Einmal schießen für die Kamera? Deutsche Welle-Reporterin greift in Ostukraine aktiv ins Kampfgeschehen ein

Bei ihrer Tätigkeit als Kriegsreporterin verschwamm für Kitty Logan die Grenze zwischen passiver Berichterstattung und aktiver Konfliktteilhabe. Als ein Kommandeur der Regierungsgegner die Reporterin fragte, ob diese auf die ukrainischen Truppen schießen sollten, damit Logan "etwas zu filmen habe", erwiederte diese: "Ach, okay, warum nicht". Die Ukraine entzog der Journalistin nun die Akkreditierung, die Deutsche Welle lässt die Zusammenarbeit ruhen, bis der Vorgang gänzlich geklärt ist.
Einmal schießen für die Kamera? Deutsche Welle-Reporterin greift in Ostukraine aktiv ins Kampfgeschehen ein© Screenshot

Der Oliver Stone-Film 'Natural Born Killers' ist ein Meisterwerk moderner Medien- und Gesellschaftskritik. Als Liebespaar im Bonny & Clyde-Stil morden sich Mickey und Mallory Knox (verkörpert von Woddy Harrelson und Juliette Lewis) durch die Vereinigten Staaten. Irgendwann treffen sie auf den Fernsehmoderator Wayne Gale, der die große Story riecht und vom Reporter immer mehr zum anfeuernden Teil des Mörderpärchens wird. Die Grenze zwischen Berichterstattung und aktiver Beteiligung an den Verbrechen von Mickey und Mallory verschwimmt auf groteske Weise.

Auch der Film 'Nightcrawler' aus dem Jahre 2014 widmet sich der Frage, ob Medien wirklich immer nur berichten oder im Rausch nach sensationellen Bildern eine möglichst blutige und gewalttätige Realität oft auch erst miterzeugen. Als Kameramann für nächtliche Unfälle und Raubüberfälle beliefert der skrupellose Soziopath Louis Bloom (Jake Gyllenhaal) die Nachrichtensendungen des Frühstücksfernsehens. Als ihm die Bilder nicht mehr spektakulär genug sind, trägt er seinen Teil dazu bei, um an möglichst schockierende Aufnahmen zu kommen - und geht dabei über Leichen.

Dass all dies nicht nur bloß düstere Hollywood-Phantasien sind, zeigt nun der Fall der Deutsche Welle-Reporterin Kitty Logan, die für den deutschen Auslandskanal aus der Ukraine berichtet. Hoch motiviert stiefelte Logan ins Kriegsgebiet um ein paar Bilder für den Sender einzufangen. Doch so wirklich Spektakuläres ereignete sich nicht. Ein Kommandant der ostukrainischen Volksrepubliken fragte Logan sodann:

"Soll ich auf die schießen, damit Sie was zu filmen haben?" und nach einigem Zögern der Reporterin: "Wir müssen eh auf sie schießen, weil sie uns vorher beschossen haben."
Darauf hin die Reporterin:
"Ach, okay, warum nicht."
Kurz darauf fand sich Kitty Logan im Chaos eines lang anhaltenden Feuergefechtes wieder. Die Story war gesichert und wurde alsbald bei der Deutschen Welle publiziert. "So, sieht der Waffenstilstand aus", lautet Logans mahnender Kommentar zu den Aufnahmen. Nach eigenen Angaben fühlte sich Logan danach "ein bisschen schuldig".

Die Vorgeschichte des Feuergefechtes wurde indes nur bekannt, weil die Deutsche Welle-Reporterin es so auf ihrer Facebook-Seite darstellte, wobei sie davon ausging, dass das Bekenntnis nur für enge Freunde sichtbar sei. Doch der flappsige Kommentar machte die Runde und führte dazu, dass die Ukraine Logan die Akkreditierung entzog.

Die Deutsche Welle verteidigt ihre Mitarbeiterin derweil, spricht von einer "unglücklichen Formulierung" in dem folgenschweren Facebook-Posting und lässt die Zusammenarbeit mit Logan jedoch ruhen, bis der genaue Vorgang mit den ukrainischen Behörden geklärt ist.

Doch auch unabhängig von Logans konkretem Fall lässt sich sagen: Im Kampf um die spektakulärsten Bilder und die begehrten Klickzahlen scheinen einige Journalisten die Grundregeln ihres Berufs mehr und mehr zu vergessen - auch bei Medien, die sich gerne auf höchste journalistische Standards berufen.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.