Nach dem OXI: Führende Ökonomen wenden sich mit Offenem Brief an Merkel und fordern Schuldenerlass

Nachdem über 61 Prozent der Griechen am vergangenen Sonntag für ein "Nein" zu neuen Sparauflagen der Troika gestimmt hatten, wenden sich nun führende Ökonomen in einem Offenen Brief an Kanzlerin Merkel und fordern ein Ende des Austeritäts-Regimes. Unter ihnen ist auch der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck und der französische Erfolgsautor Thomas Piketty. Die EU setzte Griechenland unterdessen eine Frist für Ende der Woche.
Nach dem OXI: Führende Ökonomen wenden sich mit Offenem Brief an Merkel und fordern SchuldenerlassQuelle: Reuters © Vincent Kessler

Der Offene Brief von Heiner Flassbeck, Thomas Piketty, Jeffrey D. Sachs, Dani Rodrik und Simon Wren-Lewis an Bundeskanzlerin Angela Merkel ist im respektvollen Ton gehalten, doch in der Sache klar und unmissverständlich: Das griechische Spardiktat, auferlegt durch EU, IWF, EZB und führende europäische Regierungen, funktioniert schlichtweg nicht, ist kontraproduktiv und soll sofort beendet werden.

Anstatt die griechischen Finanzen zu stabilisieren, führe die Austeritätspolitik, bei der der griechische Staat gezwungen wird, seine Sozialausgaben, Renten, Gehälter im Öffentlichen Dienst und Investitionen drastisch zu kürzen, nicht zu einer Stabilisierung der Finanzlage des Landes, sondern - wie von den selben Ökonomen seit langem vorausgesagt - zum fortschreitenden Niedergang der griechischen Wirtschaft mit massiven negativen Auswirkungen auf die griechische Bevölkerung:

"Die humanitären Auswirkungen sind kolossal: 40 Prozent der Kinder leben nun in Armut, die Säuglingssterblichkeit ist in die Höhe geschossen und die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei fast 50 Prozent. Korruption, Steuerflucht und falsche Buchführung der Vorgängerregierungen in Griechenland haben zu diesem Schuldenproblem beigetragen. Doch die Griechen haben Ihre Sparpolitik befolgt - sie haben Gehälter, Regierungsausgaben und Renten gekürzt, privatisiert, dereguliert und die Steuern erhöht. "

Aus diesem Grund fordern die Autoren des Briefes Kanzlerin Angela Merkel nun auf, eine führende Rolle bei einer notwendigen Kurskorrektur zu übernehmen. Verwiesen wird auch auf historische Erfahrungen, wie etwa die deutsche Nachkriegszeit, in der ein Streichen der deutschen Schulden - auch durch Griechenland - die Grundlagen für die folgende wirtschaftliche Prosperität legte. Auch den Griechen soll nun, nach Forderung der Unterzeichner des Briefes, ein großer Teil ihrer Schulden erlassen werden, um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden.

Das Ende des Briefes ist optimistisch gehalten:

"Frau Bundeskanzlerin, unsere Botschaft an Sie ist klar: Wir bitten Sie, die lebenswichtige Führungsrolle für Griechenland, Deutschland und die Welt zu übernehmen. Ihre Taten in dieser Woche werden in die Geschichtsbücher eingehen. Wir zählen auf Sie für mutige und großzügige Schritte auf Griechenland zu - Sie werden Europa auf Generationen dienen"

Eine Reaktion seitens der Bundesregierung auf das Schreiben steht jedoch aus. So kann durchaus angezweifelt werden, ob Angela Merkel sich von den gut gemeinten Worten der Fachleute beeindrucken lässt. Wo Ideologie regiert, haben Argumente meist keinen Einfluss.

Die EU hat Griechenland mittlerweile eine Frist für den Abschluss eines neuen Schulden-Deals gesetzt, die Ende dieser Woche verstreicht. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte, die EU sei auf einen Grexit vorbereitet. Die Ökonomin Ewa Karwowski erklärt gegenüber RT welche ideologischen Dogmen hinter der EU-Politik stehen und warum Export-Wirtschaften wie die Deutschlands von der griechischen Schuldenkrise profitieren:

Hinweis der Redaktion: Der Offene Brief wurde in verschiedenen deutschen Tageszeitungen veröffentlicht.

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