Kritik an Mainstream-Medien wächst: Berichterstattung zum Germanwingsabsturz führt zu Beschwerderekord beim Presserat

Der deutsche Presserat verzeichnet einen neuen Beschwerderekord im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Germanwingsabsturz. 430 Beschwerden sind bereits eingegangen und damit so viele wie niemals zuvor bei einem einzelnen Themenkomplex. Unmut über die Qualität des Journalismus in Deutschland regt sich auch im Internet und auf der Straße.
Kritik an Mainstream-Medien wächst: Berichterstattung zum Germanwingsabsturz führt zu Beschwerderekord beim Presserat© Flickr / Creative Commons by 62693815@N03

Vor allem Privatpersonen haben sich an den Presserat gewendet. Grund der Beanstandungen ist die volle Namensnennung des Co-Piloten der verunglückten Germanwings-Maschine, nebst unverpixelter Fotos sowie dessen schnelle Vorverurteilung durch einige Medien. Auch die Veröffentlichung von Opferfotos führte zu großem Unmut bei den Beschwerdeführern. Die betroffenen Medien, so der Presserat, werden in Kürze von den Beschwerden gegen sie in Kenntnis gesetzt und um Stellungnahme gebeten.

Zuvor appellierte der deutsche Presserat an die Medien bei ihrer Berichterstattung zum Germanwings-Absturz den Schutz der Persönlichkeit der Angehörigen und ihrer Opfer zu achten. Ein Appell, der von vielen ungehört blieb. Am 24. März 2015 war Flug 4U9525 in den südfranzösischen Alpen verunglückt. Das Flugzeug zerschellte an einer Felswand, 150 Menschen kamen dabei ums Leben.

Viele Medien, allen voran BILD, legten sich bei ihrem Erklärungsmuster zu den Absturzursachen frühzeitig auf eine Selbstmordtheorie fest. Der Co-Pilot der Maschine habe diese mutwillig zum Absturz gebracht. Vor allem Springers Boulevard- und Kampagnenblatt blies darauf hin zu einer regelrechten Hatz auf Andreas L. und dessen Angehörige. Andere Medien schrieben, wie üblich, oft einfach ab. Jedoch meldeten sich auch viele kritische Stimmen zu Wort. In Branchenkreisen wurde der sensations- und schlagzeilenhaschende Umgang mit dem Unglück stark kritisiert. So schrieb Hans Hoff im Medienmagazin DWDL beispielsweise "Der Journalismus existiert nicht mehr":

"Ich möchte mich verabschieden vom Journalismus. Er war mir jahrzehntelang ein treuer Weggefährte. Er gab mir Halt, er zimmerte mir Leitplanken, die dafür sorgten, dass ich nicht vom Weg abkam. Ich konnte mich geborgen fühlen als Journalist, aufgehoben in einem Ordnungssystem, das für Werte stand. Zu diesen Werten bekannte sich die Mehrheit meiner Kollegen, weshalb ich es als ehrenhaft empfand, mich als Journalist bezeichnen zu dürfen.

Das ist vorbei. Nicht erst seit den Ereignissen der vergangenen Woche. Es ist schon länger vorbei. Ich hätte das schon lange sehen können, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Der Journalismus, so wie ich ihn kennen- und schätzen gelernt habe, existiert nicht mehr. Journalismus ist nurmehr ein hohles Gefäß, in das jeder füllt, was er mag oder was er meint, im Auftrag seiner Nutzer einfüllen zu müssen. Das dadurch entstehende Gemisch ist mir unerträglich geworden. Es sind Dinge zusammengekommen, die nicht zusammenkommen sollten."

Auch der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Andy Neumann, zeigte sich empört über das Verhalten des medialen Mainstreams in Deutschland und wandte sich mit einem Offenen Brief direkt an Kai Diekmann, den Chefredakteur der BILD und Gesamtherausgeber der Bild-Gruppe.

Neumann schrieb unter anderem:

"Lieber Herr Diekmann, ich bin kein Feind der BILD. Wirklich nicht! Aber heute stehen Sie für mich für alles, was ich an und in den Medien absolut grauenhaft finde."

Wie Neumann und Hoff geht es offensichtlich vielen Menschen in Deutschland. Neben digitalem Unmut in großer Zahl und einem beginnenden BILD-Verkaufsboykott erster Einzelhändler regte sich vergangenen Samstag auch Unmut auf der Straße. RT Deutsch berichtete mit einem unkommentierten Live-Stream

von der #BILDBOYKOTT-Demo vor dem Axel-Springer-Haus, organisiert von der Aktivistengruppe Rebellunion.

Die zahlreichen Beschwerden an den deutschen Presserat zeigen, dass die Empörung nicht lediglich eines von vielen digitalen Strohfeuern ist, wie sie in Zeiten der sozialen Internetmedien immer wieder auf flackern.

Allerdings ist die schärfste Sanktion, die der Presserat ausüben kann eine formelle Rüge, die neben Reputationsverlusten keine weiteren Konsequenzen hat. Eine solche Rüge erhielt beispielsweise auch schon der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Bild am Sonntag, Nicolaus Fest. In einem als Kommentar gekennzeichneten islamfeindlichen Pamphlet vom 27. Juli 2014 mit dem Titel "Islam als Integrationshindernis" verkündete dieser:

"Nun frage ich mich: Ist Religion ein Integrationshindernis? Mein Eindruck: nicht immer. Aber beim Islam wohl ja."

[...]

Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht."

Gegen Fests Beitrag waren einst 215 Beschwerden beim deutschen Presserat eingegangen.

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