Verbalattacken gegen neuen Labour-Chef Corbyn: Das Establishment macht mobil

Am Samstag wurde Jeremy Corbyn zum neuen Vorsitzenden der britischen Labour-Party gewählt und könnte in fünf Jahren Premierminister werden. Trotz der noch langen Zeit bis zu den nächsten Wahlen auf der Insel sieht sich der NATO- und Israel-Kritiker schon jetzt einer Hetzkampagne ausgesetzt, bei der auch das deutsche ZDF und SPD-Politiker mitmischen.
Verbalattacken gegen neuen Labour-Chef Corbyn: Das Establishment macht mobilQuelle: Reuters © Peter Nicholls

Ähnlich wie die Syriza-Partei in Griechenland, Bernie Sanders in den USA und die Bewegungspartei Podemos in Spanien steht in Großbritannien nun der neu gewählte Labour-Chef Jeremy Corbyn für die Hoffnung auf einen politischen Wandel. Die nächsten Parlamentswahlen in Großbritannien stehen zwar erst im Jahr 2020 an, aber dann könnte Corbyn neuer Premierminister auf der Insel werden.

Obwohl bis dahin noch eine lange Zeit ins Land streicht, sieht sich der neugewählte Labour-Chef schon jetzt massiven Angriffen und medialen Verleumdungen ausgesetzt. Auch das ZDF, nicht nur mit ihrem Nachrichten-Frontmann und Atlantikbrücken-Mitglied Claus Kleber stark auf der Linie transatlanitischer Interessengruppen, titulierte Corbyn in einem aktuellen Beitrag als "linken Spinner". So heißt es in dem heute-Beitrag kurz nach Corbyns Wahl wörtlich:

"Corbyn will die Sparpolitik beenden, die Bahn wieder verstaatlichen und möglichst aus der NATO austreten. Der überzeugte Radfahrer und Vegetarier gilt nicht nur Konservativen als linker Spinner."

Es klingt fast so als fühle sich das ZDF durch die politischen Positionen des Briten persönlich angegriffen.

Doch obwohl Corbyn natürlich auch mit innerparteilichem Druck leben muss, ist die Erfolgsbilanz des neuen Labour-Chefs schon jetzt beachtlich. Seit Jeremy Corbyn kandidierte, hat die britische Labour Party 400.000 neue Mitglieder gewonnen. Corbyn wurde am Samstag mit 60 Prozent der Stimmen zum neuen Parteivorsitzenden gewählt.

Zahlen, von denen etwa die deutsche SPD nur träumen kann. Dennoch kommentierte Nils Schmid, Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg auf Twitter:

Beachtliche Worte aus einer Partei, die selbst ihre bedeutsamsten Tage schon lange hinter sich zu haben scheint.

Eine Schippe drauf legte noch Großbritanniens amtierender Premierminister David Cameron. Dieser bezeichnete Corbyn und dessen Labour-Partei, ebenfalls auf Twitter als "nationale Gefahr", als "Gefahr für die Wirtschaft" und als "Gefahr für die Familien" Großbritanniens.

Der Twitter-Account der russischen Botschaft in London fragte dazu süffisant:

 

"Wie würden eigentlich die Schlagzeilen lauten, wenn der russische Präsident die führende Oppositionspartei des Landes als Gefahr für die nationale Sicherheit bezeichnet?"

Auch wenn diese Frage unbeantwortet bleiben muss, da von Wladimir Putin derartige Aussagen nicht bekannt sind, man kann sich die Antwort in etwa vorstellen.

Dass Corbyn schon fünf Jahre vor einem möglichen Amtsantritt sich einer derartigen pan-europäischen Kampagne ausgesetzt sieht, verwundert kaum. Anders als die herrschende politische Kaste in den meisten westlichen Staaten vertritt Corbyn die Interessen der breiten Bevölkerung - statt einer kleinen Wirtschafts- und Finanzelite. Neben dem angestrebten NATO-Austritt, spricht sich der Brite auch für eine Abschaffung der Studiengebühren aus und die Verstaatlichung des Eisenbahn- und Energiesektors. Ebenso fordert er eine pazifistische Außenpolitik, nahm an Demonstrationen gegen den Irak-Krieg teil und kritisiert offen die Völkerrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen Israels.

Die zu erwartende Hetze gegen Corbyn und dessen politische Positionen wird wahrscheinlich auch im deutschen Mainstream neue Maßstäbe in Sachen Propaganda und Meinungsmache setzen.

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