Der Tod eines Oppositionellen

Ein weiteres Mal beweist die deutsche Mediengemeinschaft, wie einfach es ihr doch fällt, ein Verbrechen aufzudecken, noch bevor die Beweislage es überhaupt zulässt.
Der Tod eines Oppositionellen

Mit dem Mord am Oppositionspolitiker Boris Nemzow letzten Freitag schafft sich der deutsche Journalismus nicht nur ein recht ansehnliches Opfer, wie es der Westen sich wünscht, sondern liefert ein erneutes Mal dem Leser den passenden und, wie in der Vergangenheit deutlich kenntlich gemachten, bösen Gegenspieler.

So nah, wie der Mord am Kreml vollzogen wurde, so eindeutig scheint auch zu sein, wer für die vier Schüsse verantwortlich sein muss. Momentan ermittelt die russische Polizei noch, wie der Präsident des Landes Wladimir Putin am Wochenende mittgeteilt hat. Es wird alles erdenklich Mögliche getan, um diesen "zynischen" Mord aufzuklären. Doch die von Gerüchten getriebene, westlich-orientierte Medienlandschaft hier in Deutschland, scheint wenig von Ermittlungen zu halten. Vor allem, wenn der vermeintliche Drahtzieher doch so nah am Ort des Verbrechens, genauer gesagt im Kreml selbst, sitzt und wahrscheinlich immer noch seine Waffe in den Händen hält.

Der Fall scheint klar, die Ermittlungen schließt das ZDF auch gern mal selbst ab. Zu gefährlich ist Nemzow für Putin geworden, das sagte schließlich auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko. Der hat kurz nach Nemzows Ermordung erklärt, Nemzow hätte geplant "überzeugende Beweise für die Teilnahme des russischen Militärs" zu veröffentlichen. Von welchen Beweisen der ukrainische Präsident genau spreche, wird vom ZDF aber nicht aufgegriffen.

Nach Angaben der ARD bräuchte die russische Polizei wohl kaum noch im privaten Kreis des Oppositionspolitikers zu ermitteln. Auch sind die weiteren von der russischen Polizei angebrachten Motive für die öffentlich-rechtlichen eher uninteressant. Am Ort des Verbrechens kommen die Passanten zum Wort, die gerade Blumen legen. Sie erinnern sich an Nemzows Politik.

Der rote Faden ist schnell eingerollt. Der Feind sitzt nebenan. Momentan scheint es wenig glaubhaft, dass die Ergebnisse der Polizei entweder bei den Anhängern der Oppositionellen oder den Medien in Deutschland überhaupt Gehör finden. Auch ist wohl das Privatleben des ehemaligen Politikers für das ZDF irrelevant. So wird Nemzows Begleiterin, das 23-jährige ukrainische Modell, das während seiner Ermordung vor Ort war, kaum erwähnt.

Doch dort, wo die ARD noch vor Zurückhaltung strotzte, ergoss die Bild am Sonntag ohne zu zögern ihr gefährliches Halbwissen auf den Leser. Exklusiv analysiert der Russland-Experte Boris Reitschuster den Nemzow-Mord, wie die Bild selbst titelt.

Relativ ausführlich geht Reitschuster in seinem Bericht auf sein Treffen mit dem Oppositionspolitiker im Juli letzten Jahres ein und erklärt, wie sehr sich Putin nun doch vor Nemzow, aufgrund seiner neuen Beweise und Informationen fürchten wird. Gleichzeitig betont Reitschuster, dass auch der russische Politiker wegen eben dieser nicht näher genannten Erkenntnisse um sein Leben bangen müsse.

Von Nemzows Aussage, "damit habe ich mein Urteil selbst unterzeichnet", schreibt Reitschuster weiter, "jetzt ist er tot".

Ein weiteres Mal beweist der deutsche Journalismus wie neutrale Berichterstattung in unseren heutigen Tagen richtig an den Mann gebracht wird.

Erwähnenswert wäre vielleicht eher, dass der am Sonntag erfolgte Trauermarsch um Boris Nemzow am Sonntag, nicht politisch in Szene gesetzt wurde, sondern den Menschen in Moskau die Chance bot, von Nemzow Abschied zu nehmen.

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