Ukraine: Armee jagt wehrdienstpflichtige Männer in Jugendtreffs und verhängt "Fangquoten" für Bürgermeister

Die hohe Quote an Fahnenflüchtlingen in der Ukraine führt zu extremen Gegenmaßnahmen. Ukrainische Militärpolizisten durchkämmen mittlerweile gezielt Jugendtreffs wie Cafés und Diskotheken auf der Suche nach potentiellen Wehrpflichtigen. Bürgermeistern und Verwaltungsangestellten, die ihr Soll an "Soldatenbeschaffung" nicht erfüllen, drohen empfindliche Gefängnisstrafen.
Ukraine: Armee jagt wehrdienstpflichtige Männer in Jugendtreffs und verhängt "Fangquoten" für Bürgermeister

Um der zunehmenden Fahnenflucht Einhalt zu bieten, fordert der Generalstaatsanwalt in Lemberg, Nikilay Fedyk, nun die Polizei dazu auf, zusätzliche Maßnahmen gegen Deserteure umzusetzen. Neben Wohn- und Aufenthaltsort soll auch Anschrift des Arbeitgebers öffentlich freigegeben werden, damit Kriegsdienstverweigerer schneller abgestraft werden können.

In Kiew soll sich die Lage sogar noch weiter verschärft haben. Wie Leonid W.* (25), wohnhaft in Kiew, gegenüber RT  Deutsch angab, werden die wehrdienstpflichtigen Männer nicht wie früher von der Wohnung oder der Arbeitsstelle abgeholt, sondern direkt auf offener Straße von der Militärpolizei abgefangen.

Laut Leonid durchkämmt die Polizei in Kiew systematisch Jugend-Treffpunkte auf der Suche nach wehrdienstpflichtigen Männer:  "Sie suchen uns in Cafés, Bars, Diskotheken und wenn sie dich dann erst einmal haben, gibt es kein Entkommen." Auf die Frage, warum aktuell so viele Männer den Dienst an der Waffe verweigern, erklärt der 25-jährige:

"Die Situation im Land ist momentan so unüberschaubar, dass ich überhaupt nicht weiß, für wen oder was ich mein Leben lassen würde. Die einzige reale Chance der Einberufung zu entkommen, ist die Flucht aus der eigenen Heimatstadt. Diejenigen, denen die Möglichkeit gegeben ist, das Land zu verlassen, tun das auch. Alle anderen versuchen erst einmal die Behörden so gut wie möglich zu täuschen. Man meldet sich einfach nicht mehr richtig an, wenn man umzieht. Ich selbst lebe jetzt in Kiew, aber angemeldet bin ich weiterhin in meinem Heimatdorf. Und das wird auch genauso bleiben."

Derzeit soll die Anzahl der Fahnenflüchtigen ein so hohes Ausmaß angenommen haben, dass Regierungsbehörden damit drohen, Bürgermeister unter Strafe zu stellen, sollten diese ihr Soll an "Soldatenbeschaffung" nicht erfüllen.

"Stellen Sie sich vor, sie haben ein Dorf mit 20 Häusern. Der Bürgermeister ist befähigt von Tür zu Tür zu gehen und alle Männer im wehrpflichtigen Alter mitzunehmen", erläutert Leonid gegenüber RT Deutsch und führt weiter aus:

"Nun aber sind plötzlich alle potentiellen Wehrdienstpflichtigen verschwunden. Als Grund wird meistens gesagt, die betroffene Person befände sich in einer anderen Stadt um zu arbeiten. Was sollen die Behörden denn dann machen? Und intern wird mittlerweile damit gedroht, dass, wenn der Verantwortliche nicht eine bestimmte Prozentzahl an Männern zur Verfügung stellt, dann drohen ihm seit neustem bis zu acht Jahre Gefängnis."

Ähnlich zeigt sich die Lage in Lemberg. So klagte die Staatsanwaltschaft bestimmte Beamte an, im Bereich der Mobilmachung, "radikal gescheitert zu sein". Laut der Staatsanwaltschaft sei auch bei der sechsten Mobilisierungswelle, nicht eine einzige Person in den 367 Siedlungen angetroffen worden, woraufhin 14 Strafverfahren gegen lokale Behörden eingeleitet wurden.

Erst kürzlich gab der ukrainische Verteidigungsminister an, dass dem Land nach neusten Einschätzungen noch drei weitere Teilmobilisierungen drohen. Die sechste und zunächst letzte wurde am 19. Juni ausgerufen und soll insgesamt 60 Tage andauern.

*Name von der Redaktion geändert.

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