NATO hält größtes Militärmanöver seit einem Jahrzehnt ab - Russland "darf" Beobachter schicken

Die NATO wird im Oktober ihre größte Militärübung seit zehn Jahren im Mittelmeerraum starten, teilten Kommandeure des Militärbündnisses mit. Ziel sei der Fokus "auf große Reichweite, Geschwindigkeit sowie der Bekämpfung multipler Gefahren gleichzeitig". Auch Russland sei eingeladen Beobachter zu schicken, da die NATO keine Geheimnisse hätte.
NATO hält größtes Militärmanöver seit einem Jahrzehnt ab - Russland "darf" Beobachter schicken

Laut Militärvertretern des westlichen Militärbündnisses ist das Großmanöver "Trident Juncture – 2015" eines der komplexesten Militärmanöver, die jemals geplant wurden. Es umfasst ein "künstliches Gefahrenszenario" zu Land, zu See und zu Luft.

"Wir können nicht zwischen östlichen und südlichen Gefahren aussuchen. Wir müssen für beide trainieren", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den deutschen NATO-Offizier General Hans-Lothar Domröse, der die Übungen organisiert.

Rund 36.000 Soldaten aus mehr als 30 Staaten werden am Militärmanöver im Mittelmeer teilnehmen. Auch die Nicht-NATO-Mitglieder Schweden und Österreich werden mit einem Kontingent partizipieren. Die Übungen finden vom 3. Oktober bis zum 6. November statt und erstrecken sich auf Italien, Spanien, Portugal sowie den gesamten Mittelmeerraum.

"Reichweite ist ein neuer Faktor. Wir werden auf einem riesigen Trainingsareal operieren”, sagte Domröse gegenüber der Presse und betonte zudem: "Dabei fokussieren wir uns auf Geschwindigkeit und multiple Gefahren gleichzeitig."

In Europa baut die NATO aktuell eine schnelle Eingreiftruppe auf, die aus mehreren tausend Soldaten besteht. Diese sollen künftig binnen kürzester Zeit überall in Konfliktherden eingesetzt werden können.

Das letzte Mal, dass die NATO ein ähnlich großes Manöver abhielt wie für Oktober geplant, war 2002. Damals trainierten 15 Mitgliedsstaaten und 12 befreundete Nationen über mehrere Wochen in Norwegen und Polen.

Besonders interessant: Ganz nebenher erklärte die NATO, dass Marineeinheiten den Europäern dabei helfen werden, die Flüchtlingsströme aus Afrika in den Griff zu kriegen. Dabei wollen sich die Kriegsboote vor allem den aus Libyen und Syrien kommenden Flüchtlingsbooten widmen.

"Wenn es zu einer Krise im Einflussbereich eines unserer Schiffe kommt […], werden wir die Übung unterbrechen und humanitäre Hilfe leisten", gab der leitende NATO-General Domröse zu verstehen.

Abkehr vom Osten?

Zum ersten Mal seit Ausbruch der Ukraine-Krise wird die NATO ihren Fokus von Russland und Osteuropa abwenden und sich den Gefahren, ausgehend von Gruppierungen wie dem selbsternannten "Islamischen Staat" (IS), widmen.

"Wir laden internationale Beobachter ein. [Wir haben] keine Geheimnisse, das einzige Geheimnis wird sein, welche Entscheidungen ich treffe, doch alles andere wird transparent sein. Die Russische Föderation und alle anderen, die Interesse an den Übungen bekundeten, werden eingeladen", gab der deutsche General an.

Domröse räumte ein, dass die wachsende Gefahr ausgehend vom IS in Syrien und im Irak die NATO zur Abkehr von Osteuropa zwinge. Vielmehr müsse das westliche Militärbündnis nun versuchen, die überzuschwappen drohende Instabilität aus dem Nahen Osten auszubalancieren. Er fügte hinzu, dass der neue Typ von Gefahr, die der IS ausstrahlt, transnationale Wirkung habe. Das liege an der Affinität der Gruppe für soziale Netzwerke, die die Gruppe als Propagandamittel missbrauche, um weltweit Anschläge zu provozieren.

Im Zuge des Ukraine-Konflikts, für dessen Ausbruch der Westen Moskau die Schuld gibt, waren die Beziehungen zwischen Russland und der NATO zuvor auf ein historisches Tief gefallen.

Infolge der Aufnahme der Krimhalbinsel in den russischen Staatenverbund und dem Ausbruch eines Bürgerkrieges im Osten der Ukraine, hat die NATO ihre Militärpräsenz an den Grenzen der Russischen Föderation signifikant aufgestockt, vor allem im Baltikum und Osteuropa.

Das letzte Militärmanöver der NATO in geografischer Nähe zu Russland wurde unter dem Namen "Agile Spirit 2015" am 8. Juli in Georgien abgehalten. Acht Staaten nahmen an den simulierten Kämpfen teil. Moskau erklärte, dass die Übungen "unter dem falschen Vorwand eines vermeintlichen ‚aggressiven Verhaltens‘ unseres Landes" abgehalten würden. Zudem werde die neugewonnene militärische Dynamik des Westens von einer "unfreundlichen und böswilligen" Rhetorik begleitet.

"Wir bedrohen keinen und suchen die Lösung aller Konflikte mit politischen Mitteln, unter Wahrung des internationalen Rechts und Interessen anderer Staaten", betonte der russische Präsident Wladimir Putin erst im Juni.

Dass sich rund um das Wirken ultranationalistischer Gruppierungen wie den "Rechten Sektor" mittlerweile auch in der Westukraine Instabilität und und Gewalt verstärken, für die man bei bestem Willen nicht Moskau verantwortlich machen kann, könnte möglicherweise auch in der NATO zu einem differenzierteren Blick auf die Situation in der Ukraine führen.

 

 

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