wieder einmal wunderbar hingekriegt hat":

Ja, wieder ist er in aller Munde - der Kai. Das erinnert an einen kleinen Jungen, der sein Elternhaus in Brand steckt und sich dann darüber freut, dass sich die ganze Familie nun mit ihm beschäftigen muss.

Hauptsache Schlagzeile! Das Geschäftsprinzip der BILD ist ihrem Chefredakteur längst in Fleisch und Blut übergegangen und wurde scheinbar zur persönlichen Lebensphilosophie Diekmanns.

Es bleibt zu wünschen, dass sich noch mehr Fußballclubs dem laufenden Kampagnenboykott anschließen, doch Diekmanns Reaktion zeigt schon jetzt, dass all die Empörung und Ablehnung ihn nicht wirklich treffen - im Gegenteil. Wirkungsvoll wird der Protest allerdings, wenn sich noch mehr Händler weigern, das Blatt zu verkaufen, wenn die breite Masse der bisherigen BILD-Leser aufhört, die Erzeugnisse des Blattes in den sozialen Medien zu verbreiten und wenn man BILD künftig einfach am Kiosk liegen lässt.

#BILDnotwelcome sollte nicht nur in den Fußballstadien zum beliebten Motto werden.

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