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Wissenschaft: Ist Alzheimer doch ansteckend? Wettbewerb zur Ursachenforschung ausgeschrieben

Noch immer ist unklar, was genau Alzheimer auslöst. Eine Theorie geht davon aus, dass es sich um einen Keim handeln könnte. Nun hat ein bekannter US-Mediziner ein Preisgeld von einer Million US-Dollar für denjenigen ausgelobt, der den Beweis dafür liefert.
Wissenschaft: Ist Alzheimer doch ansteckend? Wettbewerb zur Ursachenforschung ausgeschriebenQuelle: Reuters © Denis Balibouse

Es gibt bis jetzt weder eine klare Antwort darauf, was Alzheimer auslöst, noch eine wirkungsvolle Therapie. Lange Zeit galten die sogenannten Amyloid-Plaques, Eiweißablagerungen im Gehirn, als Auslöser für die Demenzkrankheit. Doch inzwischen sind sich die meisten Experten offenbar einig, dass diese Ablagerungen nicht die Ursache der Erkrankung sein können.

Nun hat der US-amerikanische Mediziner Leslie Norins ein Preisgeld in Höhe von einer Million US-Dollar für den Wissenschaftler ausgelobt, der überzeugende Beweise dafür liefert, dass ein Infektionserreger der Auslöser für Alzheimer-Erkrankungen ist. Der auf drei Jahre angelegte Forschungswettbewerb startet am 15. Januar 2018. Für die Wissenschaftler, die sich beteiligen möchten, wurde eine Webseite eingerichtet, über die sie sich bewerben können.

Der 44-jährige Norins ist ein renommierter Publizist zu Medizinthemen. Zu Beginn seiner Karriere leitete er in den Vereinigten Staaten das Forschungslabor für Geschlechtskrankheiten der Behörde für Seuchenschutz (CDC) in Atlanta. Er studierte zuvor an der Johns Hopkins University in Baltimore, an der Duke Medical School in Durham sowie an der University of Melbourne, wo er beim Nobelpreisträger Sir Macfarlane Burnet in der Immunologie ausgebildet wurde.

"Es ist an der Zeit, dass die Jagd nach einem Mikroorganismus, der bei Alzheimer die Rolle des Übeltäters spielt, offensiver mit Finanzmitteln ausgestattet wird", so Norins.

Die Theorie ist nicht neu: Schon seit Jahren gibt es immer wieder Hinweise und Indizien darauf, dass Infektionen bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen könnten. Der US-amerikanische Wissenschaftler findet, dass nicht genug Geld und Zeit in die Erforschung dieser Hypothese investiert wird.

Der Mediziner spricht bei der Auslobung des Preisgelds bewusst von einem "Keim", da er die Forscher nicht einschränken will. Der Begriff "Keim" lässt die Möglichkeit offen, dass es sich auch um Bakterien, Viren, Prionen, Pilze und Parasiten handeln könnte. Die Beweggründe für den Wettbewerb werden in einem begleitend herausgebrachten Weißbuch unter dem Titel "It's Time to Find the Alzheimer's Germ" (Es ist Zeit, den Alzheimer-Keim zu finden) erläutert.

Laut Norins gib es mittlerweile eine Reihe von ernst zu nehmenden Berichten, die darauf hindeuten, dass es eine Verbindung zwischen Alzheimer und einer mikrobiellen Infektion gibt. Zudem forderten 33 führende Alzheimer-Forscher schon im Jahr 2016 mehr Forschung auf diesem Gebiet und unterzeichneten einen offenen Brief.

Norins beklagt, dass die Geldgeber für die Alzheimer-Forschung immer noch "unerschütterlich an den alten, sicheren Favoriten" bei den Forschungsthemen, wie Amyloidplaques und Tau-Proteinschlingen, festhielten.

Es besteht die Hoffnung, dass dieser Wettbewerb dabei helfen wird, für ein weltweit größeres Interesse bei der Erforschung von Mikroben zu sorgen", so der Mediziner.

Dies sei dringend notwendig, denn "wenn wir keine Forschung betreiben, werden wir garantiert auch nichts finden." Norins betont auch gewisse Parallelen zu der Entdeckung von dem Bakterium Helicobacter pylori und dessen Rolle als Auslöser von Magengeschwüren. Auch dieses Bakterium habe sich seiner Identifizierung über Jahrzehnte hinweg geschickt entzogen.

Unterstützt wird die These einer mikrobiellen Infektion durch eine Studie aus dem US-Bundesstaat Utah, bei der mehr als 1.200 Ehepaare 15 Jahre lang beobachtet worden sind. Die Studie ergab, dass die Partner von Alzheimer-Patienten ein sechsfach erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an Alzheimer zu erkranken. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen zu der Studie, die einen anderen Grund für das erhöhte Risiko ausgemacht haben wollen: Die Pflege des dementen Angehörigen verursache Stress, der das eigene Erkrankungsrisiko erhöht. Zudem hätten Ehepartner über längere Zeiträume die gleiche Umwelt und damit auch gleiche Risikofaktoren geteilt.

Allerdings hatte auch das renommierte Journal of Neurosurgery im Jahr 2010 berichtet, dass Neurochirurgen ein sehr stark erhöhtes Risiko aufwiesen, selber an Alzheimer zu erkranken. Dies könne ein Hinweis darauf sein, dass es im Operationssaal bei Hirnoperationen einen Weg der Übertragung von potenziellen Erregern geben könnte.

In den USA wird Alzheimer bei den Todesursachen auf Rang sechs geführt. Doch laut der Seuchenschutzbehörde stiegen die Zahlen in den letzten Jahren um 25 Prozent. In Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. gegenwärtig fast 1,6 Millionen Demenzkranke. Zwei Drittel von ihnen seien von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Jedes Jahr würden etwa 300.000 Neuerkrankungen auftreten.

Infolge der demografischen Veränderungen komme es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Aus diesem Grund nehme die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich zu. Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelänge, werde sich nach Vorausberechnungen der Bevölkerungsentwicklung die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf rund drei Millionen erhöhen.

Ein Animationsfilm der Alzheimer Forschung Initiative zeigt, wie sich die Krankheit im Gehirn ausbreitet und welches die Symptome der Erkrankung sind:

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